Schnellläufer (Astronomie)
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Als Schnelläufer werden in der Astronomie einzelne Sterne mit einer großen Eigenbewegung bezeichnet. Als "groß" kann man hier von etwa 0,5" pro Jahr sprechen - eine Änderung des Sehstrahls, die in 100 Lichtjahren etwa 70 km/s seitlicher Geschwindigkeit des Sterns bedeutet.
Weil diese Beträge direkt von der Entfernung abhängen, hat man später die Grenze zwischen Normalsternen und Schnelläufern bei etwa 65 km/s festgelegt. Zu diesem Wert zählt auch die (mit Dopplereffekt feststellbare) Radialgeschwindigkeit, also im Sinne einer 3D-Bewegung.
Während die meisten Sterne annähernde Kreisbahnen um das galaktische Zentrum besitzen (die Sonne benötigt dafür rund 250 Millionen Jahre), haben Schnelläufer
- stark elliptische (langgestreckte) Bahnen,
- die gegen die Sonnenbahn stark geneigt sind.
- Ihre Geschwindigkeitskomponente in Richtung galaktischer Rotation (siehe Oort'sche Formel) ist meist geringer als die der Sonne,
sodass sie im allgemeinen hinter ihr zurückbleiben. In dieser Hinsicht träfe also der Name "Langsamläufer" eher zu [Zimmermann 1999]
- Sie gehören meist zur Sternpopulation II.
Der Stern mit der höchsten bekannten Eigenbewegung von 10,34" ist Barnards Pfeilstern im Sternbild Schlangenträger.
Ein weiterer prominenter Schnelläufer ist 61 Cygni, ein Stern 6. Größe im Sternbild Schwan. Seine jährliche Positions-Verschiebung von etwa 5" ließ Friedrich Wilhelm Bessel 1845 vermuten, dass er relativ nahe zu uns wäre. So gelang ihm die erste Parallaxenmessung, die schon zahlreiche Astronomen seit über 100 Jahren versucht hatten. Die gemessene Parallaxe von rund 0.3" ergab, dass 61 Cygni 11 Lichtjahre von der Erde entfernt ist und zu den 20 nächsten Fixsternen zählt.
[Bearbeiten] Literatur
- Lexikon der Astronomie, Spektrum-Verlag 1999, p.359, 313ff