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Qualitätsopfer

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Unter einem Qualitätsopfer versteht man im Schach das Opfer eines Turmes für einen Läufer oder einen Springer.

Es können zwei Typen von Qualitätsopfern unterschieden werden: das taktische Qualitätsopfer und das strategische oder auch positionelle Qualitätsopfer. Während ein taktisches Qualitätsopfer – wie die übrigen Opfer im Schach auch – dem Zweck eines Materialgewinns oder direkten Angriffs auf den gegnerischen König dienen kann, ist ein positionelles Qualitätsopfer auf längerfristige, strategische Ziele ausgerichtet. Es dient beispielsweise der Schwächung der gegnerischen Bauernstruktur oder von Felderkomplexen; man opfert für eine langanhaltende Initiative oder auch strategische Merkmale wie den Besitz des Läuferpaars.

Der frühere Schachweltmeister Tigran Petrosjan war in den 1950er und 1960er Jahren berühmt für seine positionellen Qualitätsopfer. In der Neuzeit machte der FIDE-Weltmeister von 2005, Wesselin Topalow, mit vergleichsweise häufigen Qualitätsopfern Furore.

Im Bezug zum Qualitätsopfer existieren unter Schachspielern auch die umgangssprachlichen Synonyme des Qualleopfers, das Geben der Qualle bzw. das Opfern der Qualle.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Beispiele

Die folgenden Beispiele sollen die verschiedenen charakteristischen Merkmale positioneller Qualitätsopfer verdeutlichen:

[Bearbeiten] Kampf um das Zentrum und Figurenaktivität

De Firmian - Sosonko, Wijk 1986
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Diagramm 1: Stellung nach 17. a2-a3


De Firmian - Sosonko, Wijk 1986
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Diagramm 2: Stellung nach 19. ... d7-d5

Die Partiestellung aus Diagramm 1 ist typisch für eine relativ selten gespielte Variante der Sizilianischen Verteidigung. Das schwarze Gegenspiel gründet alleine auf dem weißen Bauern auf e5, der die Koordination der schwarzen Figuren entscheidend unterbindet. Das vorherige schwarze Turmmanöver Ta8-b8-b4 dient vorwiegend dem Zweck, einen wichtigen Verteidiger der weißen Zentralstellung aus dem Weg zu räumen: den Läufer auf f4. Der niederländische Großmeister Gennadi Sosonko opferte mit 17. ... Txf4 die Qualität und eroberte nach 18. Dxf4 Lxe5 den wichtigen Zentralbauern. Zwei Züge später (Diagramm 2) hat sich das Stellungsbild grundlegend gewandelt: Der schwarze Königsläufer dominiert die schwarzen Felder, der vorher passive Sf7 strebt über d6 nach e4 und das Bauernübergewicht im Zentrum nimmt den weißen Figuren wichtige Felder. Schwarz steht bereits besser und gewann die Partie nach 39 Zügen.

Bangiev - Letunow, UdSSR 1972
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Diagramm 3: Stellung nach 14. Sg3-h5
Bangiev - Letunow, UdSSR 1972
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Diagramm 4: Stellung nach 15. ... Sf6xe4

Das Partiebeispiel aus dem dritten Diagramm zeigt das typische sizilianische Qualitätsopfer Turm gegen Springer auf dem Feld c3, hier in der Sosin-Variante, in der Weiß unter anderem versucht, mit frühem f2-f4-f5 das Feld d5 zu schächen. Mit seinem letzten Zug 14. Sg3-h5 möchte Alexander Bangiev den Springer auf f6 abtauschen, einen Verteidiger des Schlüsselfeldes d5. Er hätte allerdings statt 14. Sg3-h5 besser seine Dame nach d3 beordert, um seine Zentrumsstellung zu festigen; es folgt das Opfer 14. ... Txc3, wonach der Bauer e4 fällt: 15. bxc3 Sxe4 und Schwarz kann gegebenenfalls mit d6-d5 die Position weiter öffnen und dominiert mit seinem Bauernzentrum und dem Läuferpaar die Position. Bangiev setzte in der Diagrammstellung (4) mit 16. Dg4 fort und verlor in 42 Zügen (auf 16. Sxg7+ Kf8 17. Sh5 folgt Db6 mit überlegener schwarzer Stellung).

