Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Sängerfest (Baltikum) - Wikipedia

Sängerfest (Baltikum)

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Das Sängerfest in Lettland (lett. dziesmu svētki - Liederfest) ist ein alle fünf Jahre wiederkehrender Höhepunkt der Sangesfreude. Es fügt sich in die Tradition der baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen, wo auf solchen Massengesangsveranstaltungen Geschichten und Mythen, aber auch das Nationalbewusstsein in Liedern zum Ausdruck gebracht wird.

Gemeinsames Singen war im Europa des 19. Jahrhunderts Ausdruck eines bürgerlichen Selbstbewusstseins (vgl. Marseillaise), als einer demonstrierten Gleichheit jenseits von Standesgrenzen und einer nationalen Abgrenzung gegenüber äußeren Gefährdungen. Im Baltikum hat sich diese Tradition bis heute und in einer besonders monumentalen Variante erhalten. Für Touristen eindrücklich sind die ausschließlich für Sängerfeste erbauten und für nichts anderes verwendeten riesigen Stadien. Sie zeugen von einem Nationalgefühl, das sich stets gegen fremde Übermacht behaupten musste und deshalb, im Unterschied etwa zu deutschen Traditionen, nichts Bedrohliches hat.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Voraussetzungen

Als nach dem Großen Nordischen Krieg und dem Frieden von Nystad Zar Peter I. im Jahre 1721 Livland als Gouvernement übernahm, erneuerte der Zar der deutschen Oberschicht ihre noch von den Schweden stammenden Privilegien, wie z. B. deutsche Verwaltungssprache und freie Religionsausübung. Dies galt auch für das Kurländische Gouvernement, welches ebenso wie das Livländische Gouvernement auch als "Ostseeprovinz Russlands" bezeichnet wurde.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Leibeigenschaft in den baltischen Osteeprovinzen aufgehoben, früher als in Russland.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verloren die baltischen Ostseeprovinzen Russlands allerdings ihren Sonderstatus und nunmehr wurde Russisch zur Amtssprache. Dies wurde sowohl von der deutschbaltischen Oberschicht als auch von den in den Provinzen lebenden Letten, Esten und Litauern als Russifizierungsmaßnahme empfunden. Das Volk suchte nach eigenständigen Ausdrucksweisen, und so kam es zum nationalen Erwachen der baltischen Völker, was unter anderem in einem Aufblühen der Kultur und einer Verehrung der überlieferten Mythen und Lieder seinen Ausdruck fand.

[Bearbeiten] Erste Sängerfeste

Im Jahre 1869 fand in Dorpat (estnisch Tartu) das erste estnische Sängerfest im Baltikum statt. 1873 folgte in Lettland das erste nationale Sängerfest. Litauen zog im Jahre 1924 mit seinem ersten nationalen Sängerfest nach.

Dievs, svētī Latviju (deutsch: Gott, segne Lettland) wurde als Hymne der Letten von Kārlis Baumanis um 1870 geschrieben und komponiert. Das Lied wurde erstmals während des Sängerfests im Juni 1873 in Riga gesungen. Der von Baumanis verwendete Begriff "Latvija" (Lettland) war neu und diente zur Bezeichnung aller von Letten bewohnten Gebiete. Seitens der Russischen Herrscher wurde das Wort "Latvija" als Forderung nach nationaler Eigenständigkeit gedeutet und verboten. Es musste durch den allgemeineren Begriff "Baltija" (Baltikum) ersetzt werden.

Am 18. November 1918 (Proklamation der Republik Lettland) wurde Dievs, svētī Latviju faktisch zur lettischen Nationalhymne. Nachdem während der Zugehörigkeit zur Sowjetunion durch umfangreichen Zuzug von russisch sprechenden Einwohnern der Anteil der Letten in der eigenen Republik auf nur noch wenig über 50% sank, halfen die Lieder – die Dainas – den Letten, ihre kulturelle Identität zu bewahren.

[Bearbeiten] Renaissance

In Erinnerung an diese Traditionen, die während der Sowjetunion nicht gefördert wurden, fand am 11. September 1988 bei Tallinn das Festival „Estlands Lied 1988“ unter reger Anteilnahme der anderen baltischen Völker statt. In Tallinn nahmen mehr als 300.000 Menschen am Festival teil. Sie sangen die einst verbotene NationalhymneMu isamaa, mu õnn ja rõõm“ (deutsch: Mein Vaterland, mein Glück, meine Freude).

Im August 1989 bildeten rund zwei Millionen Menschen aus Estland, Lettland und Litauen anlässlich des 50. Jahrestags des Hitler-Stalin-Paktes, in dessen Folge das Baltikum der Sowjetunion zugesprochen wurde, eine 600 Kilometer lange Menschenkette von Vilnius über Riga nach Tallinn. Dieser „Baltische Weg“ sollte den Willen der Balten nach Unabhängigkeit demonstrieren. Auch bei diesen Formen des Widerstands spielten Lieder eine große Rolle.

Im Jahr 1993 fand dann in Riga das erste nationale Sängerfest im unabhängigen Lettland statt. Zum bisher letzten, dem XXIII. 2003 kamen aus ganz Lettland 319 Chöre, 538 Tanz- und Folkloregruppen, 57 Blasmusikkapellen, Gruppen von Koklespielern, drei Symphonieorchester und ein Kammerorchester zusammen. Ähnliche Dimensionen wird das XXIV. 2008 haben.

Die Volksliedtradition hat ihren Weg aus dem engen Familienkreis wieder auf die Bühne gefunden. Singen ist integraler Bestandteil des Schullehrplanes. Volkslieder werden im Musik- und Literaturunterricht gelehrt. Durch viele Wettbewerbe müssen sich die Chöre qualifizieren, und es gehört zum erstrebenswerten Ziel, auf der Abschlussveranstaltung des Sängerfests im Rigaer Waldpark (lett. Mežaparks) mit über 100.000 Sängern dabei zu sein. Seit dem 1. Juli 2005 ist der Schutz, die Weiterentwicklung und die Weitergabe der Sängerfesttradition an künftige Generationen in einem eigenen Gesetz (Dziesmu un deju svētku likums) festgeschrieben.

[Bearbeiten] Siehe auch

Singende Revolution

[Bearbeiten] Weblink

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