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Salomo Friedlaender

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Salomo Friedlaender (* 4. Mai 1871 in Gollantsch bei Posen; † 9. September 1946 in Paris) war ein deutscher Philosoph und Schriftsteller und war vor allem in der literarischen Avantgarde aktiv.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Friedlaender stammte aus einer wohlsituierten Arztfamilie. Mit 23 Jahren begann er an der Universität München Medizin zu studieren, wechselte aber bald zur Zahnmedizin, die er in Berlin studierte. Dort gab er 1896 die Medizin zugunsten der Philosophie auf. Im darauffolgenden Jahr wechselte Friedlaender an die Universität Jena um Archäologie, Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte zu studieren. Dieses Studium beendete er 1902 erfolgreich mit der Promotion über Arthur Schopenhauer und Immanuel Kant. Seit 1899 fanden Begegnungen mit dem Essener Philosophen Ernst Marcus statt.

Ab 1906 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin, wo er Freundschaften u.a. mit Martin Buber, Alfred Kubin, Gustav Landauer, Else Lasker-Schüler, Samuel Lublinski, Erich Mühsam, Ludwig Rubiner und Herwarth Walden schloss. Daneben verkehrte er mit Raoul Hausmann, Ludwig Meidner und Paul Scheerbart.

Unter dem Pseudonym Mynona ("Anonym" rückwärts gelesen) debutierte Friedlaender in expressionistischen Zeitschriften, wie Der Sturm, Die Aktion, der Jugend oder den Weißen Blättern. 1919 gründete er zusammen mit Anselm Ruest ebenfalls in Berlin den Stirner-Bund und fungierte als Herausgeber der Vereinszeitschrift Der Einzige.

Die Texte Friedlaenders kombinieren expressionistische und dadaistische Elemente mit den Formen der Grosteske und Parodie, wodurch er der literarischen Avantgarde neue Impulse verlieh. Viele seiner Texte beinhalten überdies scharfzüngige Gesellschaftskritik. Er selbst sah sich als eine Synthese von Immanuel Kant und Charlie Chaplin.

In Graue Magie (1922) geht es um die "heraufgrauende Magie der Zukunft", die weder Gott (Weiß) noch Teufel (Schwarz) nötig hat, ein Verschieben von Gedanken. Die Magie der Vernunft soll das Leben zum Besseren wenden. Was hier geheimnisvoll verpackt wird, erinnert an die Äthertheorie Kants und die Theorie der natürlichen Magie Ernst Marcus'. Sie werden vorgestellt in einer Mischung aus Science-fiction, Groteske, Märchen und Krimi. Der "Berliner Nachschlüsselroman" (Untertitel) spielt im Alltag der Weimarer Republik und macht bekannte Persönlichkeiten der Zwanziger Jahre, wie Hinrichsen (Hellseher Hanussen) oder Kassandrus (Geschichtsphilosoph Oswald Spengler) zu Romanfiguren. Humorige Helden dieses Buches sind der Philosoph Sucram (Marcus) und sein Gegenspieler Morvitius, der Verbrecher, der immer davon kommt. Sie verkörpern die (vergebliche ?) Suche nach einer verbindenden Moral in einer neuen Welt. Damit verwebt der Roman technische Aspekte seiner Entstehungszeit, wie den industriellen Aufbruch, den frühen Film, Radio und Telefon. Er bietet eine (von heute gesehen) realitätsnahe Zukunftsschau, in der bereits Skepsis gegenüber dem Industriezeitalter anklingt. Graue Magie bietet weise-skurrile Texte.

1929 sah sich „Mynona“ durch den Erfolg von Erich Maria Remarques Kriegsroman Im Westen nichts Neues dazu bemüßigt, das Vorleben des berühmt gewordenen Autors unter die Lupe zu nehmen. Mit dem Buch Hat Erich Maria Remarque wirklich gelebt? zog er sich jedoch den geballten Zorn eines Kurt Tucholsky auf sich. Dieser rügte Friedlaender für diese Pseudo-Demaskierung Remarques scharf:

Die spezifisch deutsche Widerwärtigkeit, die die Luft unserer Politik so verpestet, weht durch dieses Buch Mynonas. Hierzulande werden Einwände damit erwidert, daß man sagt: der Einwendende habe einen roten Bart und eine verstopfte Schwiegermutter. Statt Breitscheid und Hilferding als geistige Typen zu verhöhnen und zu bekämpfen, wird argumentiert: „Und dann hat sich Breitscheid im Jahre 1897 eine Goldplombe machen lassen, aber nur für Amalgam bezahlt!“ Anathema sit.
(Ignaz Wrobel: "Hat Mynona wirklich gelebt?", in: Die Weltbühne, 31. Dezember 1929, S. 15f.)

