Verbundeffekt
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Unter dem Verbundeffekt (englisch: economies of scope), auch Verbundvorteil oder Verbundertrag, wird die qualitative Auswirkung einzelner Transaktionsaktivitäten auf die Nutzenfunktionen anderer Marktteilnehmer verstanden. Dies bedeutet beispielsweise, dass trotz zunehmender Produktvielfalt durch einen Verbundeffekt Kostenvorteile realisiert werden können.
An einem praktischen Beispiel lässt sich der Verbundeffekt wie folgt erklären: Handelt ein Verkäufer mit Kaffee, so besteht im Vergleich zu anderen Produkten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass der Verkäufer auch mit Kaffeefiltern oder anderen mit Kaffee in Verbindung stehenden Produkten handelt.
Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwei Arten von Verbundeffekten: Bündelungseffekte und Verkettungeffekte, die jeweils von sachlicher, räumlicher oder zeitlicher Natur sein können (nach Lindstädt/Hauser: Strategische Wirkungsbereiche des Unternehmens, Gabler 2004):
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[Bearbeiten] Bündelungseffekt
Von Bündelungseffekt spricht man, wenn eine horizontale Bündelung der Produktsegmente erfolgt. Dies entspricht also einer Erhöhung der Leistungsbreite. Hierbei lässt sich unterscheiden in
- Sachlicher Bündelungseffekt: Bündelung ist durch sachliche Eigenschaften von Aktivitäten vorteilhaft. Dies ist beispielsweise bei der Kuppelproduktion der Fall. Hier können eigentlich ungewünschte Nebenprodukte als Edukte in einem anderen Produktionsprozess Verwendung finden. Andere Beispiele sind eine verbesserte Maschinenauslastung durch zusätzliche Produktion von anderen Produkten auf der gleichen Maschine oder eine Fixkostendegression in der Forschung bei Produkten mit verwandter Technologie.
- Räumlicher Bündelungseffekt: Bündelung ist durch räumliche Nähe von Aktivitäten vorteilhaft. Dies ist beispielsweise bei Call-Centern der Fall, die eine Telefonhotline für verschiedene Unternehmen anbieten. Ein weiteres Beispiel kann die gemeinsame Nutzung von Strom- und Telefonleitungen sein oder die gemeinsame Beförderung von Passagieren und Frachtgut.
Um diese verschiedenen Arten räumlicher Bündelungseffekte zu unterscheiden, lässt sich ein Schema erstellen, nach dem diese zum einen nach ihrer Mobilität und andererseits nach ihrer Nähe zum Kunden charakterisiert werden. So ist das Call-Center stationär und kundenfern, die gemeinsam genutzte Leitung ebenfalls stationär aber kundennah und die gemeinsame Beförderung erfolgt mobil und ebenfalls kundennah. - Zeitlicher Bündelungseffekt: Bündelung ist durch zeitgleiche Durchführung von Aktivitäten vorteilhaft. Dies liegt beispielsweise beim Mobiltelefonkauf inkl. Mobilfunkvertrag vor. Hier werden gleichzeitig zwei Produkte verkauft und somit Vertriebskosten eingespart.
[Bearbeiten] Verkettungseffekt
Von Verkettungseffekt spricht man, wenn eine vertikal Verkettung von Wertschöpfungsstufen erfolgt. Dies entspricht also einer Erhöhung der Leistungstiefe. Hierbei lässt sich analog unterscheiden in
- Sachlicher Verkettungseffekt:
- Räumlicher Verkettungseffekt:
- Zeitlicher Verkettungseffekt:
[Bearbeiten] Voraussetzungen für Verbundeffekte
Zur Produktion der einzelnen Produkte können gemeinsame Ressourcen (Fertigungsanlagen, Technologien, Vertriebskanäle, Forschungsabteilungen usw.) verwendet werden. Wenn in Folge die Gesamtkosten der Produktion eines Produktprogramms (i.e. Produktsortiments) niedriger ausfallen, als die Summe der Produktionskosten der einzelnen Produkte bei getrennter Herstellung, bezeichnet man dies als positiven Verbundeffekt. Verbundeffekte und daraus entstehende Synergien werden oft als Grund für Unternehmenszusammenschlüsse genannt, sie sind aber in vielen Fällen wenn überhaupt nur bedingt existent. Es besteht die Gefahr von "Diseconomies of Scope" die durch einen Wildwuchs der Bürokratie und einen Abfall der Motivation der Mitarbeiter verursacht werden.