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SA-10 Grumble

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SA-10B Batterie mit Radar und zwei Starterfahrzeugen.
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SA-10B Batterie mit Radar und zwei Starterfahrzeugen.

SA-10 Grumble ist die NATO-Bezeichnung eines modernen russischen Langstrecken-Boden-Luft-Lenkwaffensystems, das in Russland S-300P (C-300П) heißt.

Es kann mobil eingesetzt werden, ist allwetterfähig und kann neben Kampfflugzeugen in allen Flughöhen auch tieffliegende Ziele mit kleinem Radarquerschnitt, wie Marschflugkörper, bekämpfen. Mit der Ausführung S-300PS können zudem taktische ballistische Kurz- und Mittelstreckenraketen abgefangen werden. Die S-300-Serie gilt zusammen mit der amerikanischen Patriot als das weltweit wirkungsvollste Flugabwehrsystem.

Das System wurde erstmals 1978 in Dienst gestellt und seitdem permanent weiter entwickelt; die letzte Version S-300PMU-1 9M96 wurde 1999 eingeführt. Zwei neuere Systeme der S-300P Serie, die S-300PM-1 und S-300PM-2, unterscheiden sich wesentlich von ihren Vorgängermodellen und bekamen im Jahr 2003 von der NATO die Bezeichnung SA-20 Gargoyle.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Technik

Das SA-10 System benutzt zwei spezialisierte Radar-Systeme, eines zur Überwachung des Luftraums (Surveillance), eines zur Zielverfolgung (Target tracking). Das Überwachungsradar ist vom Typ 64N6 Big Bird und arbeitet im F-Band oder ein 64N6E/E2 Big Bird im C-Band System mit Freund-Feind-Erkennung (IFF) und einer Reichweite von 300 km; das Zielverfolgungsradar ist vom Typ 5N63 Flap Lid A oder 30N6/30N6E Flap Lid B, arbeitet im I/J Band nach dem phased-array Prinzip und hat eine Reichweite von 200 km. Schiffs-Versionen der SA-10 nutzen wiederum andere Radarsysteme. Wahlweise kann ein stärkeres Radar vom Typ 36D6 oder ST-68UM mit einer Leistung von 350 kW bis 1,23 MW eingesetzt werden. Damit kann auch ein kleines Ziel, etwa mit dem Querschnitt einer Rakete, in einer Höhe zwischen 60 m und 30 km und einer Entfernung bis zu 175 km verfolgt werden.

Als Transporter und Startfahrzeug werden die geländegängigen MAZ-7910 8x8-LKWs eingesetzt. Sie tragen je vier Raketen, die in einem geschlossenen, wartungsfreien Container transportiert werden. Nur fünf Minuten nach einem Halt ist die gesamte Batterie einsatzbereit. Die Fahrzeuge benutzen dann zur Datenübertragung untereinander ausfahrbare Antennen. Das mobile Kontrollzentrum verwendet redundante Echtzeit-Computersysteme, kann 24 Ziele gleichzeitig verfolgen und vier Lenkraketen parallel steuern (Flap Lid A), oder zwei Raketen pro Ziel und sechs Ziele gleichzeitig (Flap Lid B). Es kann bis zu 12 Starterfahrzeuge koordiniert steuern und dann alle drei Sekunden einen der 48 Flugkörper starten.

Die Rakete hat ein Startgewicht von 1.450, später 1.800 kg. Der Start erfolgt stets senkrecht durch ein integriertes Katapult. Erst dann wird der Raketenmotor gezündet, der via Schubvektorsteuerung die Rakete auf das Ziel ausrichtet, die dann mit bis zu 100 g beschleunigt. Die ersten Ausführungen erreichten Mach 5 und konnten Ziele bis Mach 2,5 angreifen, die letzten Modelle erreichen Mach 8,5.

Die Lenkwaffen können das Ziel in einer Entfernung zwischen 5 und 47 km und einer Flughöhe von 25 Meter bis 30 km abfangen. Die ab 1985 eingesetzte Rakete des Typs 5K55R hatte eine erhöhte Reichweite von 90 km. In der Annäherungsphase setzt sie weiterhin ein eigenes Radar (semi-active radar homing - SARH) ein. Das ab 1997 verfügbare SA-20 System benutzt die neue 48N6E2 Rakete mit einer Reichweite bis zu 195 km.

Die Flugkörper werden nach dem Start ferngesteuert und können so wechselnde Ziele ansteuern. Die Steuerung erfolgt durch das Zusammenspiel von Steuerflächen und der Schubvektorsteuerung des Triebwerks und erreicht damit eine sehr hohe Manövrierbarkeit. Der Sprengkopf hat ein Gewicht von anfangs 100 kg, später 133 kg und 143 kg und kann somit sein Ziel auch ohne direkten Kontakt zerstören. Die Zündung erfolgt durch einen Näherungszünder und ggf. den zusätzlichen Berührungszünder.

