Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Reginald McKenna - Wikipedia

Reginald McKenna

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Reginald McKenna (* 6. Juli 1863 in London; † 6. September 1943 ebenda), war ein britischer Staatsmann und Bankier. McKenna bekleidete die Ämter des Erziehungsministers (1907-1908), Marineministers (1908-1911), Innenministers (1911-1915) und Finanzministers (1915-1916), bevor er von 1919 bis 1943 als Aufsichtsratsvorsitzender der Midland Bank die wichtigste Finanzanstalt Großbritanniens leitete.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biografie und Karriere

[Bearbeiten] McKennas frühes Leben (1863-1905)

Cartoon Reginald McKenna von Spy
vergrößern
Cartoon Reginald McKenna von Spy

Reginald McKenna wurde in seiner Jugend zunächst von Privatlehrern unterrichtet. Als junger Mann besuchte dann das King's College, sowie die Universität der Stadt London und die Trinity Hall, eines der Colleges der Universität Cambridge. Ein früher, sportlicher, Erfolg Mckennas war seine Mitgliedschaft im Bootsteam der Universität, für das er 1887 als Ruderer im Achter an dem berühmten jährlichen Bootsrennen gegen Cambridge teilnahm. Letztere schloss er 1885 erfolgreich mit einem Diplom in Mathematik ab. 1895 wurde er erstmals als liberaler Abgeordneter für den Bezirk North Monmouthshire ins britische Unterhaus gewählt. Als liberaler Abgeordneter wurde McKenna zu einem der engsten Mitarbeiter von Herbert Henry Asquith, dem damaligen starken Mann der Liberalen Partei: Neben Richard Haldane und Sir Edward Grey gilt er den meisten Asquith-Biografen als dessen wichtigster Intimus in Regierung wie Oppositionsjahren.

[Bearbeiten] Liberaler Minister (1905-1916)

Nach seinem Aufstieg in der Liberal Party fungierte McKenna von 1905 bis 1916 als Unterstaatssekretär und Minister in den liberalen Regierungen von Henry Campbell-Bannerman und Herbert Henry Asquith: Von 1905 bis 1907 als Unterstaatssekretär im Schatzamt, von 1907 bis 1908 fungierte McKenna als Erziehungsminister (President of the Board of Education), dann, nach Asquiths Antritt als Premierminister von 1908 bis 1911 als Marineminister (First Lord of the Admiralty), von 1911 bis 1915 als Innenminister (Home Secretary) und schließlich im 2. Kabientt Asquith (dem Koalitionskabinett mit den Konservativen das 1915 angesichts der dramatischen Kriegslage gebildet wurde) von 1915 bis 1916 als Schatzkanzler (Chancellor of the Exchequer).

Nach dem Sturz der konservativen Regierung unter Arthur James Balfour im Dezember 1905 wurde McKenna, protegiert von H.H. Asquith, dem damals zweiten Mann in der liberalen Partei, beinahe sofort Ministerkandidat. Nach dem Regierungsantritt der Liberalen kam er als Vertrauensmann von Asquith, der als Schatzkanzler das zweitwichtigste Regierungsamt übernahm, zunächst mit diesem ins Schatzamt, wo er von 1905 bis 1907 als Staatsekretär fungierte, nachdem Winston Churchill dieses Amt zugunsten des Amtes des Staatssekretärs im Kolinalministerium ausgeschalgen hatte.

Nach dem Sturz des Erziehungsministers Augustine Birrell 1907, im Zuge der Debatte über die Education bill, konnte er schließlich in ein Ministeramt aufrücken.

