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Ścinawa

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Ścinawa / Steinau an der Oder
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Landkreis: Lubin
Fläche: 13,54 km²
Geographische Lage: Koordinaten: 51° 25' N, 16° 25' O 51° 25' N, 16° 25' O
Höhe: 100 m
Einwohner: 6.053 (31. Dez. 2005)
Postleitzahl: 59-330
Telefonvorwahl: (+48) 76
Kfz-Kennzeichen: DLU
Wirtschaft & Verkehr
Zweige: Landwirtschaft, Chemieindustrie
Straße: Trzebnica - Lubin
Nächster int. Flughafen: Flughafen Breslau
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 22 Ortsteile
Fläche: 164,5 km²
Einwohner: 10.724 (31. Dez. 2005)
Verwaltung (Stand: 2006)
Bürgermeister: Stanisława Lewandowska
Adresse: Rynek 17
59-330 Ścinawa
Webpräsenz: www.scinawa.com.pl

Ścinawa (deutsch: Steinau an der Oder) ist eine Stadt im Powiat Lubiński in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Die Stadt liegt rund 35 km nordöstlich von Legnica an der Oder. Sie hat rund 6.000 Einwohner und bildet eine Stadt- und Landgemeinde, in der fast 11.000 Menschen leben.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

Die Stadt liegt 35 km nordöstlich von Legnica (Liegnitz) und etwa 20 km nordwestlich von Wołów (Wohlau) entfernt, südlich der Mündung der Zimnica in die Oder. Diesen schmalen Streifen, wo die Oder von Lubiąż (Leubus) 30 km lang ihren Kurs Richtung Norden ändert, bezeichnet man auch als Steinauer Oderdurchbruchstal. Das Stadtzentrum befindet sich rund 2 m oberhalb des Zimnica-Tals auf etwa 100 m ü. NN. Es wird im Osten vom Odertal, im Süden von der Zimnica begrenzt, im Norden und vor allem im Westen besteht dagegen viel freies Land. Die Stadt nimmt eine Fläche von 13,5 km² ein, die Fläche der Landgemeinde beträgt 151 km².

[Bearbeiten] Geschichte

In der Nähe des wichtigen Oderübergangs und am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelswege entstand schon früh eine Siedlung. Am 22. November 1202 wurde dieser Ort zum ersten Mal in einer Urkunde Innozenz III., im Zusammenhang von Zinszahlungen an das Zisterzienserkloster Trebnitz, als Stinav erwähnt. Bereits vor 1248 erfolgte die Stadtgründung nach Neumarkter Recht, der ältesten Stadtform in Schlesien. Das Stadtwappen das erstmals 1310 in einem Siegel benutzt wurde erhielt sich, außer einigen stilistischen Veränderungen, bis in unsere Zeit: Ein halber schlesischer Adler und das Fragment einer Stadtmauer. Die Stadt gehörte abwechselnd zu den Fürstentümern Liegnitz, Glogau und Breslau. Unabhängig, da sie ein eigenes Herzogtum bildete, war die Stadt seit 1274. In diesem Herzogtum regierte Johann von Steinau, der sich auch als rechtsmäßiger Erbe des polnischen Königreichs bezeichnete und in Steinau eine herzogliche Burg am Oderübergang errichtete. Außerdem erhielt die Stadt bereits 1290 eine Stadtbefestigung.

Wie die umliegenden Fürstentümer schloss sich das Herzogtum Steinau 1329 dem böhmischen König Johann von Luxemburg als Lehen an und war somit Teil des Reiches. Später versuchte der polnische König Kasimir der Große ab 1343 mehrmals Schlesien von den Luxemburger zurückzugewinnen. Während mehrere schlesische Herzogtümer an der Grenze erobert wurden, gelangten polnische Truppen bis nach Steinau, das sie anzündeten und dessen Stadtmauer sie auch verwüsteten. Im Vertrag von Namslau von 1348 verzichtete Kasimir auf alle Zeiten auf Schlesien, so dass die Stadt keine weiteren Zerstörungen von dieser Seite zu befürchten hatte. Während des Wiederaufbaus der Stadt wurden die Stadtrechte 1348 mit dem Magdeburger Stadtrecht erneuert. Bei dieser Gelegenheit erhielt die Stadt ihr regelmäßige Anlage, mit dem rechteckigen Ring (56 × 93 m) in der Stadtmitte, wie es für Neugründungen der deutschen Ostkolonisation üblich war. Das Herzogtum wurde 1365 aufgelöst und die Stadt fiel an das Herzogtum Oels. Später wurde es Teil des Fürstentums Wohlau und fiel mit diesem 1410 an die böhmische Krone. Wie das Königreich Böhmen wurde die Stadt 1526 habsburgisch.

