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Natur in Stolberg (Rhld.)

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Die Natur in Stolberg (Rhld.) zeichnet sich durch einen großen Reichtum an teils seltenen Arten und Lebensräumen aus. Die Ursache hierfür ist die geologische und landschaftliche Vielfalt des Stadtgebiets.

1979 wies der Botaniker E. Savelsbergh 370 verschiedene höhere Pflanzen nach. W. Vorbrüggen identifizierte 1981 rund 300 unterschiedliche Tag- und Nachtschmetterlinge. Viele der gefundenen Arten stehen auf der „Roten Liste“.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Naturschutz

Diesen natürlichen Reichtum des Stadtgebiets versucht die öffentliche Hand seit dem ausgehenden 20. Jh. zu schützen. 1979 gab es erst ein Naturschutzgebiet in Stolberg (Werther Heide), zehn Jahre später bereits 18 Naturschutzgebiete oder geschützte Landschaftsbestandteile. Bis in die Gegenwart werden neue Schutzgebiete ausgewiesen oder alte erweitert. Eine aktuelle Liste findet sich hier.

80% des Freiraums stehen unter Landschafts- oder Naturschutz. Die Hälfte des Stadtgebiets ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Den Löwenanteil daran bildet der Naturpark Nordeifel, der in Stolberg Gebiete des Vennvorlands umfasst. Seine Nordgrenze verläuft auf dem Stadtgebiet von Südwesten nördlich von Venwegen, dann entlang der L 12 durch Breinig, Breinigerberg, Mausbach und Gressenich, wo sie sich entlang der K 23 nach Nordosten fortsetzt. Die Siedlungsgebiete von Venwegen, Zweifall und Schevenhütte liegen im Naturpark Nordeifel, von ihm sind sie die angrenzenden Orte Breinig, Breinigerberg, Mausbach und Gressenich ausgenommen. Ein weiteres Landschaftsschutzgebiet schließt sich östlich der L 238 an den Naturpark Nordeifel zwischen Mausbach, Diepenlinchen, Oberstolberg und Duffenter an. Es umfasst die NSG Binsfeldhammer und den GLB Bernhardshammer. Das NSG an Saubach und Lehmsief liegt in einem größeren Landschaftsschutzgebiet.

Stolbergs sechs geschützte Landschaftsbestandteile (GLB) und 14 Naturschutzgebiete schützen vielfältige Biotope mit zahlreichen Arten, die teilweise deshalb so selten sind, weil sie sich an die besonderen Bodenverhältnisse angepasst haben (nicht näher besprochen werden die NSG bei Fleuth und zwischen Weißenkopf und Kurt-Schumacher-Straße zwischen Mausbach und dem Nachtigällchen):

[Bearbeiten] Galmeifluren

Galmei-Grasnelke und Taubenkropf-Leimkraut
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Galmei-Grasnelke und Taubenkropf-Leimkraut
Galmeiveilchen
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Galmeiveilchen

Dank der geogenen Verbreitung von Galmei im Boden gedeiht in Stolberg als Teil einer eiszeitlichen alpinen Reliktflora eine besondere Galmeivegetation. Zu ihr zählen als prominentester Vertreter das gelbblühende Galmeiveilchen, aber auch das weißblühende Galmei-Täschelkraut und die weißblühende Galmei-Frühlings-Miere, die trotz ihres Namens bis in den Herbst blüht [[1]] [[2]] [[3]]. Der Ahn des Taubenkropf-Leimkrautes ist dagegen auf dem heimischen Trockenrasen anzutreffen. Die Herkunft der rosablühenden Galmei-Grasnelke, deren Verwandte vorwiegend in Küstendünen blühen, könnte im Kupferimport historischer Zeit zu suchen sein. Als sechste Pflanzenart komplettiert der den Galmei-Schwingel (festuca aquisgranensis), ein blau-grünes, borstiges Gras, welches einen lockeren Rasen bildet, die Galmei- oder Zinkveilchenflur. Unter diesem Namen beschrieb der Aachener Botaniker Prof. Dr. Mathias Schwickerath (1892-1974) 1931 erstmals diese eigenartige Pflanzengesellschaft. Galmeifluren dienten früher als sog. Zeigerpflanzen der Lokalisierung von Erzlagerstätten und wurden manchmal im Zuge des Abbaus zerstört. Historische Schürfgebiete hat die Galmeivegetation wiederbesiedelt, doch die hohe anthropogene Schwermetallbelastung neuzeitlicher Halden verträgt selbst sie nicht. Galmeifluren schützen das NSG am Napoleonsweg bei Werth (3,5 ha), das NSG Werther Heide am Weißenberg (9 ha), das NSG Hammerberg (25 ha), das NSG Münsterbusch (33 ha), das NSG mit dem Steinbruch Brockenberg-Hassenberg (21 ha), das NSG Bärenstein (23 ha) und das Naturschutzgebiet Schlangenberg (108 ha) um die ehemalige Erzgrube bei Breinigerberg [[4]], wo in einem geologischen und naturkundlichen Informationszentrum auch Führungen angeboten werden.

