Sylter Inselbahn
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Die Sylter Inselbahn war eine Schmalspurbahn mit 1.000 mm Spurweite, die in der Zeit zwischen 1888 und 1970 auf der Insel Sylt in Betrieb war.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Anfänge und Blütezeit
Die „Ostbahn“ wurde als erste Eisenbahnstrecke der Insel am 8. Juli 1888 von der Sylter Badedirektion in Betrieb genommen; sie befuhr zunächst nur in den Sommermonaten die etwa 4,2 km lange Strecke von Westerland, dem Hauptort der Insel, zum Hafen Munkmarsch an der Ostküste. Von dort führte eine Fähre nach Hoyerschleuse im damals deutschen Nordschleswig, wo die Bahnlinie in Richtung Tondern–Husum begann.
Nach der Jahrhundertwende, am 1. Juli 1901, eröffnete die HAPAG die 14,5 km lange „Südbahn“ vom Hafen Hörnum nach Westerland.
Schließlich nahm die „Sylter Dampfspurbahn“ am 7. Juli 1903 die Nordbahnstrecke von Westerland in den Norden der Insel zunächst bis Kampen in Betrieb und erweiterte sie am 1. Juni 1908 bis nach List mit insgesamt 17,5 km Länge. Im Jahre 1910 erwarb die „Sylter Dampfschiffahrts-Gesellschaft“ die Ostbahn und die Nordbahn, übereignete sie aber 1926 an die 1923 gegründete „Sylter Inselbahn AG“. Diese war ab 1929 auch Betriebsführer der „Südbahn“. Eine Gleisverbindung beider Bahnen wurde bereits 1917, während des Ersten Weltkrieges, hergestellt. Am 10. Oktober 1923 wurde ein gemeinsamer Kleinbahnhof in Betrieb genommen. Das Schienennetz besaß eine Ausdehnung von 40 km.
Als die Insel mit dem Bau des Hindenburgdammes ab 1. Juni 1927 den Anschluss an das Reichsbahnnetz gefunden hatte, wurde die Ostbahn zwischen Munkmarsch und Westerland überflüssig und eingestellt.
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges dienten alle Inselbahnen überwiegend militärischen Zwecken, nicht nur der Marine, sondern auch der Luftwaffe. Das Deutsche Reich übernahm die Inselbahnen auf Sylt formal am 1. Januar 1940 und verwaltete sie durch die Reichsvermögensstelle in Kiel.
Einige Jahre nach dem Krieg veräußerte die Bundesrepublik die Sylter Inselbahnen am 24. September 1954 an die neu gegründete Sylter Verkehrsgesellschaft GmbH (SVG). Diese betrieb ihre beiden Strecken aus wirtschaftlichen Gründen auf der Grundlage einer Straßenbahnkonzession, obwohl ihnen alle typischen Merkmale einer Straßenbahn (Schienen im Straßenraum, Fahrzeuge, elektrischer Betrieb) fehlten.
[Bearbeiten] Einflüsse der Wehrmacht
Während der beiden Weltkriege ergänzte die Wehrmacht dieses Streckennetz um einige Kilometer, um ihre oft abgelegenen Lager und Geschützstellungen anzubinden. So wurde etwa der gesamte Ellenbogen bei List mit einem Schienennetz versehen. Diese Strecken wurden jedoch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig abgebaut. Die Wehrmacht verfügte auch über eigene Schienenfahrzeuge, so wurden von ihr u.a. Dieseltriebwagen, wie der Wismarer Schienenbus, das so genannte Wismarer Schweineschäuzchen oder Draisinen zum Transport von Material und Personal eingesetzt. In den 1950er Jahren fielen diese Bestände an die Sylter Inselbahn, die verwertbare Fahrzeuge einsetzte, beschädigte oder unbrauchbare Fahrzeuge ausschlachtete oder an andere Bahnen verkaufte.
[Bearbeiten] Die 50er Jahre
In den 1950er Jahren erlebte die Inselbahn einen erneuten Aufschwung und es wurden unter anderem im Jahre 1957 fünf der für diese Inselbahn so typischen Leichttriebwagen (LT) eingesetzt. Dabei handelte es sich um eine Sylter Eigenentwicklung, bei der Borgward-Sattelschlepper zu Schienenbussen umgebaut wurden. Diese Umbauten erfolgten nach eigenen Plänen und in der Werkstatt der Inselbahn. Hintergrund dieser Eigenentwicklung war die Tatsache, dass sich die zugekauften Triebwagen oftmals als zu schwer für die in den losen Sand verlegten Gleise erwiesen. Neben diesen Leichttriebwagen verrichteten unzählige neu oder gebraucht angeschaffte Triebwagen, Draisinen, Lokomotiven und Anhänger auf der Insel ihren Dienst.
[Bearbeiten] Der Niedergang
Den Siegeszug des Individualverkehrs auf Sylt konnte dies jedoch auch nicht aufhalten, und so wurden Nord- und Südbahn am 29. Dezember 1970 stillgelegt. Den Personenverkehr übernahmen nun die Busse der Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG). Heute gehört die SVG dem Reeder Sven Paulsen, der auch mit seiner Adler-Reederei Ausflugsschiffe auf Nord- und Ostsee betreibt.