1633 wurde in Steinau eine Blaudruckwerkstatt errichtet. Der Niedergang der Stadt begann mit dem Dreißigjährigen Krieg, der Steinau große Zerstörungen brachte. Neben den materiellen Schäden kam noch hinzu, dass zahlreiche Bewohner ums Leben gekommen waren, oder nach 1648 auswanderten. In diesem Krieg hatte Wallenstein nach seinem Einmarsch in Schlesien in der Nähe der Stadt am 23. Oktober 1633 gegen die Schweden und Brandenburger gekämpft und ein schwedisches Korps von 5000 Mann und 60 Geschützen gefangen genommen. Die Stadt wurde im 18. Jahrhundert wiederum von Zerstörungen und Plünderungen heimgesucht, für die wiederum schwedische Truppen verantwortlich waren. Den schlimmen Zustand des Ortes zu dieser Zeit spiegeln historische Dokumente wieder, die davon berichten, dass in Steinau zwar drei Kirchen, aber nur zwei Wohnhäuser übrig geblieben waren. Die entvölkerte Stadt hatte nun eher die Bedeutung eines gewöhnlichen Marktfleckens.

1839 - 1841 wurde in der Stadt die katholische Kirche Zur Kreuzerhöhung errichtet und 1861 erhielt die Stadt eine neue evangelische Kirche. Trotz eines Stadtbrands 1880, brachte das 19. Jahrhundert für die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, der auch mit einem raschen Bevölkerungswachstum verbunden war. Denn 1874 wurde Steinau an die Eisenbahnlinie Breslau - Glogau angeschlossen und 1898 folgte die Verbindung Liegnitz - Rawicz. Deshalb kam es auch zu einem Ausbau des Oderhafens und auch durch eine neue Oderbrücke erlangte der Ort eine bessere Verkehrsanbindung. Es entstanden auch zahlreiche neue Betriebe, sowie eine Eisenhütte. Bis 1932 war Steinau Sitz eines Landkreises.

Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurde Steinau wegen seiner strategisch wichtigen Lage zur Verteidigung des Oderübergangs in eine Festung umgewandelt und vor der Stadt wurden zahlreiche Betonbunker errichtet. Am 23. Januar 1945 begannen schwere Kämpfe mit der Roten Armee. Um die Stadt abzuriegeln wurde am 25. Januar die Oderbrücke gesprengt. Unter schweren Verlusten bildeten die Russen einen Brückenkopf und drangen in die Stadt ein, die von den Nazis im Häuserkampf erbittert verteidigt wurde. Dieser sinnlose Verteidigungskampf kostete 3000 Deutschen und mindestens ebenso vielen russischen Soldaten das Leben, bis die Stadt am 8. Februar 1945 erobert wurde. Wie in den Jahrhunderten zuvor hatte die Lage am Oderübergang der Stadt viel Zerstörung gebracht, nach den Kämpfen lagen 1121 Häuser in Trümmern, was 75 % der Bebauung entsprach. Das örtliche Schloss aus dem 19. Jahrhundert wurde dem Erdboden gleichgemacht, vom Rathaus blieb nur der Turm erhalten. Die katholische Kirche wurde ebenfalls zerstört, die damalige evangelische Kirche wurde dagegen nur beschädigt. Die Ringbebauung wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass dort nur fünf Gebäude erhalten blieben.

Nach dem Krieg entstanden neue Wohnhäuser, im Stadtzentrum und am Ring blieben aber viele Grundstücke unbebaut, oder wurden mit unpassenden sozialistischen Bauten versehen. Mit dem Ende des Kriegs 1945 wurde Steinau polnisch und in Ścinawa umbenannt. Außerdem wurde die Stadt in Folge einer Kreisreform Teil des Kreises Lubin, vorher war sie dem rechts der Oder gelegenen Wohlau kreisangehörig gewesen.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen von Steinau an der Oder nach dem jeweiligen Gebietsstand, die neueren Zahlen beziehen sich auf die gesamte Gemeinde:

Jahr Einwohner
1816 2.050
1871 3.273
1900 3.707
1939 6.529
1969 4.208
1995 11.031
1996 10.970
1997 10.998
Jahr Einwohner
1998 11.001
1999 10.907
2000 10.885
2001 10.883
2002 10.787
2003 10.797
2004 10.764

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Wappen

Die älteste Abbildung des Stadtwappens stammt aus dem Jahr 1310. Seitdem hat sich es sich außer einigen stilistischen Veränderungen nicht verändert. Das Wappen ist zweigeteilt und zeigt auf der linken Seite einen halben schwarzen schlesischen Adler auf goldenem Grund, der die Zugehörigkeit des Ortes zu Niederschlesien symbolisiert. Auf der rechten Seite befindet sich ein Fragment der Stadtmauer in Rot auf ebenfalls goldenem Grund und weist auf die seit 1290 bezeugte Stadtmauer hin.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Johanneskirche

