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Werkgerechtigkeit

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Die zentrale Frage der drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam lautet: "Wie schaffe ich es, vor Gott ein gerechter Mensch zu sein, um schließlich Seligkeit zu erlangen?"

Werkgerechtigkeit bezeichnet hier die Auffassung, dass diese Gerechtigkeit vor Gott durch Werke, also Taten, zu erreichen ist. Gott wird am Ende des Lebens die guten und schlechten Taten eines Menschen gegeneinander abwägen und von dem Resultat ist sein Urteil über diesen Menschen abhängig.

Diese Auffassung steht im Widerspruch zur christlichen Lehre, sowohl katholischer, orthodoxer als auch reformierter. Die christliche Lehre besagt, Gerechtigkeit erlangt der Mensch allein durch Gnade, die ihm durch den Opfertod und die Auferstehung Jesu Christi zu Teil geworden ist und wird.

Da diese Gerechtigkeit durch den Glauben an Jesus begründet ist wird sie als Glaubensgerechtigkeit bezeichnet.

Die Sache wird problematisch, wenn die Frage "Was nützt der Glaube ohne Werke?" auftaucht, bzw. durch die Tatsache, dass Glauben Taten nach sich ziehen sollte. Glaubensgerechtigkeit und Werkgerechtigkeit sind Gegensätze, aber Glaube und Werke sind eben nicht ohne weiteres voneinander zu trennen.

Diese Tatsache führte und führt oft zu Fehleinschätzungen und Falschinterpretationen der Lehre der katholischen Kirche. Die katholische Kirche stimmt mit der Lehre von der Glaubensgerechtigkeit in vollem Umfang überein, wegen der beschriebenen Problematik existieren aber Bräuche, die zwar nicht im Widerspruch zur Auffassung von der Glaubensgerechtigkeit stehen, aber häufig ein verzerrtes Bild entstehen lassen.

Dies war unter anderm auch ein Thema der Reformationsthesen Luthers. Auch heute sind evangelische Christen starke Verfechter der Auffassung von Glaubensgerechtigkeit. Sie bemühen sich stark um die Vermeidung eben jener katholischen Bräuche, die zu Missverständnissen führen können.

In neuerer Zeit wächst unter den Christen beider Konfessionen allerdings das Bewusstsein, dass der hier geglaubte Unterschied zwischen beiden in dieser Lehrmeinung tatsächlich überhaupt nicht existiert. Dies führt zu einem großen Schritt beider Konfessionen aufeinander zu und einem neuen Bewusstsein der Ökumene, in dem nicht mehr das Trennende der christlichen Kirchen im Augenmerk steht, sondern der Blick auf das Gemeinsame und Verbindende gerichtet wird.

Die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999 dokumentiert einen Meilenstein in der ökumenischen Verständigung über die jenseits sprachlicher Missverständnisse und Differenzen bestehenden Einheit des christlichen Glaubens. Der Mensch kann nur aus Gnade und nur im Glauben an Jesus Christus als den Sohn Gottes gerechtfertigt sein, d.h. in das richtige Verhältnis zu Gott gelangen. Gute Werke sind kein Grund der Rechtfertigung.


Zum Verstehensgrund der Rechtfertigungslehre:

Leider konnte auch die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre nicht zum Verstehensgrund der Rechtfertigungslehre vordringen. Warum eigentlich kann nur der Glaube rechtfertigen, d.h. in das richtige Verhältnis zu Gott bringen? Für die Beantwortung dieser Frage der systematischen Theologie bedarf es stichhaltiger Kriterien.

Verstehensvoraussetzung der christlichen Botschaft ist die Einsicht, dass keine geschaffene Qualität, und damit auch keine moralische oder religiöse Leistung des Menschen (also: kein "Werk"), ausreichen kann, um Gemeinschaft mit Gott zu ermöglichen. Die Beziehung der Welt auf Gott ist einseitig; es gibt, in philosophischer Betrachtung, keine reale Relation Gottes auf die Welt, da eine solche Relation Gott in den Bereich der Wechselwirkungen hineinziehen und der Anerkennung der Unbegreiflichkeit, Transzendenz und Absolutheit Gottes widersprechen würde. Gott ist "ohne wen nichts ist" und daher in einem aktualen Sinn allmächtig: Nichts kann ohne ihn sein. Alles, was wir von Gott begreifen, ist das von ihm Verschiedene, also die ganze Welt, und wie diese Welt auf ihn verweist ("Geschöpflichkeit der Welt"). Mit dieser Erkenntnis scheint allerdings Gemeinschaft mit Gott, um die es ja in der christlichen Botschaft geht, zunächst ausgeschlossen zu sein. Die so verzweifelt klingende Frage Martin Luthers - "Wie kriege ich einen gnädigen Gott?" - wird damit verständlich.

Wie ist Gemeinschaft mit Gott überhaupt möglich? Wie ist eine göttliche Offenbarung, gar ein "Wort Gottes" möglich, wenn man die Göttlichkeit Gottes ernst nimmt? Es scheint, dass sich die christliche Botschaft erst öffnet, wenn man sie in dieser radikalen Weise in Frage stellt. Gemeinschaft mit Gott, das "rechte" Verhältnis zu ihm, ist alles andere als platt selbstverständlich. Von der Welt her betrachtet behält der "Zorn Gottes", nämlich keine Gemeinschaft mit Gott haben zu können, das letzte Wort über den Menschen. Nur Gott kann die Gottesferne des Menschen, seine Sünde, hinwegnehmen. Doch wie, wenn Gott "in unzugänglichem Licht wohnt"?

Erst die christliche Botschaft kann auf dieses, im Grunde alle Religionen berührende Problem antworten. Die christliche Botschaft versteht sich selbst als "Wort Gottes", also als das Angesprochenwerden von Gott in einem mitmenschlichen Wort der Weitergabe des Glaubens. Der Inhalt von Wort Gottes erläutert sein Geschehen. Im Wort Gottes wird uns verkündet, dass Gott (als Vater) der Welt mit derjenigen Liebe zugewandt ist, mit der er in Ewigkeit sein eigenes göttliches Gegenüber, den Sohn, liebt. Durch das Wort Gottes in Jesus von Nazareth wird offenbar, dass die Welt in die ewige Liebe Gottes zu Gott, des Vaters zum Sohn, hineingeschaffen ist. Diese Liebe ist der Heilige Geist. Glauben bedeutet damit: Aufgrund des Wortes Gottes gewiss sein zu können, am Gottesverhältnis Jesu Anteil zu haben. Und Glauben im Sinne der christlichen Botschaft kann nur, wer sich nicht mehr von sich aus versteht, sondern wer vom Heiligen Geist erfüllt ist.

Das Maß der Liebe Gottes ist nicht die Welt, sondern Gott. Deswegen ist Gottes Liebe nicht abhängig von irgendwelchen Bedingungen, sondern schlechthin, im Leben und im Sterben, verlässlich. Der Glaube an die unendliche Liebe Gottes lässt den Menschen nicht mehr aus der Angst um sich selbst leben und befreit zu wahrer Menschlichkeit (zu "guten Werken"). Gute Werke, in denen man der Welt gerecht wird, sind nicht der Grund, sondern die Folge der Gemeinschaft mit Gott.


Siehe auch: Rechtfertigungslehre, natürliche Theologie, Fundamentaltheologie, Wort Gottes

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