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Tschandala

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Tschandala ist eine ältere deutsche/schwedische Transkription des Wortes Chandala. Der Ausdruck wurde von Friedrich Nietzsche und August Strindberg in dieser Schreibweise verwendet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Nietzsches „Tschandala“

Für Nietzsche ist der Tschandala das Gegenteil zum Übermenschen. Der Tschandala sei ein Produkt der unkontrollierten Mischung aus Rassen und Klassen, ein Mischling, "die Frucht von Ehebruch, Incest und Verbrechen" (Nietzsche, "Götzen-Dämmerung", Kapitel "Die Verbesserer der Menschheit"). Nietzsche kontrastiert in der Götzen-Dämmerung von 1888 ethische Strategien der Verbesserung der Menschen mit der "arische(n) Humanität", die sich am Begriff „reines Blut” orientiere (a.a.O., Abschnitt 4).

Zentrale Metapher ist für Nietzsche dabei das dressierte Raubtier in der Menagerie, das scheinbar verbessert, in Wirklichkeit geschwächt und seiner Lebendigkeit beraubt sei. Als Entsprechung sieht Nietzsche den vom Christentum dressierten Germanen. Laut Nietzsche ist das Christentum, entstanden aus dem Judentum, die Religion des Tschandala.

"Das Christenthum, aus jüdischer Wurzel und nur verständlich als Gewächs dieses Bodens, stellt die Gegenbewegung gegen jede Moral der Züchtung, der Rasse, des Privilegiums dar: — es ist die antiarische Religion par excellence: das Christenthum die Umwerthung aller arischen Werthe, der Sieg der Tschandala Werthe, das Evangelium den Armen, den Niedrigen gepredigt, der Gesammt-Aufstand alles Niedergetretenen, Elenden, Missrathenen, Schlechtweggekommenen gegen die „Rasse,” — die unsterbliche Tschandala-Rache als Religion der Liebe ..." (Nietzsche, "Götzen-Dämmerung", Kapitel "Die Verbesserer der Menschheit", Abschnitt 4)

Nietzsche legt die brutalen Vorschriften zum Umgang mit den Tschandala, die im Grunde auf Demütigung und physische Vernichtung hinauslaufen, aus als Kampf der Starken gegen die Masse der Schwachen.

"Aber auch diese Organisation hatte nöthig, furchtbar zu sein, — nicht dies Mal im Kampf mit der Bestie, sondern mit ihrem Gegensatz-Begriff, dem Nicht-Zucht-Menschen, dem Mischmasch-Menschen, dem Tschandala. Und wieder hatte sie kein andres Mittel, ihn ungefährlich, ihn schwach zu machen, als ihn krank zu machen, — es war der Kampf mit der „grossen Zahl.”"(Nietzsche, "Götzen-Dämmerung", Kapitel "Die Verbesserer der Menschheit", Abschnitt 3)

Die Kritiker Nietzsches sehen das Spätwerk des Philosophen als Produkt seiner sich verstärkenden Geisteskrankheit. Die Begriffe "Rasse", "Züchtung", "arisch", wie Nietzsche sie im Spätwerk verwendet, die geforderte Mitleidlosigkeit mit den Schwachen, stellen in jedem Falle den zentralen Einstieg für nationalsozialistische Ideologen dar, die sich Nietzsche zu eigen machen wollen. In einem Brief an Heinrich Köselitz vom 31. Mai 1888 erklärt Nietzsche die Juden zur "Tschandala-Rasse", die die "arische" Ethik der Veden zu einer Priester-Ethik umfunktioniert und damit den ursprünglichen Sinn zerstört habe.

Auch Nietzsches späte Kritik am Christentum baut auf die Opposition zwischen Starken und Schwachen und ergreift dabei Partei für den Islam als männliche Religion.

"Wenn der Islam das Christenthum verachtet, so hat er tausend Mal Recht dazu : der Islam hat Männer zur Voraussetzung ..." (Nietzsche, Der Antichrist, 1888, Kapitel 59)

"Christenthum, Alkohol — die beiden g r o s s e n Mittel der Corruption ... An sich sollte es ja keine Wahl geben, Angesichts von Islam und Christenthum, so wenig als Angesichts eines Arabers und eines Juden. Die Entscheidung ist gegeben, es steht Niemandem frei, hier noch zu wählen. Entweder i s t man ein Tschandala oder man ist es n i c h t ... »Krieg mit Rom auf´s Messer ! Friede, Freundschaft mit dem Islam« : so empfand, so t h a t jener grosse Freigeist, das Genie unter den deutschen Kaisern, Friedrich der Zweite. Wie ? muss ein Deutscher erst Genie, erst Freigeist sein, um a n s t ä n d i g zu empfinden? — Ich begreife nicht, wie ein Deutscher je christlich empfinden konnte ..." (a.a.O., Kapitel 60)

Der Begriff Tschandala wird von Nietzsche auf verschiedene Gegener gemünzt, etwa auch auf sozialistische Strömungen seiner Zeit. Der Begriff kennzeichnet Nietzsches Parteinahme für die "Herren" gegen die "Knechte" und ist kulturgeschichtlich durch seine universale Anwendbarkeit äußerst wirkungsmächtig.

[Bearbeiten] Strindbergs Roman

Nietzsche-Verehrer August Strindberg versuchte den Begriff "Tschandala" unmittelbar in seinem 1889 erschienenen gleichnamigen Roman literarisch umzusetzen.

[Bearbeiten] Textgrundlagen

  • Friedrich Nietzsche, Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt. (1889)
  • Friedrich Nietzsche, Der Antichrist, Nachgelassene Schriften (August 1888-Anfang Januar 1889)

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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