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Westfernsehen

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Der Begriff Westfernsehen bezeichnete während der Deutschen Teilung alle westeuropäischen Fernsehsender, die in der DDR neben dem DDR-Fernsehen zu empfangen waren. ARD und ZDF konnten fast überall (außer dem östlichen Sachsen, wo der Begriff Tal der Ahnungslosen geprägt wurde und dem östlichen Mecklenburg-Vorpommern) empfangen werden, NDR, SFB, HR, BR, RTL, Sat.1 und RIAS-TV nur in bestimmten Regionen. Im Berliner Raum war noch amerikanisches, britisches und französisches Soldatenfernsehen empfangbar, meist jedoch nur in Grenznähe.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Bedeutung

Dank des Westfernsehens konnten sich große Teile der Bevölkerung der DDR einen Eindruck über das Leben und die Konsumwelt in Westdeutschland verschaffen. Vor allem Nachrichtensendungen galten als hoch interessant, da sie die aktuellen Themen von einer anderen Seite betrachteten.

Ebenfalls brachte das Westfernsehen in der DDR totgeschwiegene Meldungen, auch über geglückte Republikfluchten. So wurde beispielsweise eine geglückte und gefilmte Flucht im Westfernsehen gezeigt, bei der eine Familie in Ostberlin am Treptower Ehrenmal mit zwei Ultraleicht-Flugzeugen abgeholt wurde. Dadurch erfuhren die Menschen in Ostdeutschland, dass und wie so eine Flucht möglich war.

Auch über die Republikflüchtigen in Ungarn wurde im Westfernsehen wesentlich ausführlicher berichtet. Das zog viele Nachahmer an und führte damit zu einer weiteren Ausreisewelle über Ungarn.

[Bearbeiten] Verbote

Angehörigen der Staatsorgane, aber auch der NVA, der Polizei und Feuerwehr war es zeitweise verboten, westliche Fernsehsender zu schauen. In den Kasernen der NVA wurde dieses Verbot aktiv durch technische Maßnahmen, die Versiegelung der TV-Geräte und disziplinarischen Konsequenzen durchgesetzt.

Der Sendeturm Ochsenkopf in Bayern
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Der Sendeturm Ochsenkopf in Bayern

Anfang der 1960er Jahre wurde in der „Aktion Ochsenkopf“ die Bevölkerung aufgefordert, Vorrichtungen in den Fernsehgeräten, die Westempfang ermöglichten, zu entfernen und Antennen, die nach Westen gerichtet waren, zu beseitigen. FDJ-Trupps entfernten mitunter eigenmächtig Antennen von Häuserdächern, vereinzelt kam es zu Prügeleien. Die Aktion war nach dem westdeutschen Sendemast Ochsenkopf nahe der innerdeutschen Grenze benannt, der auch explizit nach Ostdeutschland sendete.

Die Kampagne war von einer großen staatlich gelenkten Presseberichterstattung und Denunziationsversuchen seitens der FDJ begleitet. Dennoch scheiterte die Kampagne schon nach wenigen Wochen, weil zu viele Bürger sich der Überwachung der Problematik in ihren Privatwohnungen entziehen konnten – notfalls durch so genannte Nachtantennen, die nur zum Fernsehempfang in der Dunkelheit herausgefahren wurden.

Es gab aber trotz solcher Aktionen nie ein gesetzliches Verbot des Westfernsehkonsums. In den 1970er Jahren, begleitet von der Entspannungspolitik zwischen der BRD und DDR, sah die Staatsführung das Thema gelassener und nahm es hin, dass die Bürger Westfernsehen schauten. Damals sollen laut Umfragen schon 70 Prozent aller Fernsehgerätebesitzer Westfernsehen gesehen haben. Die Handhabung war aber regional und örtlich sehr unterschiedlich. Noch im Jahr 1988 wurde etwa der Schwiegervater von Wolfgang Rehm, Bürgergemeinschaft TV-Sat Coswig (privates Antennenprojekt), Mitglied der SED, zu einer Unterredung mit einem SED-Bezirksleitungsmitglied einbestellt: Man wolle sich nicht über die politische Würdigung auslassen, aber das Problem sei, die Beschaffung derartiger Anlagen wäre legal nicht möglich, also illegal. Einschlägige Aktivitäten könnten das Leben von seinem Schwiegersohn und seiner Schwiegertochter ruinieren, noch wäre es Zeit umzukehren.

