Umerziehungslager
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Ein Umerziehungslager ist ein Gefängnis oder Straflager, in dem die Gefangenen, vorzugsweise Gegner eines Regimes, politisch im Sinne der herrschenden Doktrin umerzogen werden sollen. Solche Lager sind häufig in Diktaturen anzutreffen, besonders in sozialistischen und kommunistischen Staaten wie der ehemaligen Sowjetunion (Archipel Gulag), in den ehemaligen Ostblockländern, in China oder Nordkorea.
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[Bearbeiten] Umerziehungslager in verschiedenen Staaten
[Bearbeiten] Umerziehungslager in der ehemaligen Sowjetunion
Die ersten Umerziehungslager entstanden nach der Russischen Revolution 1917 in der neu gegründeten Sowjetunion. Vorzugsweise wurden die „Weißen“ (die Anhänger des Zarismus) sowie die Menschewiken, später auch die Trotzkisten interniert. Bald kamen auch Mitglieder der Parteispitze der KPdSU, die Stalin als Konkurrenten seiner Alleinherrschaft ausschaltete, sowie viele Bauern („Kulaken“), Künstler, Wissenschaftler und Angehörige aller Teile des Volkes hinzu.
Auch nach dem Tod Stalins blieben die Straflager bestehen. Weiterhin wurden Kritiker wie beispielsweise Solschenizyn oder Sacharow verfolgt oder ausgewiesen. Erst mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 zerfiel der Archipel Gulag.
[Bearbeiten] Umerziehungslager in den ehemaligen Ostblockstaaten
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 begannen die Sowjets auch in den eroberten Staaten kommunistische Regime einzurichten. Auch in Polen, in der ehemaligen DDR, in Rumänien, in Bulgarien, im ehemaligen Jugoslawien, in Ungarn, in Albanien und in der ehemaligen Tschechoslowakei wurden Gegner des Kommunismus eingesperrt und "umerzogen" oder umgebracht. Nach den Veränderungen ab 1989 zerbrachen auch in diesen Staaten die Straflagersysteme.
[Bearbeiten] Umerziehungslager in China und Nordkorea
Bis heute gibt es in der Volksrepublik China und Nordkorea so genannte Umerziehungslager für Dissidenten und Kritiker des Regimes. Auch religiöse Gruppen werden in Straflagern interniert. In China sind dies die Anhänger der Falun-Gong-Bewegung. In Nordkorea werden Christen in Lagern gefangengehalten.
[Bearbeiten] Methoden der „Umerziehung“
Die Methoden der „Umerziehung“ sind vielfältig, zum Beispiel:
- Drohungen und Einschüchterungen
- Demütigung und Beschämung wie beispielsweise nackt ausziehen, auf den Boden legen
- stundenlange oder sogar tagelange Verhöre (so genanntes Verhör-Fließband)
- Erpressungen von (falschen) Aussagen
- (Falsche) Beschuldigungen sowie Beleidigungen, Lüge und Verunsicherung, gezielte Fehlinformation
- ständige Beeinflussung wie zum Beispiel obligatorische Vorträge oder Lektüre der Parteizeitung, auch andauernde Beschallung mit Lautsprechern (besonders in der Sowjetunion und in China)
- Entzug von Schlaf (regelmäßig in der Sowjetunion)
- Entzug von Nahrung und Wasser
- Verweigerung von ärztlicher Behandlung
- Qualvolle Körperhaltungen, wie beispielsweise stundenlanges Stehen oder Knieen
- Körperliche Misshandlung wie zum Beispiel Schlagen mit Gummiknüppeln, Ohrfeigen oder Fußtritte, Ausschlagen der Zähne, Zigaretten auf der Haut ausdrücken, Zufügen von Verbrennungen oder Verbrühungen, Zerquetschen der Hoden sowie qualvolle Fesselungen mit Handschellen, Pfahlhängen
- so genannter „Polit-Unterricht“ oder „Polit-Schulung“ von Gefangenen bzw. Kriegsgefangenen und Indoktrinierung
- Einzelhaft, Sprechverbot
- Dunkelhaft
- Scheinhinrichtungen
- Einsperren von Angehörigen oder Verwandten, bzw. Drohung damit
- Zwang, die Mithäftlinge zu foltern (so in Rumänien unter Gheorghiu-Dej geschehen)
- Gehirnwäsche
- den Gefangenen für geisteskrank erklären (lassen) und im Irrenhaus verschwinden lassen
- so genanntes „House of Fun“ (eine Kammer mit ohrenbetäubend lauter Musik und grellem Licht)
- zwangsweises Verabreichen von Medikamenten oder Drogen
sowie weitere Methoden der Folter und der so genannten „Weißen Folter“.