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Tomislavgrad

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Tomislavgrad
Wappen Karte
Wappen von Tomislavgrad
Tomislavgrad auf der Karte von Bosnien und Herzegowina
Tomislavgrad
Tomislavgrad
Basisdaten
Staat: Flagge von Bosnien-Herzegowina Bosnien-Herzegowina
Entität: Flagge der Föderation Bosnien und Herzegowina Föderation
Kanton: Livno/Herceg-Bosna
Koordinaten: Koordinaten: 43° 42' 49" N, 17° 13' 36" O 43° 42' 49" N, 17° 13' 36" O
Einwohner: 30.000 (2001)
Blick auf Tomislavgrad
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Blick auf Tomislavgrad

Tomislavgrad (auch Duvno, ältere deutsche Bezeichnung Dalen) bezeichnet sowohl eine Stadt als auch einen Gemeindeverband im Südwesten Bosnien-Herzegowinas. Den Gemeindeverband (Općina) bilden die Stadt Tomislavgrad sowie die sie umgebenden Dörfer. Die Gemeinde liegt größtenteils im Hochtal von Duvno (Duvanjsko Polje) und grenzt an die Gemeinden Posušje (südlich), Livno (nordwestlich), Kupres (nördlich), Prozor (nordöstlich) und Jablanica (östlich) sowie an die Republik Kroatien im Westen. Das Gemeindegebiet umfasst insgesamt 970 km² darunter zwei weitere Hochebenen das Šuicko Polje im Norden und das Roško Polje im Südwesten. Die Stadt Tomislavgrad selbst liegt im nördlichen Teil der Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografische Lage

Tomislavgrad liegt auf einer Hochebene in 840-900 m Höhe. Die Stadt ist von Bergen umgeben: der Pločno 2298 Meter ü. NN, der Veliki Vran 2207 m ü. NN und weitere Berge wie Ljubuša, Tušnica, Mali Vran, alle sind mindestens 1700 m hoch. In den Wintermonaten kann es in seltenen Fällen bis -25 °C kalt werden, im Sommer sind Temperaturen über 40 °C möglich.

Es gibt zwei nennenswerte Seen: Buško Blato und Blidinje. Buško Blato ist ein künstlicher See, der durch eine Talsperre an der Grenze zu Kroatien entstanden ist. Es ist der größte künstliche See Europas. In den See fließt die Šuica. Der zweite See Blidinje liegt 1250 Meter über den Meeresspiegel und ist ein Gletschersee, der im Winter meist zufriert und im Hochsommer oft austrocknet. Tomislavgrad liegt im Norden der ca. 300 Quadratkilometer großen Ebene Duvanjsko Polje. Die Ebene ist karstig, und es gibt so gut wie keinen Wald. Nach starken Regenfällen bleibt das Wasser nicht an der Oberfläche, sondern fließt schnell in Klüfte ab; aus diesem Grund herrscht in den Sommermonaten oft Dürre. Im Frühjahr, wenn die Schneemassen auf den umliegenden Bergen schmelzen und unterirdisch ins Tal fließen, ist regelmäßig die ganze Ebene überflutet.

[Bearbeiten] Ortschaften der Gemeinde Tomislavgrad

Das Gemeindegebiet von Tomislavgrad umfasst neben der eigentlichen Stadt noch folgende Ortschaften: Baljci, Blažuj, Bogdašić, Borčani, Brišnik, Bukova Gora, Bukovica, Cebara, Crvenice, Ćavarov Stan, Dobrići, Donji Brišnik, Eminovo Selo, Galečić, Gornja Prisika, Gornji Brišnik, Grabovica, Jošanica, Kazaginac, Kolo, Kongora, Korita, Kovači, Krnjin, Kuk, Letka, Lipa, Liskovača, Lug, Mandino Selo, Mesihovina, Mijakovo Polje, Mokronoge, Mrkodol, Omerovići, Omolje, Oplećani, Pačari, Pasić, Podgaj, Prisoje, Radoši, Rašćani, Rašeljke, Raško Polje, Renići, Rošnjače, Sarajlije, Seonica, Srđani, Stipanjići, Šuica, Vedašić, Vinica, Vojkovići, Vranjače, Vrilo, Zaljiće, Zaljut i Zidine.

