Nordkinn
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Auf der norwegischen Halbinsel Nordkinn (auch Nordkyn) ist das nördliche Ende von Europas Festland zu finden.
Das Nordkap liegt zwar etwas nördlicher (71° 10’ 21’’ n. Br.), ist aber auf der Insel Magerøya gelegen. Der genaue Punkt auf der Nordkinnhalbinsel heißt Kinnarodden und liegt auf 71° 08’ 01’’ n. Br. Um dorthin zugelangen, muss eine 24 km lange Wanderung unternommen werden, die bei schlechtem Wetter nicht ohne Risiko ist. Bis Herbst 2001 lagen auf dem Weg dorthin zwei alte Wracks von Junkers Ju 88-Flugzeugen, die im Zweiten Weltkrieg in die Schlacht um das Schlachtschiff Scharnhorst involviert waren. Erst im August 1989 wurde die Nordkinnhalbinsel überhaupt an das norwegische Straßennetz angeschlossen.
Auf der Nordkinnhalbhinsel gibt es die größeren Ortschaften Kjøllefjord (1.300 Einwohner, 1997), Mehamn (900 E.) und Gamvik (270 E.) sowie Sjånes (230 E.), im Südosten gelegen. Hier läuft auch die Grenze zwischen den Gemeinden Lebesby und Gamvik. Kjøllefjord und Mehamn sind zwei Stationen der Hurtigrutenschiffe.
[Bearbeiten] Klima und Vegetation
Nach meteorologischen Maßstäben hat das Gebiet um Gamvik eigentlich nie Sommer. Der wärmste Monat des Jahres (August) liegt mit einer Durchschnittstemperatur von 9,6 Grad Celsius unter den erforderlichen 10 Grad, die ein Sommermonat haben sollte. In Gamvik gibt es also eigentlich nur Winter, Frühling und Herbst, wobei hier auch lange Perioden mit richtig schönem Sommerwetter vorkommen können. Der Wind bläst oft stark, besonders im Winter. Im Januar wurde an 21 Tagen Wind mit der Windstärke "liten kuling" (Stärke 5/6) oder mehr gemessen. Erwähnenswert ist noch, dass die erst 1989 eröffnete "Nordkyn-Straße" von Bekkarfjord nach Hopseidet, die durch sehr ungastliche Gegenden führt, im Winter 1996 an 238 Tagen geräumt werden musste.
Die Vegetation mag auf den ersten Blick recht karg und dürftig wirken. Diese Landschaft ohne Bäume und größere Büsche mit größeren Gebieten, die wie Steinwüsten ausschauen, hinterlässt schon einen speziellen Eindruck. Doch die Nordkyn-Halbinsel ist mit 350 registrierten Pflanzenarten längst nicht so vegetationsarm wie man glauben sollte. Die Vegetation entspricht zum einem großen Teil der des süd-norwegischen Hochgebirges auf Höhen von 1.000 - 1.500 Metern. Hier kann man also Hochgebirgspflanzen mit Strandpflanzen Seite an Seite antreffen.
[Bearbeiten] Geschichte
Die ersten Menschen ließen sich bereits vor über 9.000 Jahren auf der Halbinsel nieder. Keiner der heutigen Orte ist jedoch älter als 400 - 500 Jahre. Landwirtschaft und Fischerei war zu allen Zeiten Lebensgrundlage der Bevölkerung. Ein guter Hafen und der kurze Abstand zu den Fischfeldern war besonders wichtig. Der Pomorenhandel, der bis zum Ersten Weltkrieg betrieben wurde, bestand im Großen und Ganzen aus einem regen Tauschhandel mit den Russen, wo Fisch gegen Mehl und andere lebensnotwendige Waren getauscht wurde.
Um 1900 herum betrieb der bekannte Walfänger und Erfinder Svein Foyn eine eigene Walfangstation in Mehamn. Es war die größte Fabrik ihrer Art Verwaltungsbezirk Finnmark. Sie bestand jedoch nicht allzu lange. Als die Fischer 1903 von einer schlechten Fischsaison getroffen worden waren, gaben sie die Schuld den Walfängern. Im "Mehamn-Aufruhr" vom 2. Juni rissen angereiste Fischer die Fabrik nieder und zerstörten sie. In dieser gewaltsamen Schlacht mussten u.a. Soldaten zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung eingesetzt werden. Die Fabrik ist nie wieder aufgebaut worden, der Walbestand war drastisch gesunken. Doch Mehamn wird immer einen zentralen Platz in der Walfanggeschichte einnehmen.