[Bearbeiten] Marineminister (1908-11)

1908 übernahm McKenna als Nachfolger von Lord Tweedmouth das Amt des Marineministers, wobei er der erste Inhaber dieses Postens war, der nicht im Oberhaus sass - also kein Adeliger war - sondern einen Sitz im Unterhaus inne hatte. Zu seiner Ernennung kam es infolge der Regierungsumbildung, die dem Ausscheiden des Premierministers Henry Campbell-Bannerman aus der Regierungsverantwortung 1908 und dem Amtsantritt von Herbert Henry Asquith als Regierungschef nachfolgte. Die Forschung geht heute davon aus, dass Asquith seinem Satrapen eigentlich das Amt des Schatzkanzlers in seiner Regierung zugedacht hatte, dieses Amt jedoch auf Druck der Parteilinken an Lloyd George übertragen musste.

Zusammen mit dem Flottenchef John Fisher forcierte McKenna als Marineminister von 1908-1910 eine soziale Reformierung der Royal Navy (Erleichterung des Zugangs den Marinecolleges auch für weniger priveligierte Bewerber u.v.m.), sowie insbesondere den Bau großer Schlachtschiffe, sogenannter Dreadnoughts ("Fürchtenichts") um eine hinreichende numerische wie qualitative Überlegenheit der britischen Flotte gegenüber der gleichzeitig unter der Ägide des Admirals Alfred von Tirpitz gebauten deutschen Risiko-Flotte zu gewährleisten. Das Scheitern der deutschen Risiko-Strategie (Risikotheorie), welche die Absicht verfolgte, Großbritannien in einem europäischen Krieg vor anti-deutschen Engagements abzuschrecken (solche Engagements eben mit einem erheblichen eigenen Risiko zu behaften), indem es ihm die Gefahr vor Augen führte, dass ein Himmelsfahrtkommando einer, der britischen Flotte zwar unterlegenen aber dennoch stark ausgebauten, deutschen Flotte, der Royal Navy derart hohe Verluste beibringen würde, dass Großbritannien seine Vormachtstellung zur See nach einem Sieg über das Deutsche Reich an eine dritte Macht verlieren würde, ist nicht zuletzt McKennas Anstrengungen als Marineminister geschuldet. (Wiewohl die Schwächung des britischen Staates nach dem 1. Weltkrieg zumindest ein flottenmäßiges Gleichziehen der Amerikaner mit den Briten ermöglichte).

In den kabinettsinternen Streitereien und den Parlamentsdebatten um die Verwendung von Steuermitteln zugunsten eines Ausbauts des Wohlfahrtsstaates oder zugunsten des Baus weiterer Dreadnoughts, trat er als energischer Verfechter einer weiteren Aufrüstung auf. Als McKennas Hauptwidersacher bei den Querelen um die Verwendung der Steuermittel traten David Lloyd George und Winston Churchill auf, die damals als Finanz- bzw. handelsminister ein erfolgreiches politisches Tandem bildeten. Lloyd George und Churchill, damals Vertreter des äußeren linken Flügels der Liberalen Partei, hielten zu dieser Zeit die Befürchtungen McKennas, der als Vertreter der Rechten galt, vor dem Ausbau der deutschen Flotte für abwegig. Anstatt das Geld in den Bau von Schiffen zu investieren favorisierten sie die Verwendung der Gelder zugunsten des Ausbaus von Renten-, kranken- und Unfallversicherungen für die weniger begüterten Volksschichten.

Man vermutet heute, dass McKenna neben Fisher und der konservativen Presse eine federführenden Rolle bei der Initiierung des Naval Scares und des Invasion Scares von 1909 inne gehabt hat, einer Pressecampagne, welche die Furcht der britischen Bevölkerung vor dem Verlust der britischen Vorherrschaft zur See und sogar einer Invasion Großbritanniens durch das Deutsche Reich schürte und zu einer weiteren Verschlechterung der deutsch-britischen Beziehungen im Vorfeld des 1. Weltkrieges führte. Umgekehrt begünstigte das durch diese Kampagne ausgelöste politische Klima die Bereitschaft von Politik und Öffentlichkeit sich McKennas Aufrüstungswünschen zu fügen.

