Tresterbrand
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Tresterbrand ist eine Spirituose, die aus vergorenem Traubentrester (den Rückständen der Weinmaische z. B. Stängel, Schalen, Kerne) destilliert wird.
Tresterbrände sind je nach Herkunftsregion unter verschiedenen weiteren Namen bekannt, insbesondere:
- Deutschland: Trester oder Tresterbrand
- Österreich: Trebern oder Trebener
- Schweiz: Träsch
- Ungarn: Törköly oder Törkölypálinka
- Frankreich: Marc, z. B. Marc de Champagne
- Italien: Grappa
- Spanien: Orujo
- Kreta: Tsikoudia / Rakí (nicht zu verwechseln mit dem türkischen Rakı)
- Makedonien: Tsipouro
- Zypern: Zivania
- Kroatien: Lozovača
- Georgien: Tschatscha
- Bolivien: Singani
- Luxemburg: Wainheffen
Ähnlich, aber auf anderen Zutaten basierend, sind Traubenbrände wie der Pisco.
Besonders geeignet für die Produktion sind die Pressrückstände von Süßweinen, da diese einen hohen unvergorenen Zuckergehalt aufweisen.
[Bearbeiten] Historie
Die Herstellung von Tresterbrand basiert auf der Herstellung von Wein einerseits und der Kunst der Destillation andererseits.
Während die Weinherstellung wesentlich älter ist, geht man davon aus, dass die Destillationskunst im persischen Raum entdeckt wurde. Berichte über erste einfache Destillationsgeräte stammen z. B. aus dem Jahr 400 n. Chr. (Zosimos von Panopolis). Insbesondere im arabischen Raum hat sich die Destillationskunst für medizinische Zwecke schnell verbreitet.
Um das 11. Jahrhundert, mit Beginn der Kreuzzüge, brachten Gelehrte diese neue Technik nach Italien, wo sie sich insbesondere durch das Zutun von Jesuiten-Mönchen (Ordensgründung 1540) verbreitete. Aus derselben Zeit stammen auch erste Dokumente, die die Destillation von Wein beschreiben. Erst im Jahre 1451 wird erstmalig Grappa erwähnt: Ein piemontesischer Notar vermachte seinen Nachfahren u. a. einen Keller mit einer Destillationsanlage und größeren Mengen an „aquavit“ bzw. „grape“.
Im Mittelalter galt der Tresterschnaps selbst als Armeleutegetränk, was sicherlich auch auf die nicht optimierten Destillationstechniken zurückzuführen ist (direkte Befeuerung und dadurch Anbrennen des Tresters, mangelnde Trennungsoptimierung).
Das ist vermutlich auch der Grund, warum der Tresterschnaps im 1507 verfassten Standardwerk der Destillation „Liber de arte distillandi“ von Hieronimus Brunschwyg nicht genannt wurde. Erste Vorschriften für die Herstellung von Tresterdestillaten stammen aus dem Jahr 1636, als diese jedoch noch abfällig als Rohstoffe mit Alkoholbasis genannt werden.
Um 1800 schließlich wurde die Destillation mit indirekter Befeuerung erfunden, d. h. erst ab diesem Zeitpunkt war eine schonende Destillation unter Zuhilfenahme eines Wasserbades möglich, die als Grundvoraussetzung für moderne Tresterbrände gilt.
Durch weitere technische Optimierung des Destillationsprozesses fanden Tresterbrände dann ab Mitte des 20. Jahrhunderts langsam auch Anerkennung weltweiter Feinschmecker und erlangten fürderhin weltweite Bekanntheit und Verbreitung.