Sahelanthropus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
| Sahelanthropus | |||||
|---|---|---|---|---|---|
| Zeitraum | |||||
| Oberes Miozän | |||||
| 7 Mio. Jahre | |||||
| Fossilfundorte | |||||
| Systematik | |||||
|
|||||
| Wissenschaftlicher Name | |||||
| Sahelanthropus | |||||
| Brunet et al., 2002 |
Am 19. Juli 2001 wurde in der Djurab-Wüste des Tschad von Djimdoumalbaye Ahounta vom Centre National d'Appui à la Recherche ein Schädel ausgegraben, der die Paläoanthropologen vielleicht bis an die Wurzel des menschlichen Stammbaums führte: Er wurde auf ein Alter von 7 Millionen Jahren datiert - genau zu dieser Zeit sollten sich nach Analysen der menschlichen DNA die Entwicklungslinien von Mensch und Schimpanse getrennt haben.
Das Team von Michel Brunet und Patrick Vignaud von der Université de Poitiers, zu dem Ahounta gehörte, taufte den Sensationsfund auf den Namen "Toumaï", deutsch "Lebenshoffnung". So nennen die Einheimischen Kinder, die kurz vor Beginn der Trockenzeit geboren werden.
Für die Wissenschaftler war der Fund nicht nur wegen seines hohen Alters bedeutend, sondern auch, weil zusammen mit dem Schädel noch eine Unmenge von Tier- und Pflanzenfossilien ausgegraben wurden, die eine genaue Rekonstruktion der Umwelt erlaubte, in der Toumaï lebte. Und diese Umwelt entsprach genau dem, was als Lebensraum der allerersten Urmenschen vorhergesagt worden war: Ein Mosaik aus Wäldern, Grasebenen und Flusslandschaften, die abwechslungsreich war und zu jeder Jahreszeit genügend Nahrung für einen bodenbewohnenden Affen bot, die aber doch zu wenig Wald aufwies für eine Lebensweise in den Bäumen, die für die gemeinsamen Vorfahren von Schimpansen und Menschen postuliert wird.
Woher wissen wir nun, dass Toumaï wirklich in die Entwicklungslinie der Menschen gehört und nicht in die der Schimpansen? Der Aufbau des Schädels ist in dieser Hinsicht entscheidend. Das Gehirn ist zwar nur 350ccm groß, doch der Gesichtsschädel ist flach, und besonders die Zähne sind so menschenähnlich, dass bei vielen Forschern kein Zweifel besteht, dass Sahelanthropus zur Gruppe der Echten Menschen gehört. Allerdings sind französische und amerikanische Forscher neuerdings der Meinung, dass S. tchadensis, doch eher ein Affe war, weil eben auch u.a. Teile des Gebisses dafür sprechen: Wie bei Affen greifen die Eckzähne bei S. ineinander, worauf Abriebsspuren hindeuten. Vielleicht ging Sahelanthropus tchadensis sogar aufrecht, ein entscheidendes Merkmal der der menschlichen Verwandtschaft, doch solange keine Beinknochen gefunden werden, ist dies reine Spekulation, vor allem weil das Hinterhauptsloch, also die Stelle, an der das Rückenmark in die Wirbelsäule übergeht, nicht so mittig angeordnet ist, wie man das bei aufrecht gehenden Lebewesen zu erwarten hätte. Siehe zu diesen beiden Aspekten auch den Artikel "An ape or the ape: Is the Toumai cranium TM 266 a hominid" von Wolpoff, Hawks e.a. aus der Zeitschrift "PaleoAnthropology".
Doch war Toumaï wirklich das lang gesuchte missing link zwischen Affen und Menschen? Das bleibt weiterhin zu bezweifeln, auch wenn das Teile der Paläoanthropolgie, z.B die Ausgräber, so propagieren. So zweifelt auch Bernard Wood von der George Washington University: "Ich glaube, dass er weder ein Vorfahre der Schimpansen noch der Menschen war, sondern ein Wesen, das zur gleichen Zeit lebte."