[Bearbeiten] Geschichte

Vereinzelte Funde deuten daraufhin, dass das Hochtal von Duvno bereits in prähistorischer Zeit besiedelt wurde. Die ersten historisch verbürgten Bewohner sind jedoch die Delmaten (in anderen Quellen auch als Dalmati oder Dalmater bezeichnet), ein illyrischer Volksstamm der sich von 158 v. Chr. bis zu seiner endgültigen Niederwerfung 118 v.Chr. durch Konsul Cecilius Mettelus immer wieder im Krieg mit den römischen Reich und seinen illyrischen Verbündeten befand.[1] Ob es sich bei den Delmaten tatsächlich um einen einzelnen Stamm handelte ist umstritten. Möglicherweise handelte es sich auch um einen Verbund mehrerer zwischen den Flüßen Neretva und Krka siedelnder, illyrischer Stämme.[2]

[Bearbeiten] Das illyrische Delminium

Mehrere römische Quellen sprechen von einer Stadt Delminium (auch Delminus), als Hauptort der Delmaten. Nach Angaben des griechischen Historikers Appian von Alexandria, wurde der Stamm nach eben dieser Stadt zunächst Delmatenses und später Dalmatii genannt.[3] Die Vermutung liegt nahe, dass sich aus eben dieser Bezeichnung der spätere Name der Region Dalmatien (röm. Dalmatia) entwickelt hat.

[Bearbeiten] Zur Quellenlage

Zeitgenössische Quellen zum historischen Delminium sind spärlich gesäht. Einzig bekannte Quellen sind die Schilderungen des „dalmatischen Feldzugs“ bei Appian von Alexandria und Sextus Julius Frontinus. Von Appians Werken ist nur sein Buch über die römischen Bürgerkriege in Gänze erhalten geblieben. Seine Schilderung der illyrischen Kriege[4] (ursprünglich nur ein Teilstück seines Werks über die Mazedonischen Kriege) gehört allerding zu den Werken, die die Zeit in großen Teilen überdauert haben. Sextus Julius Frontinus seinerseits berichtet in seinem Werk „Strategemata“[5] über die Belagerung der Stadt Delminium durch Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum.

[Bearbeiten] Bedeutung des Namens Delminium

Zur ursprünglichen Bedeutung des Namens Delminium äußern sich die römischen Quellen nicht. Jedoch wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um eine romanisierte Form der illyrischen Wörter D'lmno (Weide) bzw. Delma (Schaf) handelt. Auch die im Mittelalter noch gebräuchliche Bezeichnung Dumno (anstatt des späteren Duvno) für die Stadt Tomislavgrad und ihre Umgebung legen eine solche Deutung nahe.[6]

[Bearbeiten] Delminium zur Zeit des Dalmatischen Feldzugs 156 - 155 v. Chr.

Nach dem die Delmaten immer wieder Überfälle gegen römische Büdnispartner (unter anderem die Liburner)durchgeführt hatten, und Vermittlungsversuche seitens des römischen Senats mehrfach abgewiesen wurden, beauftragte der Senat Konsul Gaius Marcius Figulus im Jahre 156 v. Chr. mit der Durchführung eines Feldzuges. Figulus landete in der Nähe des antiken Narona. Trotz anfänglicher Niederlagen, gelang es ihm gegen Herbstende, die Delmaten zurückzuschlagen, so dass sich diese in ihrem Hauptort Delminium verschanzten.

Eine erste Belagerung schlug fehl, da laut Appian von Alexandria die Stadt aufgrund ihrer mächtigen Befestigungen und ihrer günstigen Lage auf einem Berg weder erstürmt, noch durch das mitgeführte Belagerungsgerät geschleift werden konnte.[7] Figulus ging dazu über, die umliegenden, größten Teils schutzlos zurückgelassenen delmatischen Ortschaften zu plündern in der Hoffnung, dadurch die Verteidiger aus Delminium herauslocken zu können. Nachdem dieser Plan scheiterte, entschloss er sich Delminium erneut zu belagern. Die Stadt wurde mit Brandpfeilen und Ballisten beschossen und daurch größtenteils zerstört. Jedoch gelang es auch diesmal nicht die Stadt einzunehmen.

Ein Jahr später gelang es Konsul Publius Cornelius Scipio Nasica Corculummit der selben Taktik, mit der Figulus ein jahr zuvor gescheitert war, die Verteidiger aus Delminium herauszulocken und die Stadt endgültig zu erobern.[8]

[Bearbeiten] Lage des illyrischen Delminium

Auch über die Lage des historischen Delminium, lässt sich aus den historischen Quellen nichts genaues schließen. Sowohl Appian als auch Sextus Julius Frontinus beschreiben die Stadt als stark befestigt und auf einem Berg liegend, untehalb dessen eine Straße verläuft. Die heutige Stadt Tomislavgrad befindet sich zu Fuße eines Berges. Nachgewiesen ist, dass sich hier zur Zeit der Römer eine Kreuzung zweier wichtiger Handelswege von Dalmatien ins innere Pannonien befand. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass das heutige Tomislavgrad auf den Ruinen des antiken Delminiums steht.