Das System erreicht schließlich eine Trefferwahrscheinlichkeit (kill probability) von 0,7 für ballistische Raketen und 0,9 für Flugzeuge.

[Bearbeiten] Strategische Bedeutung

Das SA-10 System wurde zuletzt in der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit dem iranischen Atomprogramm erwähnt, als Russland den Verkauf dieser Systeme an Iran in Aussicht stellte. Die amerikanische Luftüberlegenheit wäre damit gebrochen und die US-Strategie, beliebige Ziele stets durch Präzisionsbomben zerstören zu können, wäre ausgehebelt, da die Kampfflugzeuge vor dem Einsatz ihrer Lenkwaffen mit hoher Wahrscheinlichkeit abgefangen werden könnten. Selbst ein B-2 Tarnkappenbomber wäre vor dem leistungsstarken Radar der neueren S-300 Modelle nicht sicher. Ein begrenztes Gebiet, etwa eine Atomforschungsanlage, wäre somit zuverlässig vor Luftangriffen geschützt.

Nach amerikanischen Protesten erklärte die russische Regierung im Frühjahr 2006, SA-10 würden in der aktuellen Lage nicht an Iran geliefert; wenn auch ein Zwischenhandel über Weißrussland weiter möglich erscheint. Es wurden aber kleinere SA-15 Gauntlet "Tor" Systeme bereits im Dezember 2005 an Iran verkauft. Diese sind für Ziele nur bis zu 6 km Höhe ausgelegt und könnten daher hochfliegende Bomber nicht erreichen. Mit einer Reichweite von 12 km und einer Reaktionszeit von nur 5 bis 8 Sekunden sind sie aber geeignet, die anfliegenden Lenkwaffen selbst zu bekämpfen.

[Bearbeiten] Technische Daten

[Bearbeiten] SA-10A / S-300P

  • Russischer Name: S-300P / S-300PT
  • Lenkwaffe: 5V55K
  • Länge: 7,11 m
  • Durchmesser: 448 mm
  • Spannweite: 1.036 mm
  • Antrieb: 1 Feststoffrakete mit Schubvektorsteuerung
  • Gewicht: 1.452 kg
  • Sprengkopf: 133 kg Splittergefechtskopf
  • Zünder: Annäherungs- und Aufschlagzünder
  • Fluggeschwindigkeit: 1.336 m/s
  • Reichweite: 7-47 km
  • Einsatzhöhe: 25-20.000 m
  • Lenkung: Trägheitsnavigation plus Funkkommandolenkung

[Bearbeiten] SA-10B / S-300PS

  • Russischer Name: S-300PS / S-300PMU
  • Lenkwaffe: 5V55R
  • Länge: 7,11 m
  • Durchmesser: 488 mm
  • Spannweite: 1.124 mm
  • Antrieb: 1 Feststoffrakete mit Schubvektorsteuerung
  • Gewicht: 1.590 kg
  • Sprengkopf: 133 kg Splittergefechtskopf
  • Zünder: Radar Annäherungs- und Aufschlagzünder
  • Fluggeschwindigkeit: 1.336 m/s
  • Reichweite: 5-75 km
  • Einsatzhöhe: 25-25.000 m
  • Lenkung: Trägheitsnavigation plus Track-via-Missile (TVM)

[Bearbeiten] SA-10C / S-300PM

  • Lenkwaffe: 5V55RUD
  • Länge: 7,25 m
  • Durchmesser: 488 mm
  • Spannweite: 1.124 mm
  • Antrieb: Feststoff mit Schubvektorsteuerung
  • Gewicht: 1.625 kg
  • Sprengkopf: 133 kg Splittergefechtskopf
  • Zünder: Radar-Annäherungs- und Aufschlagzünder
  • Fluggeschwindigkeit: 2.000 m/s
  • Reichweite: 5-90 km
  • Einsatzhöhe: 10-27.000 m
  • Lenkung: Trägheitsnavigation plus Track-via-Missile (TVM)

[Bearbeiten] Benutzer der SA-10 / S-300

Armenien, Bulgarien, China, Indien (unbestätigt), Griechenland, Kasachstan, Russland, Serbien und Montenegro (Implementierungsphase; im Einsatz ab 2006/07), Syrien (unbestätigt), Ukraine, Ungarn, Weißrussland, Zypern (griechischer Teil, Aufstellung wegen türkischem Protest verschoben)

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  • Land-Based Air Defence Edition 2005 Jane's Verlag
  • Das Boden- Luft Lenkwaffensystem SA-10 GRUMBLE von A. Ochsenbein, DTIG - Defense Threat Informations Group, Juli 2006
  • Moscow's Air-Defense Network Michal Fiszer Nov. 29, 2004
  • RUSSIA'S ARMS 2004 CATALOG Military Parade Publishing House
  • RUSSIA'S ARMS AND TECHNOLOGIES. THE XXI CENTURY ENCYCLOPEDIA Volume 9 – Air and ballistic missile defense The Publishing House - Arms and Technologies

[Bearbeiten] Weblinks

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