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Stadtgottesacker

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Der Stadtgottesacker ist eine Friedhofsanlage in der Stadt Halle an der Saale. Er wurde ab 1557 nach dem Vorbild der italienischen Camposanto-Anlagen errichtet und gilt als ein Meisterwerk der Renaissance nördlich der Alpen.

Hallescher Stadtgottesacker: Blick zum Torturm
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Hallescher Stadtgottesacker: Blick zum Torturm

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Im 16. Jahrhundert begann man in den Städten, die Toten außerhalb der Stadtmauern zu begraben. In Halle gab Landesherr Kardinal Albrecht 1529 den Auftrag, die alten innerstädtischen Begräbnisplätze aufzulösen.

Arkaden Nordseite
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Arkaden Nordseite

Für den neu zu errichtenden Gottesacker wählte man den Martinsberg, der sich damals noch vor der Stadt befand. Die schon seit 1350 für Massenbestattungen in Pestzeiten dienende Fläche wurde mit einer Mauer umgeben, an der man ab 1557 nach Entwürfen des Stadtbaumeisters und Steinmetzes Nickel Hoffmann in über 30jähriger Bauzeit 94 Schwibbögen errichtete, die nach innen geöffnete Arkaden bildeten. Die Bögen wurden von Hoffmann selbst gestaltet und waren mit seinem Steinmetzzeichen versehen.

In den Arkaden befanden sich Grüfte die mit kunstvoll geschmiedeten Eisen- oder Holzgittern abschlossen. Ursprünglich standen in den bis zu vier Meter tiefen Grüften die Särge sichtbar auf dem Boden. Um den gestiegenen hygienischen Ansprüchen im 19. Jahrhundert gerecht zu werden, wurden 1862 jedoch die meisten Grüfte mit Erde aufgefüllt.

Die Grüfte sind durchnummeriert und waren Eigentum der Stadt. Sie konnten aber von den Bürgern der Stadt Halle gemietet oder auch gekauft werden. Auf dem zunächst freien Feld im Innenraum der Anlage wurde erst ab 1822 bestattet. Nachdem später weitere Friedhöfe für die Einwohner der Stadt eingerichtet worden waren, entwickelte sich der Stadtgottesacker zum bevorzugten Begräbnisort der städtischen Oberschicht. Die Familien von Industriellen, Universitätsprofessoren, höheren Beamten und Offizieren fanden meist in Erbbegräbnissen ihre letzte Ruhe. Heute gibt es auf dem Friedhof etwa 2.000 Grabstellen. Nach einem längeren Verbot von Beisetzungen auf dem Stadtgottesacker können heute Urnen innerhalb der Friedhofsmauern bestattet werden.

Die Anlage wurde in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs am 31. März 1945 durch Bomben schwer beschädigt und verfiel in den folgenden Jahrzehnten immer mehr. Nach der Gründung einer Bürgerinitiative 1985 und der „Stiftung Stadtgottesacker“ begann man mit der Sanierung der denkmalgeschützen Anlage. Erst eine großzügige Privatspende aus dem Vermächtnis des Chemienobelpreisträgers Karl Ziegler erlaubte eine fast originalgetreue Rekonstruktion des gesamten Komplexes.

[Bearbeiten] Beschreibung

Eine aufwändige Grabstelle im von Arkaden umgebenen Innenraum der Friedhofsanlage
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Eine aufwändige Grabstelle im von Arkaden umgebenen Innenraum der Friedhofsanlage

Die Anlage hat die Form eines Rhombus und misst 113 x 123 x 129 x 150 Meter. Die Seiten sind mit einer fünf bis sechs Meter hohen Mauer gesichert. Deswegen wirkt der Stadtgottesacker von außen wie ein stark befestigtes Kastell. Bastionen und Schießscharten lassen erkennen, dass der Friedhof auch als Element der Stadtverteidigung diente. Den Eingang auf der Stadtseite versahen Hoffmanns Nachfolger 1590 mit einem Torturm. 1721 und 1832 wurde der Friedhof nach Norden und nach Osten hin erweitert.

Die Felder über und die Pfeiler zwischen den Bögen sind mit Rankenornamenten geschmückt und teilweise mit Putten, Symbolen und Fantasiegestalten versehen. Die Rundbögen sind mit Bibelversen beider Testamente versehen. Die Grabnischen bilden keine zusammenhängende Raumfolge, sondern sind durch Mauern kapellenartig voneinander getrennt. Die gesamte Arkadenanlage ist mit einem hohen Satteldach bedeckt.

[Bearbeiten] Grabanlagen

Unter den Grabbögen ruhen wichtige Honoratioren der Stadt und bedeutende Professoren der hallischen Universität. So unter anderem die Mitglieder der Familie des Komponisten Georg Friedrich Händels (Bogen 60), der Pädagoge und Theologe August Hermann Francke mit Familie (Doppelbogen 80/81), der Gründer der juristischen Fakultät der hallischen Universität, Christian Thomasius (Bogen 10), der berühmte Arzt und Medizinprofessor Friedrich Hoffmann (Bogen 47), der Naturwissenschaftler Johann Reinhold Forster, der Komponist Robert Franz, der Pädagoge August Hermann Niemeyer (Bogen 15) und der Historiker und Jurist Johann Peter von Ludewig (Bogen 77).

[Bearbeiten] Sonstiges

In Leipzig gab es vor dem „Grimmaischen Tor“ eine ähnliche Anlage (errichtet 1536), die heute nicht mehr existiert. Ähnlich gestaltete Friedhöfe gibt es mit dem Kronenfriedhof in Lutherstadt Eisleben und dem alten Friedhof in Buttstädt bei Weimar.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Autorenkollektiv: Der Stadtgottesacker in Halle. mdv, Halle 2004 ISBN 389812195X
  • Anja A. Tietz: Der Stadtgottesacker in Halle (Saale). Fliegenkopf, Halle 2004 ISBN 3930195666
  • Anna-Franziska von Schweinitz: Der Stadtgottesacker in Halle. In: Die Gartenkunst 1/1993, S. 91-100

[Bearbeiten] Weblinks

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