Benutzer:Wila
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Herzmuschel
Systematische Einordnung:
Stamm: Molluska (Weichtiere) Unterstamm: Conchifera (Schalentragende) Klasse: Bivalvia/Lamellibranchia (Muscheln) Unterklasse: Heterodonta (Verschiedenzähnige) Ordnung: Veneroidea (Venusmuschelartige) Überfamilie: Cardiacea (Herzmuscheln)
Erklärung der Begriffe:
Molluska mollis (lat.) = weich, die Tiere besitzen kein Innenskelett mit ca.130 000 Arten der artenreichste Tierstamm nach den Gliedertieren/Arthropoda (mit 800 000 Arten) Conchifera concha (lat.) = Muschel, ferre (lat.) = tragen dazu zählen neben den Muscheln u.a. auch die Schnecken (Gastropoda) und die Kopffüßer (Cephalopoda) bzw. "Tintenfische" Bivalvia zweischalige Lamellibranchia Blattkiemer Heterodonta Verschiedenzähnige Cardiacea cor (lat.) = das Herz
Die zweiklappige Schale der Muscheln besteht aus mehreren Schichten (Periostrakum, Prismenschicht und Perlmutterschicht) und wird von einer Hautfalte, dem Mantel gebildet. Die beiden Hälften werden durch zwei innere Schließmuskel zusammengehalten und sind rückenseitig durch ein Schlossband, dem sog. Ligament, verbunden. Dieses ist sehr elastisch und arbeitet antagonistisch zu den Schließmuskeln. Nach dem Tod des Tieres klaffen daher die beiden Schalen auseinander und werden meist bald darauf getrennt, sodass man oft nur mehr einzelne Schalen findet (im Gegensatz zur wertvolleren "Doublette" mit beiden Schalenhälften). Damit die beiden Hälften nicht seitlich verrutschen, tragen sie meist sogenannte "Schloss-zähne" , deren Ausbildung die systematische Zuordnung erleichtert. Diese Schlosszähne bestehen aus zahn- oder leistenförmigen Erhebungen am inneren Rückenrand der Klappen bzw. entsprechenden Gruben auf der Gegenklappe, die ineinandergreifen. Die meisten Muscheln - und somit auch die Herzmuscheln - sind heterodont, d.h. ihr Schloss besteht aus wenigen Hauptzähnen und bis zu 4 leistenförmigen Seitenzähnen.
Die Überfamilie der Herzmuscheln zeichnet sich durch eine feste, stets gleichklappige Schale aus, die meist eine kräftige Radialskulptur aufweist, die wiederum glatt (Laevicardium elatum) oder mit knotigen Verdickungen (Acanthocardium/Rudicardium tuberculata) bzw. stacheligen Fortsätzen (Acanthocardia aculeata und echinata) besetzt sein kann. Das von außen gut sichtbare Ligament ist kurz und dick, der Schalenrand mehr oder weniger stark eingekerbt, was ebenfalls ein seitliches Verrutschen der Schalenhälften verhindert. Betrachtet man die Schale von der Seite her, so erkennt man im Umriss auf Grund des starken Wirbels eine gewisse Herzform, die bei der Familie der Cardiidae, den eigentlichen Herzmuscheln (engl. Cockles), besonders ausgeprägt ist. In der Aufsicht bietet sich ebenfalls ein unterschiedliches Bild. So sind etwa die Schalen der bereits erwähnten Cardiidae und der Cardiinae nahezu halbkreisförmig gestaltet, die der Trachycardiinae oval und die der Laevicardiinae schräg-elliptisch. Bei den Fraginae weist der hintere Schalenteil eine stumpfe Kante auf, wodurch der untere Schalenteil einen Winkel erhält, und bei den Protocardniinae sind die Schalen relativ eckig und ebenfalls mit einem Grat ausgestattet.
Verwechslungsmöglichkeiten gibt es mit der Überfamilie der Carditacea (Trapezmuscheln) und den Crassatellacea (Dickmuscheln), wobei deren Schalen eher dreieckig bis trapezförmig ausgebildet sind und der Wirbel nicht wie bei den Cardiacea in der Mitte liegt, sondern - mitunter sogar weit - nach vorn gerichtet ist (zB Arctica islandica - Islandmuschel; bei Glossus humanus, dem "Menschenherz" bzw. "Ochsenherz", ist er sogar nach vorne eingerollt.)
Vorkommen:
Herzmuscheln sind weit verbreitet. Man findet sie sowohl in arktischen Meeren und im Atlantik als auch im Mittelmeer, im Indopazifik und an der Westküste Amerikas sowie in der Karibik.
Herzmuscheln gab es auch in vergangenen Erdzeitaltern. Fossile Zeugen findet man u.a. bei Nexing (NÖ) in einer Muschelsandgrube (im Volksmund "Hendlfutterberg"genannt, weil man diesen Muschelkalk fein zermahlen dem Hühnerfutter zugesetzt hat), zB Cardium vindobonensis und Limnocardium latisulcum. Diese Muscheln stammen aus dem Sarmat, sind zwischen 2 und 11 Millionen Jahre alt und lebten im Pannonischen Meer (einem Rest der Paratethys im Bereich des heutigen Wiener Beckens bzw. der ungarischen Tiefebene), das zu diesem Zeitpunkt bereits auszusüßen begann und somit Brackwasser enthielt.