[Bearbeiten] Felderschwächen

Karpow - Kasparow, New York 1990
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Diagramm 1: Stellung nach 13. c4-c5
Karpow - Kasparow, New York 1990
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Diagramm 2: Stellung nach 22. ... Lg7-d4

Im Weltmeisterschaftskampf Karpow gegen Kasparow, im Jahre 1990, ergab sich nach Karpows 13. Zug c4-c5 die kritische Stellung (Diagramm 1). Resultierend aus der Königsindischen Verteidigung hat Weiß eine gut zentralisierte Position und die Bauernmajorität am Damenflügel, der schwarze Schach auf d5 ist zuverlässig blockiert. Mit seinem nächsten Zug leitet Kasparow unter Qualitätsopfer sein Gegenspiel ein: 13. ... Txe3!? Aufgrund der gelockerten Bauerstruktur hat Weiß schwarzfeldrige Schwächen, die durch den wichtigen Damenläufer auf e3 zuverlässig überdeckt wurden. Nach 14. Dxe3 Df8 bedroht Kasparow den Bauern auf c5 und bereitet unter Umständen die Überführung des königsindischen Läufers auf die Diagonale h6-c1 vor. Im Gegensatz zu den vorherigen Beispielen hat der Opfernde keinen zusätzlichen Bauern erobert, allein die Initiative auf den geschwächten Feldern brachte die Stellung in ein dynamisches Gleichgewicht. Nach weiteren acht Zügen (Diagramm 2) wickelte Kasparow unter Figuren- und Turmopfer ins Remis ab: 23. Dxd4 Txh2+ mit nachfolgendem Dauerschach mittels Dh4+.

[Bearbeiten] Initiative

Topalow - Aronjan, Wijk 2006
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Diagramm 1: Stellung nach 17. ... Sf6-e4
Topalow - Aronjan, Wijk 2006
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Diagramm 2: Stellung nach 24. Lc3-b2

Der FIDE-Weltmeister Wesselin Topalow demonstrierte 2006 im Traditionsturnier von Wijk aan Zee ein in häuslicher Vorbereitung erarbeitetes Qualitätsopfer, das ihm eine langanhaltende Initiative und gute praktische Chancen bot. Gegen den Armenier Levon Aronjan war nach 17 Zügen eine symmetrische, scheinbar ausgeglichene Position entstanden (Diagramm 1). Mit dem Opfer 18. Txe4 wandelt sich die resultierende Stellung komplett: Topalow erobert in der Folge den Bauern e4, erhält ein bewegliches Bauernzentrum mit Angriffschancen auf den schwachen Bauern auf c6, unterstützt von seinem Läuferpaar, das aus dem Hintergrund die Bauern unterstützt. Nach 24 Zügen war die Stellung aus Diagramm 2 erreicht, Aronjan zeigte sich dem weißen Druck nicht gewachsen und verlor nach weiteren 20 Zügen deutlich, als sich das Bauernpaar c5 und d4 unaufhaltsam zur Umwandlung in Bewegung setzte.

