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Quechua (Volk)

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Quechua-Frau mit Lamas (Departement Cusco, Peru)
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Quechua-Frau mit Lamas (Departement Cusco, Peru)

Quechuas oder Quechua-Indianer ist eine Sammelbezeichnung für die Angehörigen der Ethnien, deren Muttersprache das Quechua (bzw. eine der Quechua-Sprachen) ist. Die Eigenbezeichnung der Menschen, die Quechua sprechen, lautet Runakuna ("Menschen"; in Junín und Teilen von Ancash: Nunakuna; Einzahl: Runa bzw. Nuna).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Historischer und soziopolitischer Hintergrund

Kichwa-Indianerin (Puruhá), Ecuador, Gegend von Alausí (Provinz Chimborazo)
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Kichwa-Indianerin (Puruhá), Ecuador, Gegend von Alausí (Provinz Chimborazo)
Quechua-Indianer aus Conchucos (Ancash), Peru
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Quechua-Indianer aus Conchucos (Ancash), Peru
Terrassen in den Anden
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Terrassen in den Anden

Die Sprecher der Quechua-Sprache, insgesamt ca. 9-14 Millionen in Peru, Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Argentinien, haben bisher keine oder kaum eine gemeinsame Identität entwickelt. Die verschiedenen Quechua-Varianten unterscheiden sich zum Teil so stark, dass keine gegenseitige Verständigung möglich ist. Zu beachten ist, dass Quechua nicht nur von den Inkas gesprochen wurde, sondern z. T. auch von langjährigen Feinden des Inka-Reiches, so z. B. den Huanca (Wanka ist eine noch heute im Raum Huancayo gesprochene Quechua-Variante), den Chanka (Chanca - Dialekt von Ayacucho) oder den Kañari (Cañar) in Ecuador. Das Quechua wurde von einigen dieser Völker, so den Wanka, bereits vor den Inkas in Cusco gesprochen, während andere Völker, insbesondere in Bolivien, aber auch in Ecuador, die Quechua-Sprache erst in der Inkazeit oder sogar erst danach übernahmen.

In neuester Zeit gibt es Tendenzen einer Nationenbildung bei den Quechuasprachigen besonders in Ecuador (Kichwa), aber auch in Bolivien, wo die sprachlichen Unterschiede im Vergleich zu Peru nur gering sind. Ausdruck dessen ist z. B. die Dachorganisation der Kichwa-Völker in Ecuador, ECUARUNARI (Ecuador Runakunapak Rikcharimuy). Doch auch einige christliche Organisationen (z. B. das evangelikale Radio "Voz de los Andes") sprechen von einem "Quichua-Volk". In Bolivien wiederum taucht der Begriff "Quechua-Nation" z.B. im Namen des "Bildungsrates der Quechua-Nation" (Consejo Educativo de la Nación Quechua, CENAQ) auf, der für den Quechua-Unterricht bzw. die zweisprachige interkulturelle Erziehung in den quechuasprachigen Gebieten Boliviens zuständig ist.

[Bearbeiten] Materielle Kultur und Sozialgeschichte

Trotz der ethnischen Vielfalt und sprachlichen bzw. mundartlichen Unterschiede haben die Quechua-Ethnien eine Reihe gemeinsamer kultureller Merkmale, die sie jedoch im Wesentlichen auch mit den Aymara bzw. allen indigenen Völkern der Zentralanden teilen.

Traditionell ist die - lokal ausgerichtete - Quechua-Identität untrennbar mit der altherkömmlichen Wirtschaftsweise verbunden. Deren grundlegende Säule ist in den tiefer gelegenen Regionen die Landwirtschaft, in der hoch gelegenen Region der Puna die Weidewirtschaft. Dabei umfasst die typische Andengemeinde mehrere Höhenstufen und somit auch den Anbau einer Vielfalt von Feldfrüchten und Viehhaltung. Das Land gehört traditionell der Dorfgemeinde (ayllu) und wird gemeinsam bewirtschaftet oder jedes Jahr zur Bewirtschaftung verteilt. Erst in der Kolonialzeit, stärker noch nach der Unabhängigkeit der südamerikanischen Staaten, eigneten sich Großgrundbesitzer das Land bzw. einen Großteil dessen an und drängten die Ureinwohner in die Schuldknechtschaft. Mit den Agrarreformen des 20. Jahrhunderts kam es zu einer Enteignung der Großgrundbesitzer und, besonders in Bolivien, zu einer Verteilung des Landes an die indianischen Bauern als individuelles Eigentum. Dies bedeutete einen Bruch mit der überkommenen Quechua- und Aymara-Kultur. Andererseits haben sich Ayllus in entlegenen Gebieten bis heute gehalten (vgl. beispielhaft die peruanische Quechua-Gemeinde Q'ero).

Zwei Haupttypen der gemeinsamen Arbeit werden unterschieden: Bei der Minka handelt es sich um gemeinsame Arbeit für Projekte im Gemeinschaftinteresse (z. B. Bau kommunaler Objekte). Ayni ist dagegen die Arbeit in gegenseitiger Hilfe, wobei Mitglieder des Ayllu einer Familie bei größeren eigenen Projekten (z. B. Hausbau) helfen und jeder einerseits in den Genuss dieser Hilfe kommen kann, andererseits auch irgendwann andern hilft.

Wichtige Elemente der materiellen Kultur bei fast allen Quechua-Ethnien sind zudem etliche traditionelle Handwerke:

Hierzu gehört die aus der Inkazeit bzw. davor tradierte Weberei mit Baumwolle, Wolle (von Lamas, Alpakas, Guanakos, Vikunjas) und einer Vielfalt natürlicher Farbstoffe, bei der zahlreiche Webmuster (pallay) zur Anwendung kommen.

