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Schloss Karlsburg (Vorpommern)

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Teilansicht des Schlosses Karlsburg
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Teilansicht des Schlosses Karlsburg

Das Schloss Karlsburg in der Gemeinde Karlsburg im Landesteil Vorpommern des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ist ein ab 1731 als zweigeschossiger Backsteinbau errichtetes Barockschloss. Es befand sich bis 1945 im Besitz der Adelsfamilie von Bismarck-Bohlen und war bis 1990 zunächst ein Heim zur sozialmedizinischen Betreuung von Diabetikern, später eine Klinik und Teil des in Karlsburg ansässigen Zentralinstitutes für Diabetes. Seit 1990 gehört das Schloss dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Seitdem wird es von der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald verwaltet und von den Nachfolgeeinrichtungen des Zentralinstitutes gemeinsam genutzt. Es gilt sowohl als Wahrzeichen des Ortes Karlsburg als auch der im Ort ansässigen medizinischen Institutionen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte des Schlosses

[Bearbeiten] Die Familie von Bohlen (1731 bis 1828)

Vorderansicht des Schlosses
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Vorderansicht des Schlosses

Das bei Greifswald gelegene Gut Gnatzkow gehörte seit dem Ende des 16. Jahrhunderts dem auf der Insel Rügen ansässigen Adelsgeschlecht von Normann. Im Jahr 1679 wurde es durch Heirat an die ebenfalls auf Rügen beheimatete Familie von Bohlen vererbt. Auf Initiative von Carl Heinrich Behrend Reichsgraf von Bohlen (20. Mai 1705 - November 1757) begann 1731 der Bau des Schlosses. Nur ein Jahr nach Baubeginn zerstörte am 24. August 1732 ein Brand den noch unvollendeten Bau und das gesamte Dorf. In der Folge wurde neben dem Schloss auch das Dorf nach den architektonischen und städteplanerischen Vorstellungen des Barock neu errichtet. Schon 1733 wurden die ersten Räumlichkeiten bezogen, bis 1739 waren den wesentlichen Teil des Schlosses errichtet. Am 11. September 1745 wurde Carl Heinrich Behrend von Bohlen in den Reichsgrafenstand erhoben.

Statue der Göttin Flora im Schlosspark
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Statue der Göttin Flora im Schlosspark

Ab 1750 liess er auf der Rückseite des Schlosses einen Park im französischen Stil anlegen. Neben einem kleinen Teich mit einer kleinen Insel ist in diesem Park unter anderem eine Marmorstatue der Göttin Flora aus dem 18. Jahrhundert zu finden. Die Kosten für den Bau des Schlosses brachten Carl Heinrich später in so große finanzielle Schwierigkeiten, dass sein ältester Sohn Graf Carl Julius Bernhard Reichsgraf von Bohlen (17. Januar 1738 - 10. Januar 1813) nach dem Tod seines Vaters 1757 das noch unvollendete Gut aus der Konkursmasse kaufte. Einen von seinem Vater noch geplanten Westflügel mit Galerie ließ er nicht mehr bauen. 1773 wurde das Schloss endgültig fertiggestellt.

Am 30. Juli 1744 wurde Luise Ulrike von Preußen, eine Schwester Friedrich des Großen, nach ihrer Heirat mit dem schwedischen Kronprinzen im Schloss Gnatzkow vom schwedischen Hof zu Feierlichkeiten empfangen. 1771 übernachtete ihr Sohn Gustav III. auf der Rückreise von Paris nach Schweden im Schloss, nachdem sein Vater am 12. Februar 1771 gestorben war. In Erinnerung an diesen Besuch wurde der Ort nach dem Taufnamen seines Besitzers Carl von Bohlen in Carlsburg, in heutiger Schreibweise Karlsburg, umbenannt. In der Folgezeit verfiel das Gut aufgrund der häufigen Abwesenheit seines Besitzers, der sich zudem zunehmend verschuldete. Ab etwa 1800 erfolgte, neben diversen Erweiterungen, eine Umgestaltung des Schlossparks in einen englischen Landschaftspark. 1809 übernahm mit Friedrich Ludwig Wilhelm Reichsgraf von Bohlen (9. Oktober 1760 - 17. März 1828) der letzte männliche Nachkomme der Familie von Bohlen das Gut aufgrund des Wunsches der Gläubigern seines Vaters, um den Konkurs vorzubeugen. Es gelang ihm, die wirtschaftliche Situation des Gutes entscheidend zu verbessern.

