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Präterito-Präsentia

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Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Allgemeines

Präterito-Präsentia sind eine spezielle Gruppe von Verben in den germanischen Sprachen. Sie entstanden aus den Imperfekt-Formen einiger starker Verben, haben sich aber von diesen abgelöst und bilden nun eigene lexikalische Einheiten. Sie überschneiden sich teilweise mit den Modalverben, und teilen auch viele Kriterien mit diesen.

Als bestes Beispiel für die Entstehung eines Präterito-Präsens dient im Deutschen das Verbpaar *kennen und können, um diesen historisch komplexen Prozess zu veranschaulichen:

Dabei handelt es sich bei *kennen um ein rekonstruiertes Verb mit der Bedeutung "erfahren, erlernen"), welches jedoch nicht mit dem Verb kennen des heutigen Neuhochdeutschen übereinstimmt (das seine Vergangenheit schwach, also durch Anfügen eines Dentalsuffix -t- an den Verbstamm bildet). Dennoch ist unser Verb kennen von diesem Verb abgeleitet (siehe dazu jan-Verben).

Würde dieses Verb *kennen stark flektieren (wie z. B. werden - ich ward - wir wurden), so lauteten seine Vergangenheitsformen folgendermaßen:

Präsens Singular Plural Imperfekt Singular Plural
1. Person: ich kenne wir kennen 1. Person: *ich kann *wir kunnen
2. Person: du kennst ihr kennt 2. Person: *du kannst *ihr kunnt
3. Person: er kennt sie kennen 3. Person: *er kann *sie kunnen

Bei näherem Betrachten wird deutlich, dass die alten Vergangenheitsformen des Verbs kennen ein neues Verb gebildet haben, nämlich das heutige können (der Lautwandel u > ö ist dabei allerdings ungesetzmäßig).

Dabei vermitteln die Vergangenheitsformen dieses Verbs, welches "erfahren, erlernen" bedeutete, die Bedeutung des abgeschlossenen Erfahrungs- bzw. Erlernensprozesses, also "erfahren, erlernt haben" - und werden dadurch präsentisch (gegenwärtig), denn was man erfahren oder erlernt hat, das "kann" man fortan.

Die beiden Tempusparadigmen des Verbs (das Präsens und das Präteritum) werden infolgedessen immer mehr als zwei voneinander getrennte Lexeme wahrgenommen; deshalb wurde es notwendig, dass können als eigenes Verb lexikalisiert wurde und eine eigene (und zwar schwache) Vergangenheit bildete: können - ich konnte.

[Bearbeiten] Präterito-Präsentia im Deutschen

[Bearbeiten] Althochdeutsch

Art des Verbes Form Bedeutung
starkes Verb Präteritum: reit - ritun Präteritum: ritt - geritten
Präterito-Präsentia Präteritum: weiz - wizzun Präsens: weiß - wissen

Die Präteritumsform weiz hat ursprünglich „ich habe gesehen“ entsprochen. Sie bezeichnete also ein Geschehen, welches zum Zeitpunkt des Sprechens abgeschlossen ist, dessen Resultat jedoch direkt auf die Gegenwart Einfluss hat. Dies ergibt für die Präteritumsform die Präsensbedeutung "mir ist bekannt, ich kenne, ich weiß", da das Ergebnis bzw. die Erkenntnis als noch immer andauernd bezeichnet werden kann.

In althochdeutscher Zeit hatten diese Verben nur mehr eine präsentische Bedeutung.

Das Präteritum dieser Verbenklasse wird schwach durch Anhängen eines Suffixes gebildet.

Präterito-Präsentia zeigen Ablaut und Flexion eines ablautenden Präteritums, weswegen sie den entsprechenden Ablautreihen zugeordnet werden.

Anmerkung: Leere Zellen lassen auf nicht mehr vorhandene Formen schließen.

Ablautreihe Präs. Ind. 1.,3. Sg. Präs. Ind. 2. Sg. Präs. Ind. 1.,3. Pl. Infinitiv Prät. Ind. Bedeutung
I weiz weist wizzun wizzan wissa wissen, erkennen
I eigun haben, besitzen
II toug tugun tohta taugen
III an unnun unnan onda gönnen
III kann kanst kunnun kunnan konda kennen, können
III darf darft durfun durfan dorfta bedürfen, brauchen
III gitar gitarst giturrun gitorsta wagen
IV scal scalt sculun sculan scolta sollen, müssen
IV ginah im Überfluss haben
V mag maht magun, mugun magan, mugan mahta, mohta vermögen, können
VI muoz muost muozun muosa gönnen

[Bearbeiten] Mittelhochdeutsch

Ablautreihe Präs. Ind. 1.,3. Sg. Präs. Ind. 2. Sg. Präs. Ind. 1.,3. Pl. Inf. Part. Präs. Prät. Ind. Part. Prät.
I weiz weist wizzen wizzende wisse, wesse, wiste, weste, wuste gewissen, gewist, gewest, gewust
I eigen eigen
II touc tugen, tügen tugende tohte
III gan ganst gunnen, günnen gunde
III kan kanst kunnen, künnen konde
III darf darft durfen, dürfen dorfte bedorft
III tar tarst turren, türren torste
IV sol, sal solt, salt soln, suln, süln solte, solde
V mac maht magen, megen, mugun, mügen megende, mügende mahte, mohte
VI muoz muost muozen, müezen muose, muoste

[Bearbeiten] Neuhochdeutsch

Die meisten Grundverben der heutigen Präterito-Präsentia des Deutschen sind ausgestorben; dagegen sind von ihnen fünf abgeleitete Präterito-Präsentia in der neuhochdeutschen Sprache erhalten: dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wissen. Ihre Kennzeichen, die sie von anderen Verben unterscheiden, sind folgende:

Die meisten dieser Merkmale teilen sie sich mit dem Modalverb wollen; allerdings ist dieses historisch betrachtet kein Präterito-Präsentium - es ist eine Optativform (Wunschform) -, obwohl es sich heute weitgehend so verhält. Dagegen hat sollen als einziges Präterito-Präsentium im Deutschen keinen Vokalwechsel. Außer wissen dienen alle Präterito-Präsentia im Deutschen als Modalverben.

[Bearbeiten] Siehe auch

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