Die jetzige katholische Stadtpfarrkirche diente bis 1945 der evangelischen Bevölkerung als Gotteshaus. Erstmal erwähnt wurde die Kirche 1209, der jetzige Bau entstand um 1450 und wurde 1839- 1841 erneuert. Die gotische Kirche wurde in Backstein errichtet und mit vielen Details und einer kostbaren Ausstattung versehen, von der zwei Gräber aus der Zeit um 1600 zu erwähnen sind. Im Ostteil der dreischiffigen Hallenkirche befindet sich der Chor, die Westfassade nimmt der wuchtige viereckige Turm ein, der im obersten Teil in eine achteckige Form übergeht. Bekrönt wurde er von einem achteckigen Turmhelm mit einer kleinen Zwiebelhaube am oberen Ende. Im 2. Weltkrieg trug die Kirche nur leichte Beschädigungen davon und obwohl der Turm zur Gänze erhalten blieb, wurde der Turmhelm später durch einen neuen einfacheren ersetzt.

[Bearbeiten] Rathaus

Das Rathaus stammt ebenfalls aus dem Mittelalter und wurde 1837-1838 durch einen klassizistischen Neubau ersetzt, der Turm blieb jedoch in großen Teilen erhalten. Es folgte in den 20er Jahren ein erneuter Umbau, der dem Rathaus ein völlig anderes Gesicht verlieh und der Rathausturm bekam nun einen durchbrochenen Turmhelm. In diesem Zustand blieb das Rathaus bis zum 2. Weltkrieg. Gegen Ende des Krieges brannte es völlig aus. Die Bausubstanz blieb zwar recht gut erhalten, wurde aber in den nächsten Jahren abgerissen und durch einen unpassenden Plattenbau sozialistischen Stils ersetzt. Der Turm wurde nur geringfügig beschädigt und blieb als einziger historischer Bestandteil des Rathauses bestehen, wurde aber mit einem neuen Dach versehen.

[Bearbeiten] Reste der Stadtmauern

Im Jahre 1290 wurde erstmals eine Stadtbefestigung in Steinau erwähnt, die zuerst aus Palisaden und Erdwällen bestand und mehrfach umgebaut und erweitert wurde. Sie umgab die Stadt ovalförmig. Im Norden war jedoch keine Befestigung nötig, da hier Feuchtgebiete natürlichen Schutz boten. Gegen Anfang des 14. Jahrhunderts wurden sie in Stein ausgeführt und erhöht. In den folgenden beiden Jahrhunderten wurden die Stadtgräben vertieft. Die Mauern waren rund 1,5 m stark und 8 m hoch, davor wurde noch ein 10 m tiefer Graben ausgehoben. Die beiden Stadttore, das Glogauer- und das Odertor, wurden bereits 1822 abgebrochen, die Mauern wurden damals renoviert. Bis in unsere Zeit blieb die Stadtmauer im Süden mit bis zu 2 m Höhe erhalten, die teilweise rekonstruiert wurde, im Westen sind größtenteils nur die originalen Fundamente zu finden.

[Bearbeiten] Gemeinde

Die Stadt ist gleichzeitig auch Hauptort der Landgemeinde Ścinawa. Diese umfasst Dörfer im Umkreis von 20 km, die sich jedoch alle links der Oder befinden. Steinau macht über die Hälfte der 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde aus und ist ihr Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum. Die Gemeindeinstitutionen sind allesamt in Steinau angesiedelt und alle wichtigen Straßen führen in die Stadt. Die Landgemeinde setzt sich aus folgenden 21 Gemeinden und der Stadt Steinau zusammen:

  • Stadt Ścinawa
  • Buszkowice
  • Chełmek Wołowski
  • Dąbrowa Dolna
  • Dąbrowa Środkowa
  • Dębiec
  • Dłużyce
  • Dziesław
  • Dziewin
  • Grzybów
  • Jurcz
  • Krzyżowa
  • Lasowice
  • Parszowice
  • Przychowa
  • Redlice
  • Ręszów
  • Sitno
  • Turów
  • Tymowa
  • Wielowieś
  • Zaborów

[Bearbeiten] Wirtschaft

In der Vergangenheit wurde in Steinau vorwiegend Oderfischerei betrieben, später kamen noch verschiede Mühlen als Wirtschaftszweige hinzu. Besonders im 17. Jahrhundert war in der Stadt ein bedeutendes Tuchmachergewerbe tätig. Über 400 Tuchmacher brachten es hier auf eine Jahresproduktion von 14.000 Stück Leinen. Außerdem war auch die hiesige Bierproduktion nicht unbedeutend. In Steinau wurde 1633 eine Schwarzfärberei gegründet, die auch die erste Blaudruckwerkstatt war. Ab 1720 wurden hier systematisch Blaudrucke hergestellt. Nach dem Krieg ließ sich die Firma im sächsischen Pulsnitz nieder. In neuerer Zeit wurde hier eine Eisenhütte, sowie eine Zucker- Seifen- und Gurkenfabrik errichtet. Der bedeutendste Wirtschaftszweig der Gemeinde ist jedoch die Landwirtschaft.

[Bearbeiten] Weblinks

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