Rudolf Kriß
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Prof. Dr. Rudolf Kriß (*5. März 1903 in Berchtesgaden, †15. August 1973 ebenda) Brauereibesitzer in Berchtesgaden war Volkskundler und Naziopfer.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Nach der Ausbildung zum Diplomkaufmann in München promovierte er dort 1929 mit einer Disseration über das „Gebärmuttervotiv“. Ab 1933 war als Privatdozent in Wien engagiert, leitete dort auch die Sammlung für religiöse Volkskunde und erlangte 1935 die Professur. Als religiöser Volkskundler und Gegner Hitlers erhielt er nach dem Anschluss 1938 Lehrverbot. Aufgrund einer regimekritischen Äußerung wurde er am 25. September 1944 für Hochverrat vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und später zu einer lebenslänglichen Haft begnadigt.
Nach Kriegsende war er ab Mai 1945 bis 1946 der zweite von den Amerikanern bestellte Nachkriegsbürgermeister seiner Heimat Berchtesgaden. Lange Jahre gehörte er für die CSU dem Kreistag von Berchtesgaden an. Er war Ehrenvorsitzender der Vereinigten Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes, mit denen er nicht nur aufgrund seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sondern auch wegen der gemeinsamen regimekritschen Haltung im Dritten Reich eng verbunden war. Seine wissenschaftliche Tätigkeit setzte er für kurze Zeit in Salzburg und dann in München fort. Er unternahm auch Forschungsreisen nach Nordafrika und erweiterte seine Sammlung, die er 1951 dem Bayerischen Nationalmuseum als Schenkung überließ.
Er sammelte über 14.000 Votivgaben und andere Zeugnisse religiöser Volkskunst aus Mitteleuropa, mit dem Alpenraum als Schwerpunkt. Seine Sammlung ist seit 1951 im Besitz des Bayerischen Nationalmuseums und war ab 1961 im Volkskundlichen Teil zu sehen. Seit 1995 ist sie im Straubinger Herzogschloss, einer Zweigstelle des Museums, untergebracht.
Sein Adoptivsohn Lenz Kriss-Rettenbeck ist ebenfalls Volkskundler und wurde 1974 Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums.
Ein Antrag das 2004 eingeweihte neue Berchtesgadener Gymnasium nach Rudolf Kriss zu benennen, scheiterte im Berchtesgadener Gemeinderat.
[Bearbeiten] Werke
- Das Gebärmuttervotiv; 1929, Filser Verlag
- Die religiöse Volkskunde Altbayerns; 1933, Rohrer Verlag
- Bauernmalerei aus drei Jahrhunderten; 1936
- Freiheit und Bindung; 1936, Saturn Verlag
- Die schwäbische Türkei; 1937, Schwann Verlag
- Das Berchtesgadener Weihnachtsschießen und verwandte Bräuche, 1941, Hölzl Verlag Wien
- Sitte und Brauchtum im Berchtesgadener Land mit Sebald Tewes; 1947, Filser Verlag
- zweite Auflage mit Illustrationen von Paul Ernst Rattelmüller, 1963 Verlag Berchtesgadener Anzeiger
- Im Zeichen des Ungeistes; 1948, Filser Verlag
- Wallfahrtsorte Europas ; 1950, Hornung Verlag
- Kultur und Volk; 1954, Österreichisches Museum für Volkskunde
- Peregrinatio neohellenika : Wallfahrtswanderungen im heutigen Griechenland u. in Unteritalien mit Hubert Kriss-Heinrich; 1955, Österreichisches Museum für Volkskunde
- Eisenopfer: Das Eisenopfer in Brauchtum u. Geschichte mit Lenz Kriss-Rettenbeck; 1957, Hueber Verlag
- Die Darstellung des Konzils von Trient in Hans Pfitzners musikalischer Legende „Palestrina“; 1962, Hans-Pfitzner-Gesellschaft
- Die Berchtesgadener Tracht; 1973, Verlag Berchtesgadener Anzeiger
- Volkskundliche Anteile in Kult und Legende äthiopischer Heiliger mit Hubert Kriss-Heinrich; 1975, Harrassowitz
- Volkskundliches aus altbayerischen Gnadenstätten; Filser
- Berchtesgadener volkskundliche Schriften; Filser
- Volksglaube im Bereich des Islam; Harrassowitz Verlag
[Bearbeiten] Literatur
- Nina Gockerell: Bilder und Zeichen der Frömmigkeit. Sammlung Kriss., 1995
[Bearbeiten] Weblinks
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Kriss, Rudolf |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Volkskundler |
| GEBURTSDATUM | 5. März 1903 |
| GEBURTSORT | Berchtesgaden |
| STERBEDATUM | 1973 |
| STERBEORT | Berchtesgaden |
