Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands - Wikipedia

Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Einladung zur Konferenz in Gotha, auf der die USPD gegründet wurde.
vergrößern
Einladung zur Konferenz in Gotha, auf der die USPD gegründet wurde.

Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) war eine sozialistische Partei, die von 1917 bis 1922 als Massenpartei, danach bis zu ihrer Auflösung 1931 als Splittergruppe existierte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehung

Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) ging aus der Gruppe von SPD-Abgeordneten im Reichstag hervor, die sich seit dem 4. August 1914 immer offener gegen die Unterstützung des Ersten Weltkriegs durch die SPD aussprachen. Diese Gruppe bestand aus zunächst 14 SPD-Reichstagsabgeordneten, die in der Fraktion gegen die Kriegskredite gestimmt, sich in der entscheidenden Abstimmung aber der Fraktionsdisziplin gebeugt hatten.

Karl Liebknecht verweigerte im Dezember 1914 als zunächst einziger Reichstagsabgeordneter die Zustimmung zu weiteren Kriegskrediten. Nachdem ihm im Dezember 1915 19 SPD-Abgeordnete folgten und deren erneute Verlängerung nicht mehr mittrugen, entschied die SPD-Führung um Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann ihren Ausschluss aus Fraktion und Partei. Daraufhin organisierten diese mit anderen SPD-Gruppen aus dem ganzen Reich einen Parteitag in Gotha vom 6.-8. April 1917. Dort wurde die Gründung der USPD als eigene Partei neben der SPD beschlossen. Dadurch wurde der kriegsbejahende Flügel zur "Mehrheits"-SPD (MSPD) mit Friedrich Ebert als nun alleinigem Parteivorsitzenden.

Am Gründungsparteitag der USPD nahmen Delegierte aus 91 sozialdemokratischen Wahlkreisorganisationen und 15 Reichstagsabgeordnete teil. Zum Vorsitzenden wurden Wilhelm Dittmann und Hugo Haase gewählt, der bis Januar 1917 neben Ebert die SPD-Fraktion geführt hatte und dann zurückgetreten war. Die USPD bestand aus heterogenen Mitgliedern: linken SPD-Abweichlern um Haase oder Kurt Eisner, marxistischen Programm-Theoretikern wie Karl Kautsky, aber auch "rechten", reformorientierten Revisionisten wie Eduard Bernstein, die nur die Kriegsbeteiligung ablehnten, aber keine Revolution anstrebten.

Hinzu kam die kleine, aber sehr aktive, bereits seit 1915 bestehende "Gruppe Internationale" um Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Leo Jogiches, Julian Machlewski, Franz Mehring, Wilhelm Pieck, August Thalheimer und Clara Zetkin, die die SPD-Politik des "Burgfriedens" von Beginn an entschieden ablehnten und an den Parteibeschlüssen zur internationalen Revolution vor 1914 festhielten. Diese Gruppe gab eine eigene Zeitung heraus, die "Spartakusbriefe". Ab 1916 nannte sie sich "Spartakusgruppe", seit November 1918 schließlich "Spartakusbund". Dieser lehnte die Spaltung der SPD eigentlich ab und behielt in der USPD seinen eigenen Gruppenstatus als äußerster linker Parteiflügel. Nach dem Krieg blieb er eine parteiunabhängige revolutionäre Organisation, die in der Novemberrevolution eine sozialistische Räterepublik anstrebte, getragen und aufgebaut von direkt gewählten Arbeiterräten nach dem Vorbild der jungen Sowjetunion. Am 1. Januar 1919 vereinte sich der Spartakusbund mit anderen linksrevolutionären Gruppen zur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

[Bearbeiten] Politik während Krieg und Revolution

Hauptziel der USPD war es, im Verbund mit Spartakisten und revolutionären Arbeitern die Fortsetzung des Krieges zu verhindern bzw. seine rasche Beendigung zu erzwingen. Die USPD-Fraktion im Reichstag musste jedoch darauf achten, nicht verboten zu werden, und behielt deshalb einen gemäßigten innenpolitischen Kurs bei. So lehnte sie ebenso wie die MSPD "wilde" Arbeiterstreiks zunächst ab, bis im 3. Kriegsjahr mehr und mehr Arbeiterführer ("Revolutionäre Obleute") an Partei- und Gewerkschaftsstrukturen vorbei unabhängige Protestaktionen organisierten. Erst nach der von Lenin geführten russischen Oktoberrevolution gewann die USPD an Einfluss und hatte zeitweise bis zu 500.000 Mitglieder, fast ebenso viel wie die MSPD.

