Vilayet Silistra
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Das türkische Vilayet Silistra (Silistre Eyaleti) war eine Großprovinz des Osmanischen Reiches.
Sie umfaßte ein Vierteljahrtausend lang nicht nur den Norden und Osten des heutigen Bulgarien, sondern auch Gebiete vier weiterer Staaten: die rumänische Dobrudscha sowie die ukrainischen Regionen Budschak (südliches Bessarabien bis Bendery, Moldawien) und Jedisan (südliches Transnistria von Odessa bis Balta), d.h. fast die gesamte von osmanischen Türken beherrschte Schwarzmeerküste zwischen Istanbul und dem Krim-Khanat, einschließlich aller Küstenstädte zwischen Warna und Otschakiw.
Verwaltungszentrum war Silistra, die wichtigste osmanische Festung an der Donau und eine unter den Osmanen blühende Stadt. Die bulgarischen Städte Silistra, Rustschuk (Ruse), Schumen und Warna bildeten ein machtvolles Festungsviereck.
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[Bearbeiten] Errichtung
Zunächst war 1388 bzw. 1393/1416 aus dem unterworfenen bulgarischen Dobrudscha-Fürstentum Kawarna ein Sandschak gebildet und um die heutigen bulgarischen Oblaste (Bezirke) Silistra und Dobritsch erweitert worden. Hinzu kamen die walachischen Enklaven Giurgiu und Braila.
Zweihundert Jahre später, 1599, wurde die Provinz um die Dobrudscha, den Budschak und Burgas erweitert, in ein Vilayet umgewandelt und einem krimtatarischen Gouverneur unterstellt. Genaugenommen wurden der Sandschak Silistra in das gegen die russisch-ukrainischen bzw. polnischen Kosaken geschaffene Vilayet Özü (Otschakiw) eingegliedert. Gemeinsam stellten Türken, Tataren und Nogaier zwischenzeitlich eine knappe muslimische Mehrheit gegenüber christlich-orthodoxen Bulgaren, Rumänen und Ukrainern.
[Bearbeiten] Neugliederung
Nachdem im 17. Jahrhundert polnische Kosaken die Küstenstädte hinunter bis vor die Tore Istanbuls geplündert hatten, wurde das Vilayet auch um Jedisan vergrößert. Nach einer Neugliederung wurden jedoch die heutigen Oblaste Russe, Targowischte, Rasgrad und Schumen ausgegliedert und dem Vilayet Rumelien unterstellt. Um 1700 umfasste das Vilayet Silistra nur noch Dobritsch, Silistra, die Dobrudscha, den Budschak und Jedisan - doch Otschakow und Jedisan fielen im Ergebnis der Türkenkriege 1792 an Russland.
Nach dem Verlust auch Bessarabiens 1812 wurde das Vilayet im 19. Jahrhundert umgebildet, statt der verlorenen Gebiete kamen die bulgarischen Städte Plowdiw, Burgas, Warna und Widin sowie das türkische Edirne hinzu. Braila und Giurgiu gingen 1829 verloren.
[Bearbeiten] Auflösung
Im Rahmen der Reformen im Osmanischen Reich wurde das Vilayet 1864 erneut umgebildet, durch das Vilayet Tuna ersetzt (Danubien, Bulgarien nördlich des Balkangebirges und einschließlich des serbischen Niš, erster Wali wurde Midhat Pascha) und schließlich Rumelien unterstellt, doch die türkische Herrschaft über die Dobrudscha, Bulgarien endete schon 1878, 1885 auch jene über Ostrumelien (Bulgarien südlich des Balkangebirges).
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Andreas Birken: Die Provinzen des Osmanischen Reiches (Beihefte zum TAVO). Wiesbaden 1976