Rudolf Petersen (Kapitän)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Rudolf Petersen (* 15. Mai 1905 in Atzerballig auf Alsen, Dänemark; † 3. Januar 1983 in Flensburg) war ein deutscher Marineoffizier im Zweiten Weltkrieg.

Rudolf Petersen, Sohn eines Pfarrers, trat am 16. November 1925 in die Reichswehr ein, war seit 1. April 1944 Kapitän zur See und am 23. September 1944 zum Kommodore der Schnellboote befördert worden, die er seit Oktober 1941 befehligt hatte. Das Ritterkreuz wurde ihm am 4. August 1940 verliehen. Am 13. Juni 1944 erhielt er zusätzlich das Eichenlaub zum Ritterkreuz als Führer der Schnellbootflottillen.

Petersens Schnellboote waren Anfang Mai 1945 in der Geltinger Bucht vor Flensburg versammelt. In der Nacht vom 4. auf den 5. Mai 1945 hatten die Besatzungen von 47 U-Booten diese in der Geltinger Bucht versenkt, um sie nicht dem Feind übergeben zu müssen. Damit folgten sie dem Regenbogenbefehl von Admiral Dönitz.

Petersen war in der Funktion als Kommodore so genannter Gerichtsherr über den wohl letzten Fahnenflucht-Prozess gegen Fritz Wehrmann (26, Matrose) aus Leipzig, Alfred Gail (20, Funker) aus Kassel und Martin Schilling (22, Obergefreiter) aus Ostfriesland, die am 10. Mai 1945 auf dem Schiff Buéa hingerichtet wurden, zwei Tage nach der deutschen Gesamtkapitulation. Die Angeklagten hatten von der Kapitulation der deutschen Truppen gegenüber den Engländern am 4. Mai 1945 erfahren und versucht, am 6. Mai von ihrer Unterkunft auf der Insel Svendborg auf das Festland zu gelangen. Dabei wurden sie von einem dänischen Hilfspolizisten aufgegriffen und an den Ortskommandanten der deutschen Truppe auf Svendborg überstellt. Am 8. Mai ließ Petersen die Kriegsfahne auf den ihm unterstellten Schiffen einholen. Die Mutter von Wehrmann erhielt mit einjähriger Verspätung den Abschiedsbrief ihres Sohnes. Dieser hatte die verspätete Zustellung durch seinen Freund Theodor Meier erbeten, zu einem Zeitpunkt, wo seine Mutter bereits die Hoffnung aufgegeben haben könnte. In diesem Brief werden die Namen der Verantwortlichen genannt.

In drei Prozessen wurden Rudolf Petersen und die anderen Mitglieder des Kriegsgerichts 1953 durch das Landgericht Hamburg vom Vorwurf des Totschlags und der Rechtsbeugung freigesprochen. Petersen arbeitete später als Handelsvertreter und beim Militärischen Abschirmdienst der Bundeswehr. Nach dem Freispruch beging die Mutter von Alfred Gail mittels Gas Selbstmord. Anna Wehrmann verbrachte 20 Jahre in einem Heim.

Rudolf Petersen überlebte den Schreck nicht, als Jugendliche ihm am Silvestertag 1982 beim Öffnen der Wohnungstür Böller ins Gesicht warfen.

Personendaten
NAME	Petersen, Rudolf
KURZBESCHREIBUNG	deutscher Marineoffizier im Zweiten Weltkrieg
GEBURTSDATUM	15. Mai 1905
GEBURTSORT	Atzerballig auf Alsen, Dänemark
STERBEDATUM	3. Januar 1983
STERBEORT	Flensburg