Nach dem Abgang von John Fisher als Flottenchef im Januar 1910 trat der Admiral Sir Arthur "Tug" Wilson die Nachfolge in diesem Amt an. Wilsons selbstherrlicher und traditionsfrommer Führungsstil führte zu einer Erstarrung des Reformprozesses der Marine, welches der konfliktscheue McKenna nicht abzuwenden vermochte. Nachdem die Marine überdies in der Agadir-Krise von 1911, welche Europa an den Rande eines Weltkrieges geführt hatte, mit keinem Kriegsplan hatte aufwarten können (der in der autokratischen Mentalität eines viktorianischen Flottenführers befangene Wilson hatte es vorgezogen Kriegspläne in seinem "Kopf" und nicht in den "Tresoren" der Admiralität zu verwahren), entließ der Premierminister den verbindlichen McKenna aus dem Amt des Marineministers. An seine Stellte trat sein von Asquith als durchsetzungsfähiger erachteter jugendlichen Kabinettskollegen Winston Churchill, der während der Agadirkrise vom linken zum rechten Flügel der Partei gewechselt war und der McKenna am 25. Oktober 1911 nachfolgte.

[Bearbeiten] Innenminister (1911-14)

McKenna übernahm an Churchills Stelle das vakant gewordene Innenministerium. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Erarbeitung der Home-Rule, der Zugestehung weitgehender nationaler Souveränität für Irland im Juli 1914 beteiligt, welche jedoch durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges hinfällig wurde. Darüber entwarf er das sogenannte "Katz-und-Maus-Gesetz", das in den folgenden Jahren die Leitlinie im Kampf gegen die mit militanten Mitteln agierenden aggressiven Suffragetten wurde. Dieses sah vor, hungerstreikende inhaftierte Suffragetten sobald eine Gesundheitsgefährdung bestünde aus der Haft zu entlassen, sie jedoch sofort wieder in Haft zu nehmen nachdem die Gesundheitsgefährdung verschwunden sei.

[Bearbeiten] Schatzkanzler (1915-1916)

Im Mai 1915 war McKenna kurzzeitig (u.a. auf Fürsprache Fishers) als Nachfolger Winston Churchills im Amt des Marineministers im Gespräch, nachdem dieser aufgrund des Scheiterns der Dardanellen-Operation als First Lord of the Admiralty gestürzt und vorläufig in die Sinecure des Chancellor of the Dutchy of Lancaster, eines wenig bedeutsamen Regierungsamtes, abgeschoben worden war.

Nach der Formierung einer Koalitionsregierung im Juni 1915 ging dieses Amt jedoch an den früheren Premierminister Arthur Balfour. McKenna wurde stattdessen zum Schatzkanzler, dem in Friedenszeiten zweitwichtigsten Amt der britischen Regierung, ernannt.

Als Schatzkanzler war McKenna u.a. für die weitere Umstellung der britischen Wirtschaft von Friedenswirtschaft auf Kriegswirtschaft und die Verfünffachung der Einkommenssteuer zugunsten der Kriegsanstrengungen verantwortlich. Um die Kriegsanstrengungen finanzieren zu können erhöhte er die Einkommenssteuer drastisch und erhob hohe Mehrwertsteuern auf Lebensmittel wie Zucker, Tee und Kaffee und besteuerte des Weiteren viele weitere Waren und Lebensbereiche (u.a. Zugtickets, Amüsements und Spitzengewinne). Die Steuern auf bestimmte Profite erreichten bis zu 60 %. Als Anhänger Asquiths und als Gegner der Wehrpflicht, die er aus moralischen Gründen und als eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit der britischen Kriegswirtschaft ablehnte, verließ er die Regierung nach dem Sturz Asquiths im Dezember 1916 und dessen Ersetzung durch Lloyd George. Er schloss sich als Anhänger des Asuqith-Flügels der Liberalen Partei für den Rest des Krieges der loyalen Opposition im Unterhaus an.

