Rainer Langhans
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Rainer Langhans (* 19. Juni 1940 in Oschersleben (Bode)) ist bekannt für seine Mitgliedschaft (aber nicht Mitbegründung) der Kommune 1 und eine Symbolfigur der 68er-Bewegung und der Spontis.
Da sich dieses Milieu später in verschiedene Richtungen ausdifferenzierte, von denen eine in den Terrorismus der RAF führte, war Langhans auch stets eine umstrittene Person, die häufig mit dem Gesetz in Konflikt kam. Allerdings hatten diese Gesetzesübertretungen bei ihm stets den Charakter komödiantischer und klamaukhafter Aktionen, die zwar darauf zielten, die herrschende gesellschaftliche Ordnung kritisch in Frage zu stellen, sie aber nicht auf kriminelle Weise zu bekämpfen.
Ein Beispiel hierfür ist das sogenannte „Kaufhausbrand-Flugblatt“, das Langhans und andere 1967 in Umlauf brachten und in dem auf äußerst sarkastische Weise gleichermaßen Kritik an der Konsumgesellschaft wie an den Napalm-Attacken der US-Amerikaner im Vietnamkrieg geübt wurde. Während Monate später Andreas Baader und Gudrun Ensslin, die sich damals im Umfeld der Kommune 1 aufhielten, in Frankfurt tatsächlich zwei Kaufhäuser in Brand setzten, wurde Langhans durch das Berliner Kammergericht, vor dem er wegen Anstiftung zur Brandstiftung angeklagt war, freigesprochen.
Noch grotesker war das „Pudding-Attentat“, das Langhans und andere anlässlich des Besuchs des US-Vizepräsidenten Hubert Humphrey geplant hatten: Wiederum als Zeichen des Protests gegen den Vietnamkrieg sollte der US-Politiker mit Pudding beworfen werden. Das Attentat blieb unausgeführt, da die Kommune 1 damals unter Beobachtung des Berliner Verfassungsschutzes stand und Langhans vorbeugend in Arrest genommen wurde. Die Bild-Zeitung titelte damals: „Geplant: Berlin - Bombenanschlag auf US-Vizepräsidenten“.
Langhans war eine Zeit lang der Freund des Fotomodells Uschi Obermaier, die zeitweilig ebenfalls in der Kommune 1 lebte - eine Beziehung, die es bis zu Schlagzeilen in der Regenbogenpresse brachte. Heute hat sich Rainer Langhans von seinen politischen Inhalten von damals weitgehend gelöst, und sich spirituell-esoterischen Inhalten zugewandt. Er lebt in München mit Christa Ritter, Anna Werner, Brigitte Streubel, Jutta Winkelmann und Gisela Getty in einer als sozialem Experiment aufgefassten Lebensgemeinschaft, die er provokativ als „Harem“ bezeichnet. Anders als in einem orientalischem Harem haben die Mitglieder der Gruppe jeweils eigene Wohnungen. Die Frauen haben außerdem teilweise weitere Beziehungen[1][2][3][4].
In jüngster Zeit geriet Langhans wegen seiner mehrfach vorgetragenen spirituellen Deutung des Nationalsozialismus in die Kritik. Dieser sei als eine fehlgeleitete „Gottsuche“ der Deutschen zu verstehen; Hitler sei ein verhinderter Spiritueller, der im Grunde Gutes gewollt habe[5].
[Bearbeiten] Literatur
- Rainer Langhans, Fritz Teufel: Klau mich, Edition Voltaire 1968, ISBN 388167022X
- Jutta Winkelmann: Das Harem-Experiment. Begegnungen mit Rainer Langhans, dem letzten APOnauten., Heyne Verlag 1998, ISBN 345313284X
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Rainer Langhans im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bernd Rabehl: Die Revolte in der Revolte: Die Kommune 1, Berlin 2003
- Bericht über den Münchener "Harem"
- Interview mit Langhans über dessen Buch Theoria Difusa, Faschismus und Spiritualität
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Tagesspiegel.de: Haremsglück und Ahnendienst, 11.04.1998
- ↑ Jutta Winkelmann: Das Harem-Experiment. Begegnungen mit Rainer Langhans, dem letzten APOnauten
- ↑ Tagesspiegel.de: Barbara Nolte: Im Harem ist die Hölle los, 29.03.2003 (eingesehen am 17.06.2006)
- ↑ Die Welt: „Das ist eine utopische Situation“ - „Big Brother“ ist eine konsequente Fortsetzung von '68, 11.06.2000 (eingesehen am 17.06.2006)
- ↑ Fernseh-Magazin Panorama des NDR, „Von Mao zu Hitler“, Sendetermin 2.9.1999, Zitat Langhans: „Wir müssen die besseren Faschisten sein, denn der Faschist ist in meinen Augen jemand, der erstmal natürlich das Himmelreich auf Erden holen wollte, also der wirklich was Gutes wollte. Also unter dem Gesichtspunkt ist Hitler selbstverständlich für uns alle ein großer Lehrer, das wird keiner dann ablehnen können. Jetzt aber im speziellen Fall dieser Spiritualität würde ich sagen: Hitler ist ein verhinderter Spiritueller, und er hat das, was in die inneren Ebenen gehört, auf den äußeren Ebenen "Ich beschloß, Politiker zu werden" durchzusetzen versucht. Das ist meiner Ansicht nach der Hauptfehler, da müssen wir hinschauen, wir Deutschen im wesentlichen, damit wir das verstehen. Wenn wir ihn von vornherein verteufeln, werden wir ihm nicht gerecht.“
Personendaten | |
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NAME | Langhans, Rainer |
KURZBESCHREIBUNG | Symbolfigur der 1968er-Bewegung |
GEBURTSDATUM | 19. Juni 1940 |