In der Novemberrevolution von 1918 spielte die USPD eine wichtige Rolle. Ihre Führer verabredeten mit Ebert eine gemeinsame Regierungsbildung, noch bevor sich aus freien Betriebs- und Soldatenwahlen am 10. November ein Berliner Räteparlament bildete. Dort wurde ein sechsköpfiger Rat der Volksbeauftragten gewählt, in den SPD und USPD je drei Vertreter entsandten: Für die USPD waren es Haase, Dittmann und Emil Barth, der zugleich die "Revolutionären Obleute" Berlins vertrat. Nachdem Ebert die USPD-Vertreter mehrfach übergangen und eindeutig gegen die Revolution gerichtete Militäraktionen initiiert hatte, traten sie am 29. Dezember 1918 bereits wieder aus der Übergangsregierung aus.

Im folgenden Januaraufstand (5.-12. Januar 1919) gewann die USPD kurzfristig eine Massenbasis durch die Eigenaktivität der Berliner Arbeiterschaft. Diese besetzten das Berliner Zeitungsviertel und riefen den Generalstreik aus, dem etwa 500.000 Menschen folgten. Im Führungsgremium bejahten Haase und Liebknecht nun eine Bewaffnung der Berliner Arbeiter, vor der Rosa Luxemburg zuvor entschieden gewarnt hatte. Versuche, Teile des revolutionsfreundlichen Militärs für einen bewaffneten Aufstand zu gewinnen, schlugen fehl.

Am 9. Januar setzte Ebert nach Abbruch ergebnisloser Verhandlungen zunächst reguläres kaiserliches Militär in Marsch. Bei den folgenden Häuserkämpfen erlitten die Besetzer schwere Verluste und gaben auf. Hunderte wurden dennoch an Ort und Stelle erschossen. Am 12. Januar zogen schließlich zusätzlich die schwer bewaffneten Freikorps in die Stadt ein, die seit Anfang Dezember aufgestellt worden waren. Im Gefolge von Mordaufrufen und ausgesetzten Belohnungen wurden führende Mitglieder sowohl der Spartakisten als auch der USPD ermordet: darunter Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Leo Jogiches, Kurt Eisner.

Bei den folgenden Reichstagswahlen am 19. Januar 1919 erreichte die USPD nur 7,6% der Stimmen. Die SPD überging sie daraufhin bei der Regierungsbildung. 1920 gelang es den linken Gruppen und Parteien jedoch, mit einem erneuten Generalstreik den Putschversuch des ostpreußischen Generallandschaftsdirektors Wolfgang Kapp und des Generals von Lüttwitz abzuwehren. Bei den darauf folgenden Reichstagswahlen erreichte die USPD 17,9% der Stimmen, während die SPD auf 21,3% fiel.

[Bearbeiten] Spaltung und Weg in die Bedeutungslosigkeit

Damit schienen sich der USPD neue parlamentarische Einflussmöglichkeiten zu eröffnen. Doch gelang es der SPD erneut, Sozialisierungsbestrebungen in den Hochburgen der Linken zu vereiteln. Daraufhin beschloss eine USPD-Mehrheit, sich der unter Lenin gegründeten 3. Kommunistischen Internationale anzuschließen. An dieser Frage spaltete sich die USPD auf ihrem Parteitag am 12. Oktober 1920. Ihre Mitgliedschaft erwies sich als zu heterogen. Eine Parteitagsmehrheit unter dem Co-Vorsitzenden Ernst Däumig entschied sich für den Anschluss an die Komintern und die Vereinigung mit der KPD zur VKPD. Zwei Jahre später schloss sich die Mehrheit der Rest-Partei, der u.a. die Parteivorsitzenden Arthur Crispien und Wilhelm Dittmann, der Vorsitzende des Deutschen Metallarbeiterverbandes (DMV) Robert Dißmann sowie wichtige Theoretiker wie Karl Kautsky und Rudolf Hilferding angehörten und der sich einige Monate vorher die KPD-Abspaltung Kommunistische Arbeitsgemeinschaft (KAG) um Paul Levi, Ernst Däumig, Adolph Hoffmann und Bernhard Düwell angeschlossen hatte, im Oktober 1922 wieder der SPD an, da es zwischen KPD und SPD kaum Raum für eine linkssozialistische Partei gab. Dem Beschluss folgte eine Mehrheit der Mitglieder, darunter auch ein Teil des linken Flügels um Kurt Rosenfeld.

Nur ein kleiner Rest der USPD blieb unter Führung erst von Georg Ledebour (der 1924 aus der Partei ausschied und mit dem Sozialistischen Bund eine eigene Splittergruppe gründete), dann ab 1924 von Theodor Liebknecht und Elsa Wiegmann bestehen, existierte bis 1931 als eigene Splitterpartei weiter und schloss sich dann einer neuen Linksabspaltung von der SPD, der SAP, an.