[Bearbeiten] Vorsitzender der Midland-Bank (1919-1943)

McKenna verlor seinen Parlamentssitz in der Unterhauswahl vom Dezember 1918, als - entgegen dem Kalkühl der Führung der Liberalen Partei - die siegreiche Beendigung des 1. Weltkrieges sich bei der Wahlentscheidung der britischen Bevölkerung nicht zugunsten der Partei des amtierenden Premierministers David Lloyd George auswirkte. Stattdessen konnte die Conservative Party, der kleinere Koalitionspartner der Kriegsregierung gewichtige Stimmengewinne verbuchen, welches den Verlust zahlreiche liberaler Parlamentsmandate nach sich zog - darunter das von McKenna, der als Asquith-Liberaler nur einen hinteren Listenplatz erhalten hatte.

Nach dem Verlust seines Unterhaus-Mandates amtierte McKenna ab 1919 sehr erfolgreich als Vorstandsvorsitzender der Midland Bank. 1922 bot ihm der neuernannte konservative Premierminister Andrew Bonar Law erneut das Amt des Schatzkanzlers an, welches McKenna jedoch ablehnte. 1923 wiederholte Laws Nachfolger Stanley Baldwin, welcher selbst zuvor Schatzkanzler in der kurzlebigen Regierung Law gewesen war und die Aufgaben des Schatzkanzlers neben seinen eignen Amtsgeschäften als Premierminister weiterhin kommissarisch wahrnahm, das Angebot seines Vorgängers an McKenna ihn zum Schatzkanzler zu ernennen, welcher sich dieses Mal geneigter zeigte dieses anzunehmen. In sicherer Erwartung seiner baldigen Schatzkanzlerschaft zierte er 1924 bereits ein Titelbild des amerikanischen Times-Magazine. Da McKenna jedoch insistierte, dem Parlament als Abgeordneter der Stadt London anzugehören und sich kein Mandatsinhaber bereit fand, seinen Sitz im Parlament zugunsten McKennas abzutreten, verzichtete McKenna erneut auf das Amt des Schatzkanzlers. Stattdessen wurde Arthur Neville Chamberlain Schatzkanzler.

In den folgenden Jahren wurde McKenna vielfach die Peers-Würde angetragen, welche er jedoch bis zu seinem Tod ablehnte. In den 20er und 30er Jahren figurierte McKenna als inoffizieller Berater der Schatzkanzler Neville Chamberlain, Philip Snowden und Winston Churchill.

[Bearbeiten] Politische Bedeutung

McKenna ist bis heute für die Geschichtsschreibung eine eher schattenhafte Erscheinung. Roy Jenkins, ein Nachfolger McKennas in den Ämtern des Innenministers und des Schatzkanzlers und außerdem Sohn des "Erben" von McKennas Wahlkreis monierte in seiner Baldwin-Biografie, McKenna besäße in seinen Augen als Figur "soviel Substanz (Greifbarkeit) wie die verkrustten Flügel eines Schmetterlings". Der Historiker Martin Farr, der derzeit an einer Biografie-McKennas arbeitet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese "wichtigste Lücke der britischen Politikgeschcihte des 20. Jahrhunderts" zu schließen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Betts, Robin S.: Winston Churchill and the Presidency of the Board of Education, 1906-7, in: History of Education 15(2), S. 89-93, 1986. ISSN: 0046-760X [dokumentiert Gründe für McKennas bevorzugten Einzug ins Kabinett gegenüber Churchill]
  • Birkeanhead, Earl of: The Right Hon. Reginald McKenna, in: Contemporary Personalities, S. 215-222, London 1924.
  • Farr, Martin: Reginald McKenna 1863-1943: A Life, London 2004. ISBN 0-7146-5047-1.
  • Farr, Martin: A Compelling Case for Voluntarism: britain's Alternative Strategy, 1915-1916, in: War in History 9 (3). S- 279-306. 2002. ISSN: 0968-3445
Andere Sprachen

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -