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Nasreddin

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Molla Nasreddin (auch: Mullah Nasrudin; türkisch: Nasrettin Hoca, siehe Hodscha) ist zugleich eine Weisen-, Narren-, Meister-, Bettler-, Richter-, Lehrer- und Arztfigur im Islam. Er kommt in vielen Schwänken vor, die sowohl oberflächlich einfach als Witz wahrgenommen werden können, aber auch eine versteckte Aussage haben. Aus letzterem Grund sind die Geschichten von Nasreddin gerade in der Tradition des Sufismus (islamische Mystik) tief verankert, wo sie von den Sheikhs als Lehrgeschichten für ihre Derwische verwendet werden. Die erste schriftliche Erwähnung einer Lehrgeschichte von Nasreddin findet in der Saltukname, eine Sammlung von Legenden über Sari Saltuk, einem Heiligen des 13. Jahrhunderts statt. Diese wurde 1480 von Ebülhayr Rumi nach siebenjähriger Vorarbeit herausgegeben.

Der Name Nasr ed-Din bedeutet „Sieg des Glaubens“. Nasreddin ist immer im muslimischen Glauben verhaftet und in dieser Hinsicht moralistisch.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Ein historischer Nasreddin lebte vermutlich zwischen den 13. und 14. Jahrhunderten in Anatolien oder Persien, wo er als geistlicher Lehrer wirkte. In Konya in der Türkei sowie im Iran befinden sich auch seine vermutlichen letzten Ruhestätten. Der Legende nach soll Timur Lenk seinen Ruf als weisen Schalk begründet haben. Aber wie bei anderen Figuren aus der Überlieferung, ist auch der heutige Nasreddin keine authentische historische Person. Ihm wurden allerlei witzige, humorvolle oder schwankhafte Erzählungen nachträglich zugeschrieben (wie beispielsweise die von Dschuha). In vielen Erzählungen spielt er einfach eine Witzfigur wie Fritzchen, in anderen eine Art Till Eulenspiegel, wobei es durchaus Ähnlichkeiten in den Geschichten zu Eulenspiegel gibt (siehe beispielsweise Der Klang des Geldes, die vergleichbar bei Till Eulenspiegel oder in Grimms Märchen vorkommt). Er ist in allen islamisch geprägten Regionen bekannt, auch in Afghanistan, in Iran und Tadschikistan, und ihm werden vielerorts lokale Ereignisse zugeschrieben.

[Bearbeiten] Beispiele

[Bearbeiten] Der Schmuggler

Wieder und wieder überquerte Nasreddin die Grenze zwischen Persien und Griechenland auf Eselsrücken. Jedesmal hatte er zwei Körbe mit Stroh dabei und kam ohne sie zurück. Jedesmal untersuchte die Wache ihn wegen Schmuggelware. Niemals fand man etwas. „Was bringst du herüber?“, fragten Sie ihn. „Ich bin ein Schmuggler.“, antwortete er immer. Jahre später, Nasreddin machte einen immer wohlhabenderen Eindruck, zog er nach Ägypten. Dort begegnete er einem der Grenzwächter. „Sag einmal, Nasreddin, jetzt wo du außerhalb der Gerichtsbarkeit von Griechenland und Persien bist und hier in solchem Wohlstand lebst, sage mir doch, was war es eigentlich, was du geschmuggelt hast als wir dich nie überführen konnten.“ „Esel“.

Hier zeigt Nasreddin, dass dem gewöhnlichen Menschen ein großer Teil der Bedeutung des Lebens entgeht, weil er in Schablonen denkt, und sich nicht auf eine ganz andersartige Sicht der Dinge einstellen kann. Er mag leben, ja sogar Fortschritte machen, aber er versteht nicht alles, was um ihn her vorgeht.

Ins Deutsche übertragen wurden unter anderem die Schwänke nach Orhan Veli.

[Bearbeiten] Der Esel

Ein Mann kam zu Nasreddin, um sich einen Esel von ihm zu borgen. „Sehr gerne“, sagte Nasreddin „aber heute ist mein Esel nicht da!“. In diesem Augenblick schreit der Esel hinterm Haus: „Iaaah“. „Warum lügst du? Dein Esel ist doch zu Hause!“ „Was willst du? Glaubst du mir oder dem Esel?“, fragte der Mullah.

