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Tochterrepublik

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champignons républicains (republikanische d.h. revolutionäre Champignons), französische Karikatur, um 1799. - Die Monarchen Europas sind von einem Meer neuer Republiken umgeben, die wie Pilze aus dem Boden schiessen: In der Mitte die grosse französische Mutterrepublik, um sie herum kleinere Tochterrepubliken.
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champignons républicains (republikanische d.h. revolutionäre Champignons), französische Karikatur, um 1799. - Die Monarchen Europas sind von einem Meer neuer Republiken umgeben, die wie Pilze aus dem Boden schiessen: In der Mitte die grosse französische Mutterrepublik, um sie herum kleinere Tochterrepubliken.

Tochterrepubliken waren ab 1792 von der Französischen Republik durch Militärintervention und Revolutionsexport errichtete Staaten mit Verfassungen nach dem eigenen Vorbild. Im Übergang zur kontinentaleuropäischen Hegemonie Frankreichs unter Kaiser Napoleon verschwanden die Tochterrepubliken zugunsten eines konstitutionell-monarchischen Staatensystems. Der Begriff betonte die Verwandtschaft und Verbundenheit zwischen diesen Republiken gegenüber Monarchien, aber auch anderen, vorrevolutionären (Adels-)Republiken wie die Vereinigten Niederlande oder Venedig.

Die Namen der Tochterrepubliken selbst wie Batavische Republik oder Cisalpinische Republik leiteten sich meist von geo- und ethnographischen Begriffen der Antike her. Die besondere Namensgebung für die Verbündeten des revolutionären Frankreichs rührte von einem damals anderen Verständnis her, worin das Wesen der Revolution bestünde. Der später gültige Sinn - radikaler Neubeginn und gewaltsamer Fortschritt - steckt gerade nicht im Wort Revolution. Dieses bedeutete ursprünglich „Rückwendung“ (lat. re-volutio), nämlich weg von einer als degeneriert angesehenen feudalen Gegenwart hin zu früheren naturrechtlichen Zuständen. Verwirklicht glaubten die Vordenker der Revolution diese freieren Gesellschaften in der Antike, in der Römischen Republik oder bei den keltisch-germanischen Völkern, auf die man sich also in sprachlicher Weise berief. Das hohe und bis in die Anfänge der damals bekannten Geschichte zurückreichende Alter der Begriffe sollte sowohl für ein Gegengewicht zur Künstlichkeit der Staatenbildung sorgen als auch den neuen Republiken eine größere Legitimation als der im Mittelalter verwurzelten Feudalordnung verschaffen.

Die Eroberung benachbarter Staaten und ihre Umwandlung zu Tochterrepubliken stellten im ersten Koalitionskrieg und später den größtenteils geglückten Versuch dar, ein militärisches Glacis für Frankreich zu schaffen; insofern diente anfangs das aggressive Mittel noch einem defensiven Zweck. Die meisten Tochterrepubliken entstanden aber erst nach der jakobinischen Phase der Französischen Revolution 1793-1794, und ihr Schicksal hing eng mit der Karriere Napoléon Bonapartes seit 1796 zusammen. Sie waren ein wesentliches Element der Innenpolitik Frankreichs, deren Takt Napoleon vorgeben konnte, indem er während seinen italienischen Feldzügen eine Vielzahl von Republiken ausrief. Frankreich bewegte sich damals bereits in Richtung der Herrschaft eines „starken Mannes“ (Konsulat ab 1799) und letztlich des Kaiserreichs ab 1804; diese Tochterrepubliken waren nicht dazu bestimmt, die Revolution zu exportieren, sondern Autorität zu importieren, und konsequenterweise waren in der zweiten, imperialen Phase der Ausdehnung des französischen Machtbereichs ab 1805 (Spanien, Rheinbund) die auf die Tochterrepubliken folgenden Königreiche und weitere von Frankreich abhängige Fürstentümer mit Verwandten des Kaisers (Napoleoniden) als Staatsoberhäupter besetzt.

[Bearbeiten] Liste von Tochterrepubliken

Zunächst war die 1790 von Revolutionären in den Österreichischen Niederlanden parallel zur Französischen Revolution errichtete Republik der „Vereinigten Belgischen Staaten“ wieder unterdrückt worden. Später aber folgten z.B. die

Die Liste ist nicht vollständig, es gab eine bedeutende Anzahl kleinerer und ephemerer Republiken, die oft nur in der Spezialliteratur der Geschichtsschreibung Erwähnung finden. Auf dem Gebiet der vorrevolutionären Eidgenossenschaft mit ihrer ausgeprägten lokalen Selbstverwaltung und territorialen Zergliederung erklärten sich während der Umbruchsphase des Frühjahrs 1798 Untertanenorte und -gebiete zu Republiken (Léman bzw. Kanton Waadt) oder Freistaaten (Toggenburg), bevor sie in der Helvetischen Republik zusammengefasst wurden. Die damaligen Verhältnisse widerspiegeln sich immer noch in den divergenten Selbstbezeichnungen der Schweizer Kantone als „Stand“ oder „Republik“. Die bereits vor der Revolution bestehenden Kantone bevorzugen das traditionelle „Stand“, während die (Westschweizer) Kantone, die sich in der revolutionären und napoleonischen Ära besonders verwurzelt sehen, ein Selbstverständnis als „Republik“ haben. Der Kanton Jura, der seine Loslösung von Bern erst in den 1970er (!) Jahren erlangte, bezeichnet sich als République et Canton; er ist damit wohl das fernste eigenstaatliche Echo der Tochterrepubliken und schliesst gleichzeitig einen Kreis, da er territorial zum grossen Teil mit der Raurakischen Republik von 1792 übereinstimmt, die ihrerseits die erste aller Tochterrepubliken war.

[Bearbeiten] Verwandte Begriffe

In ähnlicher Weise wie Tochterrepublik, allerdings mit dem Aspekt der Gleichrangigkeit wird der Begriff „Schwesterrepublik“ verwendet. So idealisierten Ende des 18. Jahrhunderts die USA die Schweiz als sister republic, indem sie ihren Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten mit der Existenz der Eidgenossenschaft in einem sonst monarchischen Europa verglichen. Um dem Vorwurf der Abhängigkeit entgegenzutreten nannten sich auch die napoleonischen Schöpfungen oft républiques sœurs. Als „Bruderländer“ bezeichneten sich wiederum die osteuropäischen Volksdemokratien, die nach dem Zweiten Weltkrieg gemäss sowjetischem Vorbild errichtet wurden und die bekannteste Weiterentwicklung des Konzepts der Tochterrepubliken darstellen. Die bis weit in die 1960er Jahre führende Stellung der UdSSR in der Raumfahrt führte im Westen zum insbesondere auf sie angewendeten Begriff Satellitenstaaten.

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