[Bearbeiten] Reichweite und Störsender

Dank der Geographie war Westfernseh-Empfang im größten Teil der DDR mehr oder weniger gut möglich: ARD und ZDF hatten absichtlich starke Grundnetzsender in Grenznähe positioniert (ebenso wie der DFF umgekehrt), und reichten so bis zu 200 Kilometer weit in die DDR hinein. Die Tatsache, dass der Südwesten der DDR wie eine "Halbinsel" in das Gebiet der Bundesrepublik hineinragte, verhalf diesem zusätzlich zu besonders guten Empfangsbedingungen. Die mitten in der DDR gelegenen Sender in West-Berlin füllten eine weitere große Lücke. In ungünstigen Empfangslagen wurde in der DDR oft ein großer Aufwand für die Antenne, z.B. die sogenannte Ochsenkopfantenne, betrieben, was die Reichweiten zusätzlich vergrößerte.

Nur im äußersten Nordosten (Vorpommern ab etwa östlich des Darß und nördlich von Neubrandenburg, mit Greifswald, Rügen, Usedom) und Südosten (Sachsen etwa ab Dresden und südöstlich davon) war auch bei höchstem Aufwand für die Antenne kein terrestrischer Empfang mehr möglich, mit Ausnahme weniger Ortslagen (z.B. Weißer Hirsch in Dresden). Grund war dort die zu große Entfernung sowohl von der westdeutschen Grenze als auch von Berlin, in Dresden in Verbindung mit einer ungünstigen Tallage. Oft wurde auch gesagt, dass die Abkürzung ARD eigentlich für „Außer Raum Dresden“ stehe.

In einigen Regionen der DDR konnte Westfernsehen aufgrund der Beeinträchtigung durch lokale Radio- und Fernsehstationen z. B. durch benachbarte TV-Umsetzer schlecht empfangen werden.

Gegen RIAS in den 1950ern und gegen Radio 100,6 sind kleine lokale Störsender eingesetzt worden. Häufig gingen diese Stationen erst automatisch in den Nachtstunden in Betrieb oder sendeten bewusst mit großer Leistung auf benachtbarten Frequenzen.

[Bearbeiten] Private Kabelnetze

Rechtlich war der Satellitendirektempfang in der DDR erlaubt. Wie Großantennenanlagen waren sie zu genehmigen, was aber problemlos möglich war. Mit privat importierten Satelitenschüsseln entstanden so Ende der 1980er Jahre in Regionen ohne Westfernsehen von Initiativen gebaute Kabelnetze. Die Netze wurden geduldet, später sogar indirekt gefördert, indem Neubaugebiete schon in der Bauphase verkabelt wurden.

In die Kabelnetze wurden Programme wie 3sat oder die gerade entstandenen, noch experimentierfreudigen Privatsender RTL, Sat.1 und Tele 5 eingespeist. ARD, ZDF und die Mehrzahl der Dritten Programme waren zur damaligen Zeit jedoch noch nicht per Satellit verfügbar. Vereinzelt wurden deshalb sehr aufwendige Antennenanlagen an besonders günstigen Orten aufgestellt, um diese Programme von dort in die Kabelnetze einspeisen zu können.


[Bearbeiten] wichtige Senderstandorte in BRD

Der Ochsenkopf, Torfhaus und Westberlin waren die wichtigsten Sender für die DDR.

[Bearbeiten] Literatur

  • Beutelschmidt, Thomas: Sozialistische Audiovision: Zur Geschichte der Medienkultur in der DDR. Potsdam 1995
  • Bohn, Rainer/Hickethier, Knut/Müller, Eggo (Hrsg.): Mauer-Show. Das Ende der DDR, die deutsche Einheit und die Medien. Berlin 1992
  • Geserick, Rolf: 40 Jahre Presse, Rundfunk und Kommunikationspolitik in der DDR. München 1989
  • Gmel, Gerhard/Deimling, Susanne/Bortz, Jürgen: Die Nutzung des Mediums Fernsehen in der DDR vor und nach der Wende. In: Rundfunk und Fernsehen 4/1994, S. 542–554
  • Hesse, Kurt R.: Westmedien in der DDR. Nutzung, Image und Auswirkungen bundesrepublikanischen Hörfunks und Fernsehens. Köln 1988
  • Kliment, Tibor: Fernsehnutzung in Ostdeutschland und das Bild von der Bundesrepublik. Ein Beitrag zur Kultivierungshypothese. In: Rundfunk und Fernsehen 4/1994, S. 485–509
  • Linke, Norbert: Die Rezeption der Programme von ARD und ZDF in der DDR als Gegenstand der SED-Kommunikationspolitik. In: Publizistik 32/1987, S. 45–68

[Bearbeiten] Weblinks

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