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Spitzel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Spitzel ist ein in der Regel negativ belegter Ausdruck für eine Art von Spion auf niederer gesellschaftlicher Ebene.

Zitat: »Auch wenn ein Spitzel denunziert, so ist er doch von der Figur des Denunzianten zu unterscheiden: Ein Spitzel nutzt nicht nur Gelegenheiten aus, er hat den Auftrag, sie aktiv herzustellen. Und so steht selbst der Verräter noch über ihm. Zwar verrät auch ein Spitzel, doch im Unterschied zum Verräter hat er nie die Sache oder politischen Ziele und Träume geteilt, für die Menschen sich einsetzen (…). Ein Spitzel besitzt auch nicht den Hauch einer Souveränität, wie sie vielleicht ein Agent oder Spion im Sold einer ausländischen Staatsmacht beanspruchen kann.« (Aus: Spitzel. Eine kleine Sozialgeschichte)

Als Spitzel werden gewöhnlich Zuträger bezeichnet, die aus eigenem Antrieb oder auf Nachfrage, meist gegen irgendeine Form von Belohnung, einem Nachrichtendienst oder der Polizei oder einem privaten Ermittler Informationen über solche Personen, Gruppen oder Organisationen liefern, zu denen der Empfänger der Information selbst keinen Zugang hat.

Spitzel unterscheiden sich von verdeckten Ermittlern. Diese dringen in der Regel als Angehörige einer staatlichen Dienststelle (z.B. Polizei oder Zoll) in deren Auftrag mit falscher Identität in Gruppen oder Organisationen ein, die diese Dienststelle illegaler, meist strafbarer Handlungen verdächtigt, welche sie aus offenen Quellen nicht nachweisen kann.

Ebenso von Spitzeln zu unterscheiden sind V-Mann oder V-Frau (V für Vertrauen oder Verbindung). So werden Personen bezeichnet, die in einer festen Beziehung zu einem Nachrichtendienst (meist einem staatlichen, aber auch dem einer politischen Organisation, wie z.B. im vergangenen Jahrhundert der SA, SS, dem AM-Apparat der KPD) stehen und in dessen Auftrag und nach dessen Weisungen mit einiger Regelmäßigkeit Nachrichten aus ihnen (oft dank Mitgliedschaft oder Sympathisantenstatus) zugänglichen Gruppen, Kreisen, Organisationen beschaffen.

Für die Tätigkeit von Spitzeln gibt es nach der Natur der Sache keine Regeln und Vorschriften. Verdeckten Ermittlern und V-Personen staatlicher Dienststellen ist es grundsätzlich, wie jedermann, verboten, Straftaten zu begehen, auch wenn sie sich in Kreisen organisierter Kriminalität oder terroristischen Gruppen bewegen. Für den Einsatz von V-Personen durch staatliche Dienststellen zur Beobachtung extremistischer Parteien hat das Bundesverfassungsgericht im NPD-Verbotsverfahren Beschränkungen festgelegt.

In der ehemaligen DDR gab es ein weit verzweigtes Netz von Spitzeln, die zumeist für den Staatssicherheitsdienst (Stasi) als so genannte „IMs“ (Inoffizielle Mitarbeiter) tätig waren und in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen - bis hinein in Familien - tätig waren, um Informationen über tatsächliche oder auch potenzielle staatsfeindliche Äußerungen oder Aktivitäten zu sammeln und diese an die Stasi weiterzuleiten. IMs wurden zum Teil auch zu Tätigkeiten in der Bundesrepublik Deutschland und im Ausland herangezogen, um verdeckt Informationen zu sammeln, die dem System der DDR nützten.

In der Bundesrepublik Deutschland sind V-Leute oft tätig für den Verfassungsschutz und / oder die Polizei, verdeckte Ermittler für die Polizei oder private Ermittlungsbüros. Spitzel finden sich vom Rotlichtmilieu über die Drogenszene und in anderen Milieus aus dem Umfeld der organisierten Kriminalität bis hin zu politischen Gruppen und Organisationen, die womöglich verfassungsfeindliche Ziele verfolgen, insbesondere aus dem rechtsextremen oder linksextremen Spektrum aber auch dort, wo sich sicherheitsgefährdende Bestrebungen von Ausländern andeuten.

[Bearbeiten] Geschichtliches zur Entstehung des Begriffs

Im Mittelalter waren die volkstümlich als "Spitzel" (Schornsteinfeger) bezeichneten kleinen Menschen, meist sogar Kinder, darauf angewiesen, für einen sehr geringen Lohn in den engen offenen Kaminen nach oben zu klettern, um Verstopfungen und Rußablagerungen mit dem "Schultereisen" abzukratzen. Sie bekamen auch nur dann ihren Lohn, wenn sie als Beweis ihrer erfolgreichen Tätigkeit aus dem sog. "Spitzel", d. h. dem Dachfirst, herauswinkten.

Zu dieser Zeit war "Spitzel" noch eine volkstümlich übliche Bezeichnung für dieses Gewerk. Während sie im Kamin waren oder aus dem "Spitzel" schauten, hatten sie auch einen guten Blick hinter die vier Wände oder auf die Höfe der Familien. So verdienten sie sich gelegentlich etwas dazu, indem sie der Obrigkeit ihre Beobachtungen berichteten. Die jeweiligen Obrigkeiten bauten die Eignung dieses Gewerks für die "verdeckte Ermittlung" aus und verlangten von ihnen immer mehr Informationen über Ketzer, Hexen, Geisterbeschwörungen, Wilddieberei aber auch darüber, ob z. B. "illegal" Schweine geschlachtet wurden, was sich in den Häusern abspielte und vieles mehr.

Damit die "Spitzel" nicht immer mit jeder Botschaft zur Obrigkeit laufen mussten, vereinbarten sie Zeichen, die mit den sowieso schmutzigen Händen an die Hauswand gemalt wurden. So entstand das sprichwörtliche "Anschwärzen". Unter der Folter wurde auch manch "Angeschwärzter" dann "bekehrt". Natürlich blieb den Menschen das "schmutzige Handwerk" der Spitzel nicht verborgen und so warnten sie sich gegenseitig in Form von Kinderspielen wie z. B. "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?"

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Hans Schafranek, V-Leute und "Verräter". Die Unterwanderung kommunistischer Widerstandsgruppen durch Konfidenten der Wiener Gestapo. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Nr.3/2000, S.300 - 349.
  • Hans Schafranek, Unternehmen "Nordpol". Das "Englandspiel" der deutschen militärischen Abwehr in den Niederlanden 1942-1944. In: Hans Schafranek / Johannes Tuchel (Hrsg.), Widerstand und Spionage im Zweiten Weltkrieg, Wien 2004, S.247 - 291.
  • Wilhelm Mensing, Gestapo V-Leute kommunistischer Herkunft - auch ein Strukturproblem der KPD?, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen 34/2005, S. 77ff
  • derselbe, Vertrauensleute kommunistischer Herkunft bei der Gestapo und den NS-Nachrichtendiensten, in: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung 2004, S. 111ff
  • derselbe, Bekämpft, gesucht, benutzt. Zur Geschichte der Gestapo-V-Leute und "Gestapo-Agenten", in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat Ausgabe Nr. 167/2005, S. 111ff
  • Markus Mohr / Klaus Viehmann: Spitzel. Eine kleine Sozialgeschichte. Assoziation A, Berlin 2004, ISBN 3-935936-27-3
Wiktionary: Spitzel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
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