[Bearbeiten] Die Grafen von Bismark-Bohlen (1828 bis 1945)

Zwei Jahre nach der Rückgabe Vorpommerns von Schweden an Preußen kam am 16. September 1817 zur Hochzeit zwischen dem preußischen Offizier Theodor Alexander Graf von Bismarck (11. Juni 1790 - 1. Mai 1873) und Caroline Gräfin von Bohlen (24. Juli 1798 - 14. Januar 1858), der einzigen Tochter von Friedrich Ludwig. Am 21. Februar 1818 wurde Theodor Alexander von Bismarck von König Friedrich Wilhelm III. in den Grafenstand erhoben. Nach dem Tod seines Schwiegervaters im Jahr 1828 übernahm er das Gut Carlsburg. Damit begann die Zeit der Grafen von Bismarck-Bohlen im Schloss, das sich zu dieser Zeit aufgrund der napoleonischen Kriege erneut in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand.

Von Herbst 1838 bis Sommer 1839 hielt sich Otto von Bismarck während seiner Dienstzeit im Pommerschen Jägerbataillon in Greifswald oft auf dem Schloss auf. Am 19. Juni 1843 war König Friedrich Wilhelm IV. zu Gast in Carlsburg. Zehn Jahr später besuchte Wilhelm IV. erneut das Schloss, diesmal in Begleitung von Alexander von Humboldt und Friedrich August Stüler. Stüler baute 1856 die Begräbniskapelle der Familie Bismarck-Bohlen im benachbarten Steinfurth, heute ein Ortsteil Karlsburgs. Mit dem Tod seiner Frau Caroline im Jahr 1858 wurde Graf Theodor von Bismarck-Bohlen entsprechend der gemeinsamen testamentarischen Verfügung alleiniger Besitzer von Gut Carlsburg. Ihm folgte sein Sohn Friedrich Alexander Graf von Bismarck-Bohlen ((25. Juni 1818 - 9. Mai 1894), dessen Bruder erhielt in Folge der Erbteilung die altmärkischen Besitztümer der Familie. Nach dessen Tod im Jahr 1878 übernahm Friedrich Alexander auch dessen Erbteil, verkaufte sie jedoch 1891 aufgrund der Entfernung zum Gut Carlsburg. Sein Nachfolger wurde Friedrich Carl Graf von Bismarck-Bohlen (7. Juni 1852 -18. Februar 1901), der anlässlich der Übernahme des Gutes im Jahr 1894 den Militärdienst verliess und von Schwedt nach Carlsburg übersiedelte. Nach Zeichnungen seiner Frau entstand 1896 das eiserne Rosentor, das sich noch heute auf der Vorderseite des Schlosses befindet und zu einem Symbol der Anlage, des Ortes und der gegenwärtig hier ansässigen Institutionen geworden ist.

Rückansicht des Schlosses
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Rückansicht des Schlosses

Letzter Graf auf dem Schloss wurde Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen (25. Mai 1884 - 28. April 1945), der Sohn von Friedrich Carl. Da der Bruder seines Vaters bereits 1894 verstorben war, übernahm er das Gut noch in unmündigem Alter. Seine Mutter Elisabeth Gräfin von Bismark-Bohlen verwaltete das Gut bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes im Jahr 1905. Fritz Ulrich studierte Rechtswissenschaften, Kommunalwissenschaften und Landwirtschaft in Greifswald, Lausanne, Genf, Halle sowie Leipzig und promovierte 1912 zum Doktor der Rechte. Von 1913 bis 1914 liess er den Verbindungstrakt zwischen den beiden Schlossteilen um ein Stockwerk erhöhen. Da er aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht Soldat werden konnte, stellte er sich während des Ersten Weltkrieges in den Dienst des Johanniterordens als Krankenpfleger in einem Feldlazarett.

