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Umsiedler

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Im deutschen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff Umsiedler (der auf den entsprechend als "Umsiedlung" bezeichneten Vorgang einer Migration bzw. Zwangsmigration verweist) unterschiedliche, jedoch aufeinander bezogene Vorgänge:

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Im "Dritten Reich"

Im Kontext des "Dritten Reiches" und des Zweiten Weltkrieges waren "Umsiedler" bestimmte Gruppen von "Volksdeutschen", die aufgrund bilateraler Verträge zwischen dem Deutschen Reich und einem anderen europäischen Staat zwischen 1939 und 1944 aus ihrer (oft schon über viele Generationen bewohnten) nichtdeutschen Heimat ausgesiedelt .Dieser Vorgang betraf insbesondere die Südtiroler (Italien), die Deutsch-Balten (Estland, Lettland, Litauen... Zahlreiche solche "Umsiedler" wurden während des Zweiten Weltkrieges in den vom Deutschen Reich annektierten Teilen Polens angesiedelt und gerieten 1944/45 in den alle in Ostdeutschland und Osteuropa lebende Deutsche erfassenden Prozess von Flucht und Vertreibung. In Westdeutschland bzw. der Bundesrepublik Deutschland blieb der NS-spezifische Umsiedler-Begriff zur Bezeichnung dieser besonderen Teilgruppe der Vertriebenen weiter in Gebrauch.

[Bearbeiten] In der DDR

Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes ordnete die sowjetische Besatzungsmacht im Herbst 1945 für ihre Besatzungszone an, alle deutschen Flüchtlinge oder Vertriebenen künftig offiziell als "Umsiedler" zu bezeichnen. Dieser Sprachgebrauch wurde zwar in der Gesellschaft und insbesondere unter den Betroffenen selbst nur bedingt nachvollzogen, doch im offiziellen politischen und bürokratischen Sprachgebrauch wurde seither auch in der DDR von "Umsiedlern" oder sogar "ehemaligen Umsiedlern" gesprochen. Damit bezeichnete man eine in der SBZ/DDR lebende Großgruppe von 1947 etwa 4,3 Millionen Menschen, die jedoch bis 1961 (insb. durch eine überdurchschnittliche Beteiligung an der "Republikflucht" nach Westdeutschland) auf etwa 3 bis 3,5 Millionen zurückgegangen sein dürfte. Zeitweilig existierten im SED-Staat entsprechend auch "Umsiedlerverwaltungen" (1945-1948/50) und ein sozialpolitisch ausgerichtetes "Umsiedlergesetz" (1950; voller Titel: "Gesetz zur weiteren Verbesserung der Lage der ehemaligen Umsiedler in der Deutschen Demokratischen Republik" mit Hilfen für vertriebene Landwirte, Handwerker, Schüler und Auszubildende sowie einem Kreditprogramm für den Erwerb dringenden Hausrats). Nach 1953 gab es in der DDR keine derartige sozialpolitisch motivierte "Umsiedlerpolitik" mehr. Die Novelle von Anna Seghers und das Drama von Heiner Müller, die beide den Titel "Die Umsiedlerin" tragen, nehmen auf diese DDR-Sprachpolitik Bezug.

[Bearbeiten] In der BRD

Die räumliche Verteilung der Flüchtlinge und Vertriebenen nach 1945 war in allen deutschen Besatzungszonen chaotisch verlaufen und hatte - ohne auf langfristige Erwerbschancen zu achten - insbesondere ländliche Regionen (im Westen etwa Schleswig-Holstein, im Osten etwa Mecklenburg-Vorpommern) zu Schwerpunkten der Vertriebenensiedlung gemacht. Diese Disproportionen entkrampften sich sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR nach 1950 wesentlich durch individuelle Arbeitsmigration in vielversprechendere (insb. schwerindustrielle) Nachbarregionen. Zugleich aber entwickelte die frühe Bundesrepublik auch staatlich geplante Programme von "Umsiedlung" zur besseren Lastenverteilung zwischen den deutschen Bundesländern. Auf diesen binnen-westdeutschen "Umsiedler"-Begriff bezieht sich die gleichnamige Novelle von Arno Schmidt. Ähnliche Diskussionen über "Binnenumsiedlung" wurden auch in der DDR geführt und in kleinerem Maßstab umgesetzt.

[Bearbeiten] Russischer Sprachgebrauch

Außerhalb dieser deutschen Sprachpolitik wurde auch im russischen Sprachgebrauch der dreißiger bis fünfziger Jahre ein Äquivalent des "Umsiedler"-Begriffs zur Bezeichnung für diverse innersowjetische Zwangsdeportationen im Kontext des Stalinismus benutzt. Es ist wahrscheinlich, dass dieser russische Sprachgebrauch die unter 2) beschriebene Sprachpolitik der SBZ/DDR mitbeeinflusst hat. Inwiefern er mit dem unter 1) beschriebenen NS-Sprachgebrauch in Zusammenhang steht (die Sowjetunion war ein wichtiger Vertragspartner für Hitlers "Umsiedlungen"), muss dahingestellt bleiben.

[Bearbeiten] Weiterführende Literatur

  • Dierk Hoffmann / Marita Krauss / Michael Schwartz (Hg.): Vertriebene in Deutschland. Interdisziplinäre Ergebnisse und Forschungsperspektiven. München 2000.
  • Michael Schwartz: Vertriebene und "Umsiedlerpolitik". Integrationskonflikte in den deutschen Nachkriegsgesellschaften und die Assimilationsstrategien in der SBZ/DDR 1945-1961. München 2004.
  • HOORN, Heike van, Neue Heimat im Sozialismus : die Umsiedlung und Integration sudetendeutscher Antifa-Umsiedler in die SBZ/DDR, Essen, 2004.
  • WILLE Manfred (Hg.), Sie hatten alles verloren, Flüchtlinge und Vertriebene in der SBZ, Wiesbaden 1993.
  • MEINICKE W. et Alexander von PLATO, Alte Heimat – Neue Zeit. Flüchtlinge, Umgesiedelte, Vertriebene in der SBZ und in der DDR, Berlin 1991.

[Bearbeiten] Weblinks

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