[Bearbeiten] Wahlergebnisse

[Bearbeiten] Reichstag

[Bearbeiten] Organisation

[Bearbeiten] Mitgliederzahlen

  • November 1918 - ca. 100.000
  • Ende Januar 1919 - ca. 300.000
  • September 1920 - 893.923
  • April 1921 - 339.951
  • September 1921 - 300.659
  • Juni 1922 - 290.762
  • 1925 - ca. 10.000

[Bearbeiten] Presse

Zentrale Organe waren die Tageszeitung Freiheit und wöchentlich unter der Redaktion von Rudolf Breitscheid erscheinende Theorieorgan Der Sozialist. Ebenfalls zentral erstellt wurde die illustrierte wöchentliche Beilage Die freie Welt. Daneben verfügte die USPD über eine Reihe regionaler Tageszeitungen, von denen einige wie die Leipziger Volkszeitung und das Volksblatt für Halle und den Saalkreis zur USPD übergewechselte SPD-Zeitungen waren, andere wie die Hamburger Volkszeitung Neugründungen. Die vom linken Flügel dominierten Parteiorgane wie die beiden letztgenannten Zeitungen gingen Ende 1920 an die VKPD, andere 1922 an die SPD, fusionierten mit sozialdemokratischen Blättern oder wurden eingestellt. Ab Oktober 1922 erschien als Zentralorgan die Wochenzeitung Klassenkampf, welche ab 1928 wieder unter dem Titel des alten Zentralorgans Freiheit erschien.

[Bearbeiten] Jugend

Die USPD verfügte über keinen Parteijugendverband im eigentlichen Sinne. Zunächst standen Teile der Freien Sozialistischen Jugend (FSJ) der USPD nahe, nachdem eine Mehrheit der FSJ sich an der KPD orientierte konstituierte sich eine Minderheit 1919 unter dem Namen Sozialistische Proletarierjugend (SPJ) als eigenständiger, der USPD nahestehender aber organisatorisch eigenständiger Verband. Die zu diesem Zeitpunkt 20.000 Mitglieder zählende SPJ schloß sich im Herbst 1922 mit dem sozialdemokratischen Verband der Arbeiterjugendvereine Deutschlands zur Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) zusammen.

[Bearbeiten] Neugründungen nach 1945

[Bearbeiten] USPD Berlin

Um 1950 konstituierte sich aus von der SPD-Politik enttäuschten linken Sozialdemokraten in Westberlin eine USPD, die bei den Abgeordnetenhauswahlen 1950 9.782 Stimmen (0,7%) und 1954 1.482 Stimmen (0,1%) erhielt und sich einige Jahre später auflöste.

[Bearbeiten] Die USPD in der DDR

Am 16. Februar 1990 formierte sich in Fürstenberg/Havel eine neue Partei. Sie fühlte sich dem linken sozialdemokratischen Erbe verbunden und wollte für einen demokratischen Sozialismus in der DDR kämpfen. Sie grenzte sich gegen linken und rechten Extremismus ab und "suchte ein Verhältnis zu den Linksparteien, vor allem zur SPD". Sie blieb eine Splitterpartei. Bei der Volkskammerwahl 1990 erhielt sie 3.891 Stimmen (0,03%).

[Bearbeiten] Literatur

  • Dieter Engelmann: Die Nachfolgeorganisationen der USPD. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung (BzG), 01/1991, Berlin 1991, S. 37-45. (zur USPD und zum Sozialistischen Bund 1922-1931)
  • Curt Geyer, Wolfgang Benz, Hermann Graml: Die revolutionäre Illusion Zur Geschichte des linken Flügels der USPD. Stuttgart 1982. ISBN 3421017689
  • Alfred Hermann : Die Geschichte der pfälzischen USPD. Neustadt an der Weinstraße 1989 ISBN 392691212X
  • Hartfrid Krause: USPD. Frankfurt am Main 1975. ISBN 3434200754
  • David W. Morgan: The Socialist Left and the German Revolution: A History of the German Independent Social Democratic Party, 1917-1922. Ithaca/London 1975 ISBN 0-8014-0851-2
  • Eugen Prager: Das Gebot der Stunde. Geschichte der USPD. Bonn 1982. ISBN 3801200493
  • Robert F. Wheeler: USPD und Internationale - Sozialistischer Internationalismus in der Zeit der Revolution. Frankfurt am Main 1975. ISBN 3548033806

[Bearbeiten] Siehe auch

Hugo Haase, Weimarer Republik, Novemberrevolution, Münchner Räterepublik, Kurt Eisner, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Kommunistische Partei Deutschlands, Organisierter Kapitalismus

[Bearbeiten] Weblinks


Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -