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Radegundis

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit Radegindis, der Tochter von König Berthachar. Es gibt aber noch eine weitere thüringische Radegunde, welche die Tante dieser ist und mit dem Langobardenkönig Wacho verheiratet war.

Radegundis (von althochdeutsch Rat und Kampf, * 518(?), † 13. August 587) war die Tochter König Berthachars von Thüringen und dessen unbekannter (nicht ostgotischer) Frau.

Sie ist die Schutzpatronin der Weber und Töpfer.

Um 528 überfiel König Herminafried, der Bruder von König Berthachar, dessen Burg Isenstein, tötete ihn und nahm Radegundis und ihren Bruder gefangen. (Neuere Forschungen gehen davon aus, dass Berthachar bei einem ersten erfolglosen Invasionsversuch der Franken um 528/29 ums Leben gekommen ist. Denn warum hätte Herminafrid sonst seine Nichte Radegunde bei sich aufnehmen sollen? Ein weiterer Beleg hierfür ist ein Gedicht des Venantius Fortunatus für Radegunde, worin sie sich über den Tod des Oheims beklagt! Dies wäre wohl kaum passiert, wenn er für den Tod ihres Vaters verantwortlich gewesen wäre.) Belege? Die Kinder wurden auf die Burg des Siegers gebracht. Radegundis freundete sich mit Herminafrieds Sohn Amalafried an.

531 wurden Radegundis und ihr Bruder nach einem Überfall des Frankenkönigs Chlothar I., bei dem die Burg Scithungi (Burgscheidungen)[1] in Flammen aufgingt, in den königlichen Meierhof Athies an der Somme verschleppt. Hier lernte Radegundis die lateinische Sprache, las Kirchenväter und Dichter. Sie sammelte arme Kinder um sich, wusch sie, gab ihnen zu essen und lehrte sie Lieder und Gebete. Oft zog sie mit ihnen in feierlicher Prozession in die Kirche. Ihr größter Wunsch war, als Märtyrerin zu sterben.

540 (?) erzwang König Chlothar trotz ihres Abscheus die Heirat mit Radegundis. Er hatte vor einigen Jahren die hinterlassenen Söhne seines Bruders Chlodomer, zehn und sieben Jahre alt, eigenhändig erdolcht, auch hatte er bereits mehrere Frauen gehabt. Radegundis floh, wurde aber ergriffen und zurückgebracht.

Auch als Königin lebte Radegundis wie eine Klosterfrau. Ihre golddurchwirkten Kleider schenkte sie der Kirche als Altardecke, bei Tisch ließ sie die Fleischschüsseln vorübergehen und sättigte sich an Bohnen oder Linsen. Oft verspätete sie sich zu den Mahlzeiten, weil sie sich noch in der Kirche aufgehalten hatte. Die Hofleute spotteten, der König habe eine Nonne zum Weib genommen. Sie bat den König auch um Gnade für zum Tode Verurteilte.

Um 550 ließ Chlothar Radegundis' Bruder ermorden. Sie floh nach Noyon, wo sie von Bischof Medardus forderte, sie zur Diakonin zu weihen. Der Bischof zögerte, Radegundis ging in die Sakristei, legte selbst die Tracht einer Diakonin an und drohte dem Bischof: wenn du Menschen mehr fürchtest als Gott, wird meine Seele von dir gefordert werden. Der Bischof weihte sie zur Diakonin. Sie überließ ihr königliches Gewand der Kirche zu Noyon, zerbrach ihren goldenen Gürtel und verschenkte die Stücke an die Armen.

Anschließend setzte sie ihre Flucht nach Saix und dann nach Poitiers fort. Der Bischof Germanus von Paris bat den König auf Knien, von der Verfolgung abzulassen. Chlothar schickte den Bischof zu ihr, um sie um Verzeihung zu bitten und ließ ihr sagen, dass er ihren Plan einer Klostergründung unterstützen würde.

552 gründete Radegundis das Kloster Sainte-Croix in Poitiers nach der Ordensregel des heiligen Cäsarius von Arles. Zweihundert junge Mädchen folgten ihrer Aufforderung zum Eintritt. Sie setzte ihre Freundin Agnes zur Äbtissin ein. Radegundis suchte sich die niedrigsten Dienste: Brennholz tragen, das Feuer mit Blasbalg und Zange schüren, Wasser vom Brunnen holen, Gemüse putzen und waschen. Oft übernahm sie auch die Krankenpflege außer der Reihe. An zwei Tagen der Woche versammelte sie Arme und Kranke im Badehaus des Klosters, auch die Aussätzigen wusch sie selbst.

Aber auch das Studium kam nicht zu kurz. Radegundis ermahnte die Schwestern, zu fragen, wenn sie den Sinn einer Stelle nicht verstanden. Sie predigte auch selbst, ihre Predigten wurden mitgeschrieben und nach ihrem Tod noch vorgelesen.