[Bearbeiten] Kalkgebiete

Vogelnestwurz mit Blüten und Knospen
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Vogelnestwurz mit Blüten und Knospen

Der zweite Lebensraum, der bodenbedingt sehr seltene Pflanzen beherbergt, sind kalkhaltige Böden, auf denen vornehmlich Orchideenarten wachsen. Durch Abholzung bleiben nur Reste von den zwei Orchideen-Buchenwäldern zwischen Breinigerberg und Vicht sowie im Gebiet des Steinbruchs Binsfeldhammer, die M. Schwickerath in seiner ausführlichen „Vegetationskarte von 1940“ beschrieb. Auf Kalkgebieten gedeiht der Seidelbast, ein Strauch, dessen rosa Blüten im Vorfrühling viele nektarliebende Insekten nähren. Der Wald, der Kalkgebiete bedeckt, heißt Orchideen-Buchenwald. Auf seinem dunklen Boden wachsen Pflanzen, die kaum Sonne und Insektenbestäubung benötigen, so die Orchideen Weißes Waldvöglein und Vogel-Nestwurz. Sie ist vollkommen braun ohne jegliches Chlorophyll und vollzieht ihren Stoffwechsel über einen Bodenpilz. Eine Übergangsform ist die Kleinblättrige Stendelwurz (Epipactis microphylla), deren Refugium in der Nähe der Waldschänke bei Breinigerberg ist: Sie hat nur noch winzige, graugrüne Blättchen ohne Bedeutung für die Ernährung. Zur Reihe äußerst seltener Waldorchideen zählt auch der Bienenragwurz (Ophrys apifera). Die Reste der Waldorchideenflora schützt das NSG Schlangenberg bei Breinigerberg.

Die Trockenrasengebiete auf devonischem Massenkalk, die durch Rodung des Buchenwaldes entstanden, beherbergen die sehr seltenen Orchideenarten kleines Knabenkraut, Fliegenragwurz und Mücken-Händelwurz, außerdem zwei Enzianarten: Fransen-Enzian und Deutscher Enzian. Der Brockenberg ist eines der wenigen Verbreitungsgebiete des Steppenfenchels oder Steppensesels im Westen Deutschlands. Weitere Trockenrasengebiete schützen die NSG Schlangenberg (108 ha) und Auf der Rüst.

[Bearbeiten] Steinbrüche

Steinbrüche haben oft Trockenrasengebiete zerstört und Wunden in der Landschaft hinterlassen. Doch in renaturiertem Zustand bieten die Gesteinshänge wertvolle Einblicke in die Erdgeschichte und einen Lebensraum für die sog. Ruderal- oder Schuttvegetation. Wärmeliebende Arten fühlen sich hier wohl. Außerdem dienen Steinbrüche als Refugien für eine Vielzahl von bedrohter oder neuer Tieren und Pflanzen. Auf den stickstoffarmen Gebieten der Steinbrüche gedeihen etliche Leguminosen, welche mit ihren Knöllchenbakterien diesen Nährstoff anreichern können. Manche dieser Arten zählen zu den Futterpflanzen von Bläulingsraupen. So nähren sich von Wundklee der Zwerg-Bläuling und der Rotklee-Bläuling, von der Wilden Möhre der Schwalbenschwanz. Die Geburtshelferunke mag Steinbrüche mit vernässter Sohle wie den Steinbruch Gehlen in der Innenstadt oder den Steinbruch in der Rüst.

Steinbruch Gehlen
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Steinbruch Gehlen

Der GLB Wiesenstraße/Donnerberg/Blankenberg um den Steinbruch Obersteinfeld (11,9 ha) schützt ein Wiesengelände mit nährstoffarmem Quellsumpf (Wollgras) und Brachflächen in verschiedenen Stadien. Der Kalksteinbruch Schomet südlich von Breinig (8 ha) bietet geologische Aufschlüsse und einen nährstoffarmen See. Sein Hainbuchenwald beherbergt Frühlingsgeophyten und eine Mädesüß-Hochstaudenflur.