[Bearbeiten] Die Trasse
Ein Großteil der alten Trasse der Bahn dient heute als landschaftlich reizvoller Rad- und Wanderweg, der die gesamte Insel in Nord-Süd-Richtung erschließt. Die Trasse der Ostbahn führt über das Gelände des heutigen Flughafens Sylt und ist nicht mehr erkennbar. Die Anschlussgleise und Strecken der Wehrmacht sind ebenfalls ausnahmslos zurückgebaut, so dass man sie heute nicht mehr als solche erkennen kann.
[Bearbeiten] Die Fahrzeuge
Während in den Anfangsjahren und bis in die 1940er Jahre hinein Dampflokomotiven das Bild prägten, wurden diese nach und nach von Dieselloks bzw. Dieseltriebwagen abgelöst. Seit der Nachkriegszeit bot sich so ein buntes Bild an Dieseltriebwagen und Dieseldraisinen, sowie unterschiedlichsten Personen- und Gepäckwagen. Dazu kamen die schon oben erwähnten und in Eigenregie gebauten Borgward-Leichttriebwagen.
In den späten Jahren der Bahn kamen nahezu ausschließlich diese Leichttriebwagen zum Einsatz; daneben einige Dieseltriebwagen. Herkunft, Motorisierung und Ausstattung der Dieseltriebwagen waren vielfältig. Häufig wurden Umbauten durchgeführt, so dass es bis zur Einstellung des Betriebes kein einheitliches Bild des Fuhrparks der Inselbahn gab.
Bis heute ist ein Leichttriebwagen erhalten geblieben; er steht heute stark sanierungsbedürftig im Hannoverschen Straßenbahn-Museum in Sehnde-Wehmingen bei Hannover. Der übrige Fuhrpark der Bahn ist entweder sofort verschrottet oder an andere Kleinbahnen abgegeben worden. Vor dem Westerländer DB-Bahnhof erinnert eine Tafel vor einem kleinen Stück Gleisbett noch an diese Bahn.
[Bearbeiten] Die Gebäude
Entlang der Strecken gab es zahlreiche Bahnhöfe und Haltepunkte. Massive Bahnhofsgebäude gab es an der Südbahn nur an den Endstellen in Westerland – der alte Südbahnhof und später der Reichsbahnhof – und in Hörnum. An der Nordbahn gab es außen an den Endstellen in Westerland und List, massive Bahnhöfe in Kampen und Wenningstedt. Alle übrigen Haltepunkte mussten ohne feste Bauwerke auskommen. Teilweise dienten umgebaute ehemalige Personenwagen als Wartehäuschen. Ferner gab es einen Betriebshof mit Ausbesserungswerk und Werkstätten auf dem Gelände nord-östlich des Nordbahnhofes (alter Ostbahnhof) in Westerland.
Von den ehemaligen Bahnhöfen und Haltepunkten der Bahn sind bis heute keine Gebäude erhalten geblieben. Zuletzt fielen im Dezember 2006 der ehemalige Bahnhof in List und im Jahre 2004 der ehemalige Inselbahnhof Kampen der Spitzhacke zum Opfer.
In der folgenden Liste finden sich die planmäßigen Haltepunkte (H) und Bahnhöfe. Bei Bedarf wurde jedoch auch auf freier Strecke zum Ein- und Ausstieg gehalten.
[Bearbeiten] An der Ostbahn
Von Ost nach West:
- Munkmarsch (Hafen)
- Westerland (Ostbahnhof)
[Bearbeiten] Südbahn
Von Nord nach Süd
Kilo- meter |
Höhe m |
Haltestelle | Bemerkung |
---|---|---|---|
Westerland Süd / Reichsbahnhof | |||
Diekjen-Deel (H) | |||
Haus Hanna (H) | Zuletzt lediglich Ausweiche | ||
Rantum-Seeheim (H) | |||
Rantum | |||
Samoa (H) | |||
Sansibar(H) | |||
Hörnum-Nord (H) | |||
18,0 | Hörnum Seebrücke/Hafen | ab 1952 mit Drehscheibe |
[Bearbeiten] Nordbahn
Kilo- meter |
Höhe m |
Haltestelle | Bemerkung |
---|---|---|---|
Westerland Reichsbahnhof | Heute der ZOB | ||
Westerland Nordbahnhof | der frühere Ostbahnhof | ||
Westerland, Tonderner Straße | Bedarfshaltestelle | ||
Wenningstedt | |||
Kampen | |||
Klappholttal (H) | |||
Westerheide (H) | |||
16,9 | List Bahnhof | ||
List Hafen | Betriebshalt mit Drehscheibe |
[Bearbeiten] Literatur
- Hans-Jürgen Stöver: Von der Inselbahn und den Bäderschiffen Sylts. Schleswiger Druck- und Verlagshaus, Schleswig 1979. ISBN 3-88242-043-X
- Jan Kirschner: "Blumen pflücken während der Fahrt verboten". Geschichte der Sylter Inselbahn. Schleswig-Holsteiner Zeitungsverlag, Flensburg 2002. ISBN 3-926055-29-4
[Bearbeiten] Weblinks
- Inselbahn.de - Die Sylter Inselbahn - mit Fotos, Fahrzeugliste