[Bearbeiten] Der Topf

Nasreddin gab seiner Nachbarin einen geliehenen Topf zurück und bedankte sich bei ihr dafür. An einem anderen Tag sagte die Nachbarin: „Mullah, du hast einen kleinen Topf in meinem Topf vergessen.“ Mit einem ernsten Ton sprach der Mullah: „Der Topf war schwanger und hat bei mir ein Baby bekommen.“ Als sich der Mullah wieder einmal einen Topf bei der Nachbarin leihen wollte, gab sie ihm den größten, den sie im Hause hatte. Mehrere Tage vergingen und der Mullah brachte den Topf nicht zurück. Schließlich fragte die Nachbarin: „Wo ist mein Topf?“ Der Mullah sprach ihr sein Beileid aus: „Er ist leider gestorben.“ – „So ein Unsinn“, erwiderte die Nachbarin, „wie kann ein Topf denn sterben?“ – „Wenn Töpfe Junge bekommen können, dann können sie auch sterben“, antwortete der Mullah.

[Bearbeiten] Die Auberginen

Also ward Nasreddin zum engen Vertrauten und bevorzugten Günstling des Herrschers. Eines Tages nun bereitete der Koch einige Auberginen zu, die dem Herrscher so köstlich schmeckten, dass er dem Koch befahl, dieses Gericht jeden Tag zuzubereiten. Auf den Ausruf des Herrschers: „Ist dies nicht das wohlschmeckendste Gemüse auf der ganzen Welt?“, antwortete Mullah Nasreddin pflichtgemäß: „Ja, Euer Majestät! Das allerbeste!“ Als nun am fünften Tag beim so und so vielten Essen wieder Auberginen aufgetragen wurden, brüllte der Herrscher: „Nehmt sofort dieses Essen hinfort! Es ist schauderhaft!“ „Ja, wirklich, Euer Majestät“, pflichtet Mullah Nasreddin bei, „wahrhaftig es ist das übelste Gemüse der Welt!“ „Aber Nasruddin“, wandte der Herrscher ein, „vor einigen Tagen noch priesest du dieses als allerbestes Gemüse?“ „Ja, schon wahr, Eure Majestät! Aber schließlich diene ich dem Herrscher und nicht dem Gemüse!“

[Bearbeiten] Der Klang des Geldes

Nasreddin ging durch den Bazar. Er hörte Geschreie aus einer Garküche. Nasreddin rannte sofort hin, um nachzusehen, was dort geschah. Er sah einen Wirt, der einen Bettler am Kragen schüttelte, nur weil der Bettler nicht zahlte. Nasreddin fragte, was los sei. Der Wirt brüllte: „Dieser Landstreicher holte einen Fladen aus der Tasche und hielt den Fladen solange auf dem Bratspieß, bis er nach Fleisch roch und doppelt so gut schmeckte und jetzt zahlt er nicht.“ Daraufhin sprach Nasreddin zum Bettler: „Es ist nicht gut, fremdes Gut ohne Bezahlung zu benutzen. Hast du Geld?“ Der Bettler holte ein paar Münzen aus der Tasche und der Wirt streckte seine Hand aus, aber Nasreddin sprach plötzlich: „Warte, Meister des Wohlgeschmacks, hör mal genau zu!“ Nasreddin schüttelte eine Weile die Faust, in dem sich die Münzen befanden und es klimperte. Er gab dem Bettler das Geld zurück und rief: „Gehe hin, in Frieden!“ Der Wirt sprach erschrocken: „Aber ich hab das Geld doch überhaupt nicht bekommen.“ Nasreddin dagegen: „Er hat den Duft deines Bratens gerochen und du hast den Klang seines Geldes gehört. Jetzt seid Ihr quitt!“

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Gerd Frank (Hrsg.): Der Schelm vom Bosporus. Anekdoten um Nasreddin Hodscha. Edition Orient, 1994, ISBN 3-922825-55-9
  • Idries Shah: Die fabelhaften Heldentaten des vollendeten Narren und Meisters Mulla Nasruddin
  • Idries Shah: Die Sufis. Botschaft der Derwische, Weisheit der Magier. (Kapitel 4: Die listigen Streiche des Mulla Nasrudin), Eugen Diederichs Verlag, 1976, ISBN 3-424-00627-0
  • Ines Balcik: Dreißig und ein Tag. Mit Nasreddin Hodscha durch den Ramadan.

[Bearbeiten] Weblinks

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