Das Steinbruchareal Auf der Rüst (12 ha) bildet eine ökologische Einheit mit dem NSG Steinbruch Bärenstein am Bauschenberg (23 ha) und dem Naturschutzgebiet Steinbruchbereich Brockenberg. Das NSG Auf der Rüst bietet geologische Einblicke und beherbergt zwei Schlammteiche mit einer ausgedehnten Röhrichtzone und vielen Wasserpflanzen, Halbtrockenrasen und Gebüsch auf Kalkboden. Hier leben viele Arten, die auf der „Roten Liste“ stehen. Im NSG Steinbruch Bärenstein sind neben Galmeifluren und Kalkmagerrasen Rohrkolbenröhricht und Erlensumpf beheimatet. Im NSG Brockenberg leben viele Schmetterlinge.

Die Steinbrüche Binsfeldhammer (32 ha) und Bernhardshammer (GLB, 10 ha) bilden mit dem Waldgebiet auf dem Hammerberg (33 ha) ein zusammenhängendes Naturschutzgebiet. Das NSG Binsfeldhammer bietet geologische Aufschlüsse und beherbergt wärmeliebende Arten, auf der vernässten Sohle bedrohte Amphibienarten, die hier laichen, und an trockenen Stellen Ruderalflora. Der Kalksteinbruch im GLB Bernhardshammer bietet das umfassendste erdgeschichtliche Standardprofil links des Rheins. In seinem Gestein können Fossilien gefunden werden.

[Bearbeiten] Feuchtgebiete

Einen Teil der Erlenbrüche des Würselener Waldes schützt das NSG an Saubach und Lehmsief bei Steinbachhochwald. Die Blätter der Erlen bilden die Nahrungsgrundlage dieses artenreichen, zeitweise überfluteten Biotops. Das Laub zersetzen hauptsächlich Mikroorganismen, aber auch eine Unmenge von Insektenlarven, Kleinkrebsen, Schnecken und Würmern und nicht zuletzt die Larven der Köcherfliegen. Vom Schwebstoff ernähren sich in großer Zahl Muschelkrebse. Grasfrösche suchen das Wasser zum Laichen auf.

Gelbbauchunke
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Gelbbauchunke

Zwei weitere Feuchtbiotope liegen an der Inde, die in Stolberg Münsterbach heißt. Der GLB Gedautal (19 ha), kurz nach dem Eintritt der Inde auf das Stadtgebiet, siedelten sich in künstlichen Gewässern Restpopulationen von Amphibien des Tals an, so der Grasfrosch, die Erdkröte, der Teichmolch und die sehr seltene Gelbbauchunke. Die Feuchtwiesenvegetation und die Magertriftbereiche weisen eine große Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren auf. Der GLB Münsterbachtal zwischen Atsch und Kohlbusch (42 ha) schützt einen von Erlen, Eschen und Bruchweiden gesäumten Bachlauf, der einen artenreichen Fischbestand beherbergt (Regenbogenforelle, Döbel, Elritze, Stichling und die Kleinfische Koppe, Gründling, Schmerle). Der Fischreichtum lockt den Eisvogel an. Von Insekten ernähren sich die Wasseramsel und die Gebirgsstelze. Die Krautvegetation ist kalkbeeinflusst.

Der GLB Wehebachtäler und Leyberg liegt an der Grenze zur Gemeinde Hürtgenwald.

[Bearbeiten] Heidegebiete

Das NSG Münsterbusch (33 ha) schützt einen Rest der Heidegebiete im Stolberger Norden, neben denen sich auch kleine Tümpel bildeten. Hier leben Insekten wie die Larven des Plattbauchs, die, im Boden begraben, den Zuckmückenlarven auflauern, die Kleine Pechlibelle, die Schwarze und die Gemeine Heidelibelle. Das Nebeneinander von Heide und Tümpeln bietet der Kreuzkröte einen idealen Lebensraum.

[Bearbeiten] Täler der Voreifel

Der GLB in einen Seitental des Fischbachs beim Vichter Burgberg (5 ha) schützt die Reste eines wertvollen Biotops. Die Überdüngung der Feuchtwiesen ließ viele Pflanzen, die M. Schwickerath noch 1944 im Tal von Jägersfahrt fand, in Stolberg aussterben. Das Breitblättrige Knabenkraut ist ein Indiz für eine intakte, artenreiche Feuchtwiese.

[Bearbeiten] Althochbuchenwald

Einen Althochbuchenwald schützt der GLB Villa Waldfriede (4,4 ha) in Knie von L 238 (Zweifaller Straße) und L 12 in Richtung Breinigerberg bei Nachtigällchen.

[Bearbeiten] Siehe auch

Geologie in Stolberg (Rhld.)

[Bearbeiten] Literatur

  • Haese, Ulrich, Stolberg - Naturschutz in einer Industriestadt, Rheinische Landschaften 31, Neuss 1987.
  • Holtz, Friedrich und Birgit Engelen, Galmeiveilchen, ein Stückchen Heimat zart und angepaßt. Meyer & Meyer Verlag Aachen 2000. ISBN 3-89124-684-6

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