565 reiste der Dichter und Priester Venantius Fortunatus nach Gallien und blieb in Poitiers. Zwanzig Jahre lang lebte er hier als Radegundis' vertrauter Freund. Durch Briefe und Reisen nahm er gegenüber Königen und Würdenträgern die Interessen des Klosters wahr.

569 sendete der Kaiser von Byzanz ein Stück Holz vom Heiligen Kreuz, das im Kloster deponiert wird. Radegundis benannte es in Abtei zum Heiligen Kreuz um. Fortunatus verfasste ein langes Lobgedicht an das Kaiserpaar. Gleichzeitig verfasste er einen Rundbrief an alle weltlich und geistlich Gebildeten, in dem er um Bücher für das Kloster bat. Ein weiteres Gedicht preist die Jungfräulichkeit gegenüber den Leiden der Ehefrauen und fordert Mädchen zum Eintritt in das Kloster seiner Freundin auf.

Auch heitere Gedichte von ihm an Radegundis sind zahlreich überliefert: Begrüßungsgedichte und Glückwünsche zu Geburtstagen und Kirchenfesten, Entschuldigung für das Unterlassen eines Besuches bei schlechtem Wetter, eine Ermahnung an Radegundis, bei Tische Wein zu trinken, wie es der Apostel Paulus auch dem Timotheus empfohlen habe, Dank für eine kunstvoll zugerichtete Sahnespeise, ein mit Honig zubereitetes Kohlgericht, Hühner und Obst. Er bedankte sich auch für Verse von ihr, die allerdings nicht erhalten sind. Nach Byzanz, an Amalafrid, sendete er sein Gedicht "von dem Untergange Thüringens" (De excidio Thuringiae), in dem er nach Angaben von Radegundis den Überfall der Franken schildert. Doch als Antwort erfährt Radegundis, dass ihr geliebter Vetter Amalafried inzwischen gestorben ist.

Es gibt noch ein weiters Gedicht des Venantius Fortunatus, das an einen ihrere Verwandten gerichtet ist: An Artachis (Ad Artachin), wahrscheinlich ein Sohn ihres von Chlothar ermordeten unbekannten Bruders [2].

Am 13. August 587 starb Radegundis.

Im Mai 1562 plünderten Hugenotten ihre Grablege. Sie sprengten den Sargdeckel und verbrannten einen Teil der Gebeine auf einem Scheiterhaufen mit Chorbüchern und Urkunden der Kirche. Die Gläubigen retteten einen Teil der Reliquien und bargen sie in einem Bleikästchen, das später wieder in den Steinsarg verschlossen wurde.

Bis heute ist ihre Grabstätte ein beliebter Wallfahrtsort.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Außer Widukind von Corvey, der 400 Jahre später davon berichtet, hat keiner den Ort der Schlacht benannt
  2. nepos bedeutet bei Venantius in der Regel Neffe oder Brudersohn

zu 1. Der Königssitz Herminafrids war nach Reinhold Andert der Ort Herbsleben. In seiner ersterwähnten Form hieß Herbsleben "Herifridesleiban", das heißt Eigentum, Erbe des Herminafrid, des Thüringer Hauptkönigs. (vgl. Reinhold Andert, "Die Tretenburg, Herbsleben und die Königsleutedörfer", In:"Der Thüringer Königshort", Dingsda-Verlag, Querfurt 1995, ISBN 3-928498-45-2 und Reinhold Andert, "Die Eroberung des Thüringer Königreiches", In:"Der fränkische Reiter", Dingsda-Verlag Querfurt, Leipzig 2006, ISBN 3-928498-92-4)

[Bearbeiten] Literatur

  • Michael Friese: Die heilige Radegunde von Thüringen. Erfurt: Verlagshaus Thüringen 2001 ISBN 3-89683-164-X
  • Dorothée Kleinmann: Radegunde: eine europäische Heilige; Verehrung und Verehrungsstätten im deutschsprachigen Raum. Graz; Wien; Köln: Styria 1998 ISBN 3-222-12639-9
  • Barbara Pischel: Radegunde: zur europäischen Volkskunde. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1997 ISBN 3-631-43603-3
  • Radegunde - ein Frauenschicksal zwischen Mord und Askese; Ausstellungskatalog Erscheinungsjahr: 2006, 223 Seiten im Format 21 cm x 29 cm mit zahlreichen überw. farbigen Abbildungen; ISBN 3-938381-08-6; ISBN 978-3-938381-08-3
  • Reinhold Andert, "Venantius Fortunatus und Radegunde", In:"Der Thüringer Königshort", Dingsda-Verlag, Querfurt 1995, ISBN 3-928498-45-2

[Bearbeiten] Weblinks


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