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Vereinstag Deutscher Arbeitervereine

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Der Vereinstag Deutscher Arbeitervereine (VDAV) war ein 1863 gegründeter Dachverband von Arbeitervereinen. Er entstand als Reaktion auf die Gründung des ADAV durch Ferdinand Lassalle und stand zunächst noch eindeutig auf dem Boden der bürgerlichen demokratischen Bewegung, ehe er unter dem Einfluss von August Bebel und Wilhelm Liebknecht einen eigenständigen Weg beschritt. Er war neben der sächsischen Volkspartei ein organisatorischer Vorläufer der sozialdemokratischen Partei (SDAP).


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Ferdinang Lassalle
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Ferdinang Lassalle

Nach der Zerschlagung der während der Revolution entstandenen Arbeiterorganisationen (Bund der Kommunisten, Allgemeine Deutsche Arbeiterverbrüderung) im Jahr 1854 wuchs mit dem Beginn der neuen Ära in Preußen (d.h. der Übernahme der Regentschaft durch den späteren König Wilhelm I.) der Spielraum für einen Neuanfang der Arbeiterbewegung. Gefördert wurde die Vereinsbewegung von den Liberalen und Demokraten. Sie sahen in der Arbeiterfrage ein temporäres Problem, nicht ein entstehende neue soziale Gruppe. Ihnen ging es daher darum mit Hilfe von Arbeiterbildungsvereinen den Arbeitern zu einer angemessenen Bildung zu verhelfen, damit diese selbst in den gebildeten und besitzenden kleinen Mittelstand aufsteigen konnten. Die Arbeitervereine selbst waren für Liberale und Demokraten so etwas wie Vorfeldorganisationen des Nationalvereins wie Turn- und Wehrvereine. Ein Schwerpunkt der Arbeitervereinsbewegung lag dabei in Sachsen. August Bebel berichtet im Rückblick von Vereinen Leipzig, Crimmitschau, Dresden, Frankenberg, Glauchau und anderen Orten. In Teilen Thüringens hatten sie Erfolg unter den Webern und Wirkern. Ähnlich war die Entwicklung auch in anderen Teilen Deutschlands. In Württemberg entstand etwa 1865 ein „Gauverband“ (d.h. eine landesweite Organisation). In nennenswerter Zahl gab es Vereine auch in Baden und im Königreich Hannover. [1]

Diese Konzeption entgegen standen jedoch Entwicklungen in Teilen der Arbeiterbevölkerung selbst, deren Vordenker zunehmend von einer „Arbeiterklasse“ sprachen. Zwar war die Zahl der Fabrikarbeiter noch sehr klein, aber diese Parolen fanden auch unter den Handwerkerarbeitern Widerhall. Einige Wortführer der Arbeiter im Nationalverein plädierten nach dem Besuch der Londoner Weltausstellung für eine eigene Interessenorganisation und luden zu Vorbereitung Ferdinand Lassalle ein. Unter dessen Einfluss entstand mit dem ADAV die erste Arbeiterpartei.

Der neuen Partei folgten freilich nur ein Teil der neu entstandenen Arbeitervereine. Als Reaktion auf die Gründung des ADAV verstärkten sich im linksliberalen und demokratischen Lager die Bemühungen zur Gründung eines Dachverbandes. Die Träger dieser Gegenbewegung einte im Wesentlichen die Gegnerschaft zu Lassalle. Politisch umfassten sie das gesamte Spektrum von den republikanischen Demokraten bis hin zum rechten Flügel des Liberalismus, der 1867 die Nationalliberale Partei bildete. Die im Nationalverein zusammengeschlossene liberale und demokratische Bewegung reagierte auf Lassalle mit der Gründung des Vereinstags Deutscher Arbeitervereine (VDAV).

[Bearbeiten] Organisation

Eugen Richter
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Eugen Richter

Von Anfang an war auch hier ein breites politisches Spektrum vertreten. August Bebel aus Leipzig war ebenso vertreten, wie Hermann Becker, der nach der Revolution von 1848/49 im „Kölner Kommunistenprozess“ verurteilt worden war. Hinzu kam Eugen Richter und aus München der Verleger Julius Knorr. Auf dem ersten Vereinstag wurden Leopold Sonnemann, Max Wirth und andere in einen ständigen Ausschuss gewählt. Dabei übernahm Sonnemann als Sekretär die eigentliche Leitung. Da die neue Organisation selbst nur über wenig Mitgliedseinkünfte verfügte, wurde sie vom Nationalverein finanziell in erheblichem Maß unterstützt.

Der zweite Vereinstag fand 1864 in Leipzig statt. Das Arbeitsspektrum der Bewegung macht die Tagesordnung deutlich. Auf die Diskussion der preußischen Wehrverfassung musste man auf Druck der Behörden verzichten. Gleichwohl war das Arbeitspensum beachtlich: 1. Freizügigkeit, 2. Genossenschaftswesen (Konsumvereine, Produktionsgenossenschaften), 3. eineinheitlicher Lehrplan für die Arbeitervereine, 4. Wanderunterstützungskassen, 5. Altersversicherung, 6. Lebensversicherung, 7. Regulierung des Arbeitsmarktes d.h. Arbeitsnachweise, 8. Arbeiterwohnungen, 9. Wahl eines ständigen Ausschusses.