Tucholsky lehnte es anschließend ab, eine Replik Friedlaenders in der Weltbühne abzudrucken. Dieser erinnerte sich wenige Jahre später wie folgt an die Episode:

Selbstverständlich hatte ich dadurch 'viel Ehr', nämlich 'viel Feind'. Ein damals berühmter Journalist, der später durch Selbstmord endete, mordete mich in seiner 'Weltbühne'. Wie die gebildete Welt nun einmal ist, gab sie mich ihm preis.
(Ich (1871-1936) : Autobiographische Skizze (aus dem Nachlass), Bielefeld 2003, S. 90f.)

Wenige Wochen nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten emigrierte Friedlaender nach Paris. Dort starb er im Alter von 75 Jahren am 9. September 1946.

[Bearbeiten] Gedenktafel

Eine Gedenktafel für Salomo Friedlaender befindet sich in Berlin-Wilmersdorf, Johann-Georg-Straße 20, an dem Haus, in dem er bis zu seiner Emigration wohnte. Text:[1]

[Bearbeiten] Werke

  • Gesammelte Schriften GS, Hg. Hartmut Geerken, Detlef Thiel, in Zusammenarbeit mit der Kant-Forschungsstelle der Universität Trier. Geplant: 25 Bände. Bisher erschienen: Bd. 1, 2005 (Kant gegen Einstein)

[Bearbeiten] Belletristische Literatur

  • Rosa die schöne Schutzmannsfrau Grotesken 1913
  • Hundert Bonbons Sonette 1918
  • Mein Papa und die Jungfrau von Orléans. Nebst anderen Grotesken 1921
  • Tarzaniade Parodie 1924
  • Das Eisenbahnunglück oder: der Anti-Freud 1925
  • Hat Erich Maria Remarque wirklich gelebt? Der Mann. Das Werk. Der Genius. 1000 Worte Remarque 1929
  • Prosa (2 Bände, 1980, ISBN 3-88377-063-9 und ISBN 3-88377-064-7)
  • Graue Magie zuletzt 1998 (Ullstein TB) ISBN 3548245129

[Bearbeiten] Philosophische Literatur

  • Ich (1871-1936) : Autobiographische Skizze (aus dem Nachlass) 2003, ISBN 3-89528-394-0
  • Friedrich Nietzsche. Eine intellektuelle Biographie 1911
  • Schöpferische Indifferenz 1918
  • Kant für Kinder 1924, Neuausgabe 2004, ISBN 3-487-12806-3
  • Katechismus der Magie. Nach Immanuel Kants "Von der Macht des Gemüts" und Ernst Marcus' "Theorie der natürlichen Magie". In Frage- und Antwortform gemeinfaßlich dargestellt Heidelberg, 1925 (Neuausgabe: Freiburg 1978)
  • Der Philosoph Ernst Marcus als Nachfolger Kants. Leben und Lehre Essen, 1930
  • Kant gegen Einstein. Fragelehrbuch (Nach Immanuel Kant und Ernst Marcus) zum Unterricht in den vernunftwissenschaftlichen Vorbedingungen der Naturwissenschaft Berlin 1932, wieder in GS, 2005 ISBN 3-8334-3530-5
  • Das magische Ich. Elemente des kritischen Polarismus (aus dem Nachlass) 2001, ISBN 3-89528-336-3

[Bearbeiten] Literatur

  • Lisbeth Exner Fasching als Logik. Über Salomo Friedländer / Mynona (erste Biographie und kpl. Werkdarstellung) München: Belleville, 1996 ISBN 3923646356

[Bearbeiten] Weblinks

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