Der Hausbau findet meist mit an der warmen Luft getrockneten Lehmziegeln (tika bzw. spanisch adobe) oder mit Zweigen und Lehmmörtel statt, während die Dächer aus Stroh, Schilf bzw. Punagras (ichu) gedeckt werden.

Die Auflösung der traditionellen Wirtschaftsweisen, regional z. B. durch Bergbau und darauf folgende Proletarisierung, hat in der Regel zu einem Verlust der ethnischen Identität wie auch der Quechua-Sprache geführt. Dies gilt ebenso bei der dauerhaften Abwanderung in die Großstädte (insbesondere Lima), die eine Akkulturation an die dortige hispanische Gesellschaft zur Folge hat.

[Bearbeiten] Beispiele für Völkermord an Quechuas in jüngster Zeit

Bis in die Gegenwart waren bzw. sind Quechuas von Völkermord bedroht. Ein trauriges Beispiel hierfür ist der Bürgerkrieg in Peru in den 1980er Jahren, der durch Kriegsparteien geführt wurde, die von Weißen und Mestizen dominiert waren - die Terrororganisation Sendero Luminoso und die mit Gegenterror reagierende peruanische Armee -, während etwa drei Viertel der etwa 30.000 Todesopfer Quechua-Indianer waren[1].

Ein anderes Beispiel in Peru, das Kriterien eines Völkermords zumindest teilweise erfüllt, ist die Politik der Zwangssterilisationen unter Alberto Fujimori, von der fast ausschließlich Quechua- und Aymara-Frauen, insgesamt über 200.000, betroffen waren [2]. Der bolivianische Filmregisseur Jorge Sanjines behandelt diese Thematik bereits in seinem quechuasprachigen Spielfilm Yawar Mallku aus dem Jahre 1969.

[Bearbeiten] Mythologie

Praktisch alle Quechua-Indianer der Anden sind seit der Kolonialzeit nominell Katholiken. Trotzdem leben in vielen Gegenden Formen der traditionellen Religion weiter, vermischt mit christlichen Elementen (Synkretismus). Die Quechua-Ethnien teilen auch die traditionelle Religion mit den anderen andinen Völkern. Weithin im Andenraum überlebt insbesondere der Glaube an Mutter Erde (Pachamama), die Fruchtbarkeit schenkt und der deshalb regelmäßig Rauch- oder Trinkopfer dargebracht werden. Wichtig sind zudem die Berggeister (apu) sowie kleinere Lokalgottheiten (wak'a), welche besonders in Südperu noch verehrt werden.

Die immer wiederkehrende historische Erfahrung des Völkermords wurde von den Quechuas in Form verschiedener Mythen verarbeitet. Hierzu gehört z. B. die Figur des Nak'aq oder Pishtaku ("Schlächter"), des weißen Mörders, der den ermordeten Indigenen das Fett aussaugt[3], oder das Lied vom blutigen Fluss[4]. Von einem Sieg der Apus über die Spanier erzählen die Q'ero-Indianer im Mythos von Wiraquchapampa[5]. Unter den bis heute lebendigen Mythen ist der in Südperu verbreitete Inkarrí-Mythos besonders interessant, der ein verbindendes kulturelles Element der Quechua-Indianer in den Regionen von Ayacucho bis Cusco bildet[6][7][8].

[Bearbeiten] Weiterführende Artikel zu quechuasprachigen Ethnien

Bei den hier aufgelisteten Quechua-Ethnien handelt es sich nur um eine Auswahl. Auch die Abgrenzung ist unterschiedlich. Zum Teil sind hier Dorfgemeinschaften mit einigen Hundert Menschen angegeben, zum Teil auch Ethnien mit mehr als einer Million Menschen.

[Bearbeiten] Ecuador

[Bearbeiten] Peru

Tiefland

Hochland

[Bearbeiten] Bolivien

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. Starn, Orin. "Villagers at Arms: War and Counterrevolution in the Central-South Andes," in Shining and Other Paths: War and Society in Peru, 1980–1995, ed. Steve Stern, Duke University Press: Durham and London, 1998 (ISBN 0-8223-2217-X)
  2. Mass sterilisation scandal shocks Peru, 24. Juli 2002, BBC News, http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/americas/2148793.stm
  3. Beipiele (Ancash-Quechua mit spanischer Übersetzung) auf http://celia.cnrs.fr/FichExt/Am/A_25_09.htm sowie (nur Chanka-Quechua) http://www.runasimi.de/nakaq.htm
  4. Karneval von Tambobamba, in: José María Arguedas: El sueño del pongo, cuento quechua y Canciones quechuas tradicionales. Editorial Universitaria, Santiago de Chile 1969. Online: http://www.runasimi.de/takikuna.htm#tambubamba (auf Chanka-Quechua). Deutsche Übersetzung in: Juliane Bambula Diaz und Mario Razzeto: Ketschua-Lyrik. Reclam, Leipzig 1976, S. 172
  5. Thomas Müller und Helga Müller-Herbon, Die Kinder der Mitte. Die Q'ero-Indianer, Lamuv Verlag. Göttingen 1993, ISBN 3889770495
  6. ebda.
  7. http://www.runasimi.de/inkarri.htm (auf Quechua)
  8. Juliane Bambula Diaz und Mario Razzeto: Ketschua-Lyrik. Reclam, Leipzig 1976, S. 231 ff.

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Qhichwa – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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