Vertreten waren 47 Einzelvereine. Von diesen kamen allein 8 aus Leipzig. Hinzu kamen 3 Gauverbände aus dem badischen Oberland, aus Württemberg und dem Maingau. [2] Ihren organisatorischen Schwerpunkt hat der Dachverband damit außerhalb Preußens in Sachsen und Südwestdeutschland.

Als ein Zusammenschluss der Arbeiterbildungsvereine war es von Seiten der bürgerlichen Demokraten und Liberalen Ziel die Politisierung der Vereine zu verhindern und dem eine zentral gelenkte Bildungsarbeit entgegenzusetzen. Nicht nur die Trennung der Arbeiter von der bürgerlichen Emanzipationsbewegung macht den Unterschied beider Organisationen aus. Während der ADAV eine zentral geleitet Arbeiter- und Handwerkervereinigung war, die preußisch-kleindeutsch orientiert war und soziale Staatsinterventionen forderte, war der VDAV großdeutsch orientiert und deutlich lockerer und föderativ organisiert.

[Bearbeiten] Konflikt und Spaltung

August Bebel
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August Bebel

Das Ziel des Nationalvereins eine Politisierung zu verhindern erfüllte sich nicht, im Gegenteil führte der Zusammenschluss zur Herausbildung einer zweiten Arbeiterpartei. Dabei spielte auch eine Rolle, dass der Nationalverein, der bei der Gründung eine große Rolle gespielt hatte, allmählich zusammenbrach. Zur Abkehr vom reinen Bildungsgedanken gehört auch, dass im Umfeld des VDAV gewerkschaftliche Organisationen entstanden, die sich selbst Gewerkgenossenschaften nannten.

Die Zusammenarbeit der Arbeiter mit der bürgerlichen Demokratie war allerdings auch in dieser Organisation je länger je mehr nicht mehr unumstritten. Ihre ursprüngliche Führungsgruppe lag in Händen von Politikern aus dem linksliberalen Spektrum. Dies änderte sich als 1867 August Bebel den Vorsitz übernahm. Daneben spielte einige Zeit später auch der unter dem Einfluss von Karl Marx stehende Wilhelm Liebknecht eine Rolle. Ihnen gelang es auf dem Vereinstag in Nürnberg im Jahr 1868 den Anschluss der Organisation an die erste Internationale von Karl Marx durchzusetzen. Wilhelm Liebknecht begründete die angestrebte Trennung der Arbeiterbewegung von den bürgerlichen Demokraten in einer programmatischen Rede. „Weil die soziale und politische Frage untrennbar sind, erheischt das Interesse der Arbeiter, dass sie sich von ihren sozialen Gegnern auch politisch trennen.“ Die Versammlung beschloss mit 61 gegen 31 Stimmen die Anerkennung der Grundsätze der ersten Internationalen insbesondere das Leitprinzip: „Die Emanzipation der arbeitenden Klassen muss durch die arbeiteten Klassen selbst erkämpft werden.“ Der Beschluss ließ dabei keinen Zweifel an der Kritik am bestehenden politischen System. „Die soziale Frage ist mithin untrennbar von der politischen, ihre Lösung durch diese bedingt und nur möglich im demokratischen Staat.“ [3]

Dieser Kurs führte innerhalb des VDAV zu tiefen Konflikten. Ein Streitpunkt dabei war der von Marx propagierte Internationalismus. Dieser stand im Gegensatz zum Nationalstaatsgedanken, der auch in weiten Teilen des Verbandes eine zentrale Rolle spielte. Die liberalen Kräfte und Anhänger der bürgerlichen Demokraten verließen den VDAV. Der Rest VDAV stand schon durch die führende Rolle von Bebel der sächsischen Volkspartei nahe. Für beide Organisationen gemeinsam gab Liebknecht die Zeitschrift „Demokratisches Wochenblatt“ heraus. Der nächste Vereinstag im Jahr 1869 beschloss dann ohne größere Konflikte den Anschluss an die Sozialdemokratische Partei (SDAP). Ihn ihm ging eine Gruppe von ehemaligen Anhängern Lassalles, den Mitgliedern der Sächsischen Volkspartei und der VDAV auf.


[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Bebel, Aus meinem Leben, S.85
  2. Bebel, Aus meinem Leben, S.98
  3. Lehnert, S.57

[Bearbeiten] Quellen

  • August Bebel: Aus meinem Leben. 2. Aufl. Zürich, 1911 [genutzte Ausgabe: Nachdruck Berlin, 1946]

[Bearbeiten] Literatur

  • Detlef Lehnert: Sozialdemokratie zwischen Protestbewegung und Regierungspartei 1848-1983. Frankfurt, 1983 S.53ff.
  • Klaus Tenfelde: Die Entstehung der deutschen Gewerkschaftsbewegung: Vom Vormärz bis zum Ende des Sozialistengesetzes. In: Ulrich Borsdorf (Hrsg.): Geschichte der Deutschen Gewerkschaften. Von den Anfängen bis 1945. Bonn, 1987. S.105f.
  • Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd.3: Von der deutschen Doppelrevolution bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. München, 1995. ISBN 3-406-32263-8 S.348
  • Wolfram Siemann: Gesellschaft im Aufbruch. Deutschland 1849-1871. Darmstadt, 1990. S.256f.

[Bearbeiten] Weblinks

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