Mit der Machtergreifung der Nazis 1933 legte er aufgrund seiner Nähe zur Bekennenden Kirche alle Ehrenämter nieder. Er lebte anschließend sehr zurückgezogen und sparsam. Durch den Verkauf von Waldbesitz gelang es ihm, die wirtschaftliche Situation des Gutes deutlich zu verbessern. Während des Zweiten Weltkrieges wurden 1942 die Kunstschätze der Universität Greifswald in das Schloss Karlsburg ausgelagert, darunter unter anderem der Croy-Teppich und die Insignien des Rektors. Ab 1943 stellte Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen den westlichen Teil des Schlosses der Kinderklinik der Universität Greifswald für eine Station zur Behandlung an Tuberkulose erkrankter Kinder zur Verfügung, einschließlich eines Teils des Parks als Spielplatz. Am 28. April 1945 setzte der letzte Besitzer des Gutes seinem Leben selbst ein Ende. Sein ältester Sohn Theodor war bereits am 20. März 1944 im Krieg gefallen, der jüngere Sohn Achaz starb am 30. Oktober 1945 in russischer Kriegsgefangenschaft. Der Rest der Familie flüchtete 1945 in den Westen Deutschlands und gab damit das Gut auf.

[Bearbeiten] Das Zentralinstitut für Diabetes (1947 bis 1990)

Das Karlsburger Wappen
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Das Karlsburger Wappen

Unmittelbar nach dem Ende des Krieges wurde das Schloss zunächst als Umsiedlerlager, Siechenheim und provisorisches Seuchenkrankenhaus genutzt. Ab Mai 1947 war es dann ein Heim zur sozialmedizinischen Betreuung von Diabetikern, zunächst mit 15 Betten und einem kleinen Labor. Daraus entwickelte sich drei Jahre später das Institut für Diabetes-Forschung und Behandlung, aus dem durch umfangreiche Neubauten um das Schloss das Zentralinstitut für Diabetes entstand. Mit der Nutzung des Schlosses als medizinische Einrichtung mit zentraler Bedeutung in der gesamten DDR wandelte sich auch die Einwohner- und Wirtschaftsstruktur von Karlsburg grundlegend von einem landwirtschaftlich geprägten Dorf zu einem durch wissenschaftliche Forschung geprägtem Ort. Das am 14. März 1985 geänderte Ortswappen enthält dementsprechend neben dem aus dem Wappen der Familie von Bohlen entnommenen Pommerngreif als regionaler Symbolik und einer Ähre als Bezug zu den landwirtschaftlichen Traditionen auch den Äskulapstab. Rund 70 Prozent der arbeitenden Bevölkerung des Ortes war in dieser Zeit im Zentralinstitut beschäftigt.

[Bearbeiten] Gegenwärtige Nutzung

Seit 1990 gehört das Schloss dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Es wird durch die Universität Greifswald verwaltet und gemeinsam von den Nachfolgeeinrichtungen des ehemaligen Zentralinstitutes genutzt, zu denen ein privates Klinikum, zwei Universitätsinstitute sowie ein außeruniversitäres Forschungsinstitut gehören. Darüber hinaus werden vom Förderverein Kultur Karlsburg und vom Karlsburger Chor regelmäßig Konzerte und andere Veranstaltungen im Schloss organisiert. Im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern finden einige Veranstaltungen im Schloss Karlsburg statt. Im Schloss befinden sich in den diversen Barocksälen mehrere große Portraits von Angehörigen der ehemals hier ansässigen Adelsfamilie. Neben der von den Kliniken und Forschungseinrichtungen gemeinsam genutzten Fachbibliothek ist darüber hinaus auch die Büchersammlung der Grafenfamilie noch im Schloss vorhanden, jedoch für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Der Park wird heutzutage aufgrund der unmittelbaren Nähe des Klinikums Karlsburg vor allem von dessen Patienten zur Erholung genutzt.

[Bearbeiten] Literatur

  • P. Wulfert: Karlsburg - ein Dorf und sein Institut. Karlsburg 1990
  • E. Brauns: Karlsburg - Von der Vergangenheit eines Dorfes. Karlsburg 2000
  • P. Heinke: Karlsburg und seine Besitzer. Eine historisch-heraldische Betrachtung. Heraldische Verlagsgruppe "Zum Greifen", Selbstverlag 2005

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 53° 58' 13" N, 13° 36' 44" O

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