Eine Theorie geht davon aus, dass sich Delminium auf dem Berg Libu, zwischen den heutigen Dörfern Kongora und Borčani befand.[9] Für diese Theorie sprechen die zentrale Lage dieses Ortes quasi im Zentrum des Hochtales, so wie der vermutete Verlauf der römischen Handelsstraße (Appian erwähnt, dass Figulus nicht von „der Straße“ aus angreifen konnte). Henri Cons hingegen verortete in seinem 1888 veröffentlichten Werk „La province romaine de dalmatie“ Delminium auf dem Berg Gardun in der Nähe der heutigen kroatischen Kleinstadt Trilj und somit außerhalb der heutigen Gemeindegrenzen von Tomislavgrad. Auch dies erscheint möglich, nicht zuletzt da Trilj unmittelbar an der Grenze zwischen der Republik Kroatien und der bosnisch-herzegowinischen Gemeinde Tomislavgrad liegt.

Gesichert hingegen ist der Standort eines illyrischen Heiligtums zwischen dern Dörfern Mandino Selo und Rašćani.[10]

[Bearbeiten] Das römische Delminium

Nach der Eroberung Delminiums 155 v. Chr. und der Niederschlagung des illyrischen Austands 9 n. Chr. begann eine Phase zunehmender römischer Kolonalisierung und Assimilierung. Es ist soweit bekannt, dass es römische Kolonie gleichen Namens in der Nähe des alten Delminium gegeben hat, jedoch ist auch ihre geografische Lage nicht abschließend geklärt. Gesichert ist nur, dass sich auf dem Gebiet der heutigen Stadt Tomislavgrad eine römische Siedlung sowie die römische Wegstation Bistue Vetus befand. Ihre Überreste wurden beim Bau des Franziskanerklosters Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt.[11]

Des Weiteren wurde Überreste eines römischen Heiligtums unterhalb des heutigen Stadtfriedhofs Karaula gefunden.

[Bearbeiten] König Tomislav

In der Stadt wurde der erste kroatische König Tomislav gekrönt im Jahr 925 und daher ist der Stadtname dem ersten kroatischen König gewidmet.

[Bearbeiten] Bevölkerung

Tomislavgrad hat ungefähr 30.000 Einwohner, von denen die überwiegende Mehrheit Kroaten sind. Der Anteil der Bosnier an der Gesamtbevölkerung beträgt ungefähr 10%, die der Serben 2%.

Anzahl Prozent
1997 1991 1997 1991
Kroaten 24.165 25.976 87,88% 86,56%
Bosnier 2.500 3.148 9,09% 10,49%
Serben 0 576 0,00% 1,92%
Sonstige 833 309 3,03% 1,03%
Gesamt 27.498 30.009 100% 100%

Quelle: [12]

[Bearbeiten] Interessantes

Es gibt noch heute Wölfe, Schlangen und Bären in den Bergen rund um die Stadt. Tomislavgrad hat die prozentual höchste Auswanderungsrate in ganz Bosnien, die meisten Auswanderer leben heute in Melbourne, Buenos Aires, München, Frankfurt am Main, Wien, Sydney, Stuttgart, Bern und Chicago.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. Eine ausführliche Schilderung der illyrischen/delmatischen Kriege findet sich unter anderem bei M. Zaninovic – Der illyrische Stamm der Delmaten
  2. So: Henri Cons, La province romaine de Dalmatie; Montpellier, 1888.
  3. Appian von Alexandria, Die Illyrischen Kriege, §11 Figulus dalmatischer Feldzug.
  4. Einsehbar unter: [1]
  5. Einsehbar unter: [2]
  6. Zur Schilderung der Namensgenese siehe: Homepage der Stadt Tomislavgradund Henri Cons, La province romaine de Dalmatie; Montpellier, 1888. In Teilen auf serbokroatisch hier einsehbar.
  7. Die Schilderung der ersten Belagerung Delminiums im Jahre 156 v. Chr. bezieht sich auf: Appian von Alexandria, Die Illyrischen Kriege, §11 Figulus dalmatischer Feldzug.
  8. Sextus Julius Frontinus: Strategemata Buch III Absatz VI
  9. Siehe:
  10. http://www.franjevci.info/tomislavgrad.htm
  11. Die Angaben dieses Abschnitts beziehen sich auf die Aufzeichnungen des örtlichen Franziskanerordens hier einsehbar.
  12. Homepage des Beauftragten der Bundesregierung für Flüchtlingsrückkehr, Wiedereingliederung und rückkehrbegleitenden Wiederaufbau in Bosnien und Herzegowina: Bericht für die Flüchtlingsrückkehr (zugegriffen am 26. September 2006).
    Die Zahlen für das Jahr 1991 beziehen sich auf die Ergebnisse der Volkszählung des Jahres 1991, gemäß UNHCR Population Figures 1997. Die Daten für das Jahr 1997 basieren auf Angaben der Gemeinde Tomislavgrad, Dezember 1997.

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