[Bearbeiten] Blockade und Springerdominanz

Reshevsky - Petrosjan, Zürich 1953
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Diagramm 1: Stellung nach 25. ... Te7-e6
Reshevsky - Petrosjan, Zürich 1953
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Diagramm 2: Stellung nach 28. ... Se7-d5

Der "Klassiker" des positionellen Qualitätsopfers datiert aus dem Jahre 1953, gespielt beim Kandidatenturnier von Zürich. Zehn Jahre vor seinem ersten Weltmeistertitel sieht sich Tigran Petrosjan gegen den Amerikaner Samuel Reshevsky einem beweglichen Bauernpaar mit Raumvorteil im Zentrum gegenüber, der Bauer auf d4 ist zudem noch ein gedeckter Freibauer. Sollte Weiß ungehindert den Vorstoß d4-d5 durchsetzen können, wird der Schwarze weiter in die Defensive gedrängt und bald hoffnungslos stehen. Mit seinem unerwarteten, „passiven“ Qualitätsopfer 25. ... Te7-e6 verfolgt Petrosjan zwei wesentliche Ziele: Er räumt seinem Springer das Feld e7, von dem aus er sein ideales Feld d5 ansteuern soll. Außerdem möchte er mit dem Tausch des Läufers auf g4 gegen den Turm auf e6 die einzige weiße Figur vom Brett nehmen, die den zentralen Springer auf d5 bedrohen oder abtauschen könnte. Nur drei Züge später hatte Petrosjan sein Ziel erreicht (Diagramm 2): Der Springer hat sein Idealfeld erreicht, von dem er nicht zu vertreiben ist, außerdem unterstützt er das Gegenspiel der Bauernmehrheit am Damenflügel. Im Gegensatz dazu stehen die weißen Türme unkoordiniert auf der nunmehr starren e-Linie, der Läufer auf b2 ist ein „schlechter“, da er von seinen eigenen Bauern blockiert wird. Reshevsky sah sich im weiteren Verlauf gezwungen, einen Turm gegen den die weißen Felder beherrschenden schwarzen Läufer zurückzuopfern und die Partie endete im Endspiel mit der Teilung des Punktes.

[Bearbeiten] Kombination zweier Qualitätsopfer

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Stellung nach 17. Dd2-e3
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Stellung nach 31. ... Lc6-d5

In der Partie Kasparow gegen Piket, Tilburg 1989, kamen gleich zwei thematische Qualitätsopfer vor:

Für Schwarz am Zug ist es wichtig, den weißen Springer auf c3 zu beseitigen. Dies geht jedoch nicht mittels 17. ... Se4xc3, weil dieser Springer noch auf f6 zur Verteidigung des eigenen Königs gebraucht wird. Daher opferte Schwarz mittels 17. ... Tc4xc3 die Qualität. Da er zuvor einen Bauern auf e4 gewonnen hatte, ist sein materieller Nachteil nicht sehr groß, zusätzlich hat er Gegenspiel gegen die nach 18. b2xc3 aufgerissene weiße Rochadestellung. Dieses Motiv ist typisch für die Drachenvariante. Das Opfer führt nicht zum Gewinn, sondern zu einer dynamischen Stellung mit Chancen für beide Seiten.

14 Züge später opferte dann Weiß seinerseits die Qualität, um eine wichtige Verteidigungsfigur zu beseitigen, die schwarze Königsstellung aufzureißen und über die h-Linie einen Mattangriff einzuleiten. Es folgte 32. Th2xh5!! g6xh5 33. Df2-h4 Dc5-c4 34. Dh4xh5 Dc4-f1+ 35. Kc1-b2 e7-e5 36. Dh5-h6 (droht f5-f6 nebst Matt auf g7) 36. ... Kg8-h8 37. g5-g6 f7xg6 38. f5xg6 Te8-e7 (es drohte Matt auf h7) 39. Te3-f3 Df1-c4 (auf 39. ... Ld5xf3 folgt 40. Dh6-f8 matt) 40. Tf3-f8+ und Schwarz gab auf. Auf das erzwungene 40. ... Ld5-g8 folgt einfach 41. Df8xe7.

Auch nach 33...e5 34.Dxh5 Da3+ 35.Kd2 Da4! 36.g6! fxg6 37.fxg6 Dd7 38.Sf5 Le6 (38...Tf8 39.gxh7+! Kh8 40.Sh4) 39.Sh6+ Kg7 40.Tg3! hätte Weiß entscheidenden Vorteil gehabt.

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