Tracer (Hydrologie)
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Als Tracer (von engl.: to trace = verfolgen, aufspüren) bezeichnet man Substanzen, welche in sehr geringen Konzentrationen noch detektiert werden können. Mit ihrer Hilfe lassen sich Prozesse in der natur- und umweltwissenschaftlichen Prozessforschung verfolgen und quantifizieren. Zu diesem Zweck werden sie in den zu untersuchenden Prozess eingeschleust (z.B. Wasserkreislauf). Sogenannte Umwelttracer befinden sich bereits im untersuchten System, wie zum Beispiel in Form von unterschiedlichen Isotopenkonzentrationen oder Temperaturen.
Eingesetzt werden Tracermethoden unter anderem in der Hydrologie und Meteorologie sowie in der Hydrogeologie.
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[Bearbeiten] Hydrologische Tracer
In der Hydrologie (Gewässerkunde) werden Tracer (Markierstoffe) zur Untersuchung des Fließens von Oberflächenwasser und Grundwasser eingesetzt. Man unterscheidet zwei Hauptgruppen von Tracern, nämlich Umwelttracer und künstliche Tracer. Umwelttracer sind im Wasser bereits vorhanden, künstliche Tracer werden dem Wasser für eine Untersuchung zugegeben. Innerhalb einer Gruppe gibt es mehrere Varianten :
[Bearbeiten] Umwelttracer
Natürliche Isotopen: stabil oder radioaktiv. Chemische Verbindungen: ionisch oder nicht ionisch. Zivilisatorische Stoffe: chemische Verbindungen oder radioaktive Stoffe.
[Bearbeiten] Künstliche Tracer
Partikeltracer: Sporen, Bakterien, Phagen, fluoreszierende Mikropartikel. Chemische Tracer: Salze (Anionen und Kationen), Fluoreszenztracer, Lebensmittelfarbstoffe. Radioaktive Tracer: In Form von Anionen oder Kationen
Besondere Bedeutung haben die Fluoreszenztracer erlangt. So ist etwa das Grün leuchtende Natriumfluoreszein (Uranin) bis zu kleinsten Konzentrationen um 0.001 Milligramm pro Kubikmeter Wasser nachweisbar. Das ist ein Tausendstel Gramm in einem Schwimmbad! Natriumfluoreszein wird im Untergrund kaum adsorbiert, breitet sich somit wie das Wasser aus und wird deshalb für die Untersuchung von Grundwasserströmungen bevorzugt. Andere Fluoreszenztracer wie etwa Eosin und mit Einschränkungen Natrium-Naphthionat haben ähnlich gute Ausbreitungseigenschaften, die Nachweisgrenzen sind hingegen schlechter als beim Fluoreszein. Im Prinzip fluoresziert eine Vielzahl von organischen Stoffen.Nachteilig bei den meisten Stoffen ist aber deren schlechtes Adsoprtionsverhalten und oft auch der für Feldanwendungen viel zu hohe Preis.
Analysiert werden die Fluoreszenzfarbstoffe mit einem Fluoreszenzspektrofotometer. Dabei wird die Probe mit Licht einer geeigneten Wellenlänge zum Leuchten angeregt. Dieses Fluoreszenzleuchten erfolgt bei einer höheren Wellenlänge. Für Natriumfluoreszein beträgt die optimale Anregung bei 491 Nanometer, die Probe fluroesziert dann bei 516 Nanometer. Mit einem Fluoreszenzspektrofotometer lassen sich auch extrem schwache Fluoreszenzen bis zum 10000fachen unter der Sichtbarkeitsgrenze noch nachweisen. Dank den tiefen Nachweisgrenzen von Fluoreszenztracern kommt man bei Grundwasseruntersuchungen meistens mit Tracermassen von einigen Gramm bis zu einigen Kilogramm aus. Unter gleichen Verhältnissen müssten bei Verwendung von Salzen, etwa Kochsalz, bis zu mehreren Tonnen eingegeben werden.
Salze und auch nicht fluoreszierende Lebensmittelfarbstoffe werden deshalb nur selten für Grundwasseruntersuchungen verwendet. Hingegen werden Kochsalz, Kaliumbromid und der Lebensmittelfarbstoff Brillantblau im Labor und bei sehr kleinen laborähnlichen Versuchsgebieten im Feld oft eingesetzt.
In Oberflächenwässern werden künstliche Tracer für Abflussmessungen verwendet. Je grösser die Verdünnung eines einem Fluss zugefügten Tracers ist, desto grösser ist der Abfluss. Aus den unterhalb der Eingabestelle gemessenen Konzentrationen lässt sich somit direkt der Abfluss berechnen. Diese sogenannte Tracerverdünnungsmethode ist speziell auch für turbulente Gewässer geeignet. Bevorzugter Tracer ist hier Kochsalz, da sich dieses an Ort und Stelle durch Messung der elekrolytischen Leitfähigkeit auf einfachste Weise messen lässt. Bei Abflüssen von mehr als einigen Kubikmeter pro Sekunde wird aber die benötigte Kochsalzmasse zu gross und man nimmt deshalb meistens Natriumfluroeszein. Für einen Abfluss von einem Kubikmeter pro Sekunde braucht man nur einige Gramm dieses Tracers. Analysiert wird an Ort und Stelle mit einem kleinen „Pocketfluorimeter“ oder mit einem Lichtleiterfluorimeter, welches allerdings teuer ist.
Die Ausbreitung eines Tracers im Grundwasser erfolgt im einfachsten Fall nach den Gesetzen der hydromechanischen Dispersion. Dabei dehnt sich die „Tracerwolke“ im Verlauf ihres Fließens immer mehr aus. Diese Ausbreitung ist somit von der Zeit abhängig, aber auch von den Eigenschaften des Aquifers (mit Grundwasser erfüllter Bodenkörper). Mit dem sogenannten Dispersionsmodell lassen sich die Fließgeschwindigkeiten und die Aquifereigenschaften berechnen. Wird ein Tracer teilweise adsobiert oder wirken während des Fließens chemische Prozesse auf den Tracer, dann wird die Auswertung komplexer. Auch bei einem heterogenen Aquifer mit auf der Fließstrecke wechselnden Eigenschaften kann die Auswertung schwierig werden. Auch in Fließgewässern kann die Ausbreitung des Tracers in dem erwähnten Dispersionsmodell erfolgen, obwohl hier die Ursachen der Ausbreitung etwas anders sind als im Grundwasser.
Tracer können auch für die Untersuchung von See- oder gar Meeresströmungen eingesetzt werden. Dabei ist aber der Aufwand allgemein gross. (Autor "Hydrologische Tracer": Hans Rudolf Wernli, Universität Bern)