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Namensstreit Japanisches Meer

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Japanisches Meer oder Ostmeer
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Japanisches Meer oder Ostmeer
Japanisches Meer - Schreibweise in deutschen Schulatlanten
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Japanisches Meer - Schreibweise in deutschen Schulatlanten

Zwischen Japan und Korea gibt es einen langandauernden Streit über den Namen des zwischen beiden Staaten liegenden Japanischen Meeres. Korea besteht auf einer Umbenennung von „Japanisches Meer“ zu „Ostmeer“. Japan lehnt dies ab, da es ihrer Meinung nach seit dem 19. Jahrhundert internationaler Standard geworden sei. Südkorea argumentiert, die Benennung sei ein Symbol der japanischen Besatzungszeit Koreas und verlangt stattdessen die internationale Verwendung des von der südkoreanische Regierung und den südkoreanischen Medien durchgehend benutzten Namen „Ostmeer“. In Nordkorea wird das Meer als „Ostmeer von Korea“ bezeichnet; Russland, China und Japan hingegen verwenden in ihrem Sprachgebrauch „Japanisches Meer“.

Seit den 1990er Jahren hat Südkorea seine Anstrengungen zur Änderung des offiziellen, internationalen Namens intensiviert. Bisher ist Koreas Forderung bei der UNCSGN (United Nations Conference on Standardization of Geographical Names) weder angenommen noch abgelehnt. Bis zu einer Entscheidung wird der Name „Japanisches Meer“ weiter verwendet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Historische Entwicklung des Namensstreits

Die südkoreanische Regierung verweist in ihrer Argumentation auf zahlreiche historische koreanische Landkarten, in denen die Namen „Koreameer“ und „Ostmeer“ benutzt werden. Dem entgegen bezieht sich die japanische Seite darauf, dass auf den meisten älteren Karten (vor dem 20. Jh.) hauptsächlich der Name „Japanisches Meer“ verwendet wird. Ferner sind auf historischen Karten auch die Namen „Bucht von Korea“ (engl.: Korea Bay), „Chinesischer Ozean“ (engl.: Chinese Ocean), „Korea- See“ (engl.: Sea of Corea, Sea of Korea) oder „Orientalisches Meer“ (engl.: Oriental Sea) zu finden.

Die Internationale Hydrographische Organisation (IHO) hat 1919 auf einer Konferenz zur Benennung von Gewässern mit international akzeptablen Namen abgehalten. Die japanische Delegation hat den Namensvorschlag „Japanisches Meer“ (engl.: Sea of Japan) als offiziellen Namen unterbreitet. Zum damaligen Zeitpunkt wurde ausschließlich dieser Name auf internationalen Karten verwendet. Korea konnte nicht an diesen Gesprächen teilnehmen, da es damals unter japanischer Kolonialherrschaft stand.

Das erste geographische Namensverzeichnis der IHO „Limits of Oceans and Seas“ (1928) enthielt den Namen „Japanisches Meer“. Zwischen 1910 und 1945 war Korea von Japan besetzt. Unabhängig von diesem Disput hat die IHO 1974 eine technische Resolution A.4.2.6 herausgegeben. Obwohl in dieser Resolution nur allgemeine Richtlinien enthalten sind, wird oft darauf verwiesen. Die Resolution betont, dass bei umstrittenen geographischen Bezeichnungen beide Namen simultan/gleichzeitig zu verwenden sind (engl.: simultaneously). Insbesondere wenn sich die gleiche geographische Einheit über beide Länder erstreckt und sich die Länder nicht auf einen Namen einigen können.

1977 hat die 3. UN Konferenz zur Standardisierung von geographischen Namen (UNSCGN) die Resolution „Namen von geographischen Einheiten außerhalb eines einzelnen souveränen Staates“ (III/20). Diese Resolution empfiehlt:

„Wenn sich Staaten eine geographische Einheit teilen und sich nicht auf einen gemeinsamen Namen einigen können, sollte es eine generelle Regel in der Kartographie sein, beide Namen zu akzeptieren. Nur einen Namen zu nehmen und den anderen auszuschließen wäre in der Praxis unkonsequent und unpraktisch.“

1992 wollte Südkorea das Thema auf die Tagesordnung der 6. UNCSGN-Konferenz setzen. Wegen Japans Einspruch kam es jedoch nicht zur Sprache.

1995 löschte Südkorea entgegen den oben aufgeführten Resolutionen den Namen „Japanisches Meer“ von seinen offiziellen nautischen Karten. Bis dahin waren gemäß der internationalen Konvention auf koreanischen Seekarten beide Bezeichnung aufgedruckt - „Japanisches Meer“ und „Tong Hae“ (die damals gebräuchliche Transkription für „Donghae“).

1997 sprach Südkorea erneut das Thema auf der 7. UNCSGN-Konferenz an. Auf Grund Japans Einspruch kam es wiederum zu keiner Erörterung. Aber es wurde nochmals die oben erwähnte Resolution III/20 hingewiesen und Japan und Südkorea wurden dringend aufgefordert, zu einer Übereinstimmung zu kommen. Bis heute ist jedoch keines der beiden Länder gewillt, seine Position einem Kompromiss zu opfern. Jedoch hat Südkorea vorgeschlagen, bis zur endgültigen Lösung beide Namen zu verwenden.

Auch 2002 scheiterte der Versuch Südkoreas, das Thema auf die Tagesordnung der 8. UNSCGN-Konferenz zu setzen, am japanischen Einspruch.

Die IHO hat 2002 ein Rundschreiben herausgegeben, in dem sie zu einer Abstimmung zu offenen Fragen- u.a. zum Namen „Japanisches Meer“- aufgerufen hat. Konkret handelte es sich um offene Seiten (engl.: "ommitting pages") der vierten Ausgabe von „Limits of Ocean and Sea“. Nach einem Einspruch durch Japan hat die IHO den Brief zurückgezogen.

Die UNO hat am 23. April 2004 in einem Brief an die japanische Regierung bekräftigt, dass in offiziellen Dokumenten weiterhin der Name „Japanisches Meer“ verwendet wird. Jedoch ist das Thema für weitere Diskussionen offen. In einem Brief an Südkorea betonte die UNO, dass sie nicht die Gültigkeit eines der beiden Namen entscheiden werde, aber den gegenwärtig am meisten verbreiteten Namen so lange weiter gebrauchen werde, bis die beiden Seiten ihre Unstimmigkeiten beigelegt haben.

[Bearbeiten] Reaktionen der Medien und Verlage

Einige Verlage und Herausgeber sind auf den Namensstreit eingegangen, indem sie beide Namen in ihre Karten aufgenommen haben. In einigen wenigen Fällen wurde das Gebiet ganz ohne einen Namen gelassen. Einige Verlage haben auch den Namen „Ostmeer“ übernommen. Die meisten verwenden jedoch weiterhin nur den Namen „Japanisches Meer“.

Der US-amerikanische Verlag Rand McNally - einer der größten Kartographie-Verlage der USA, hat es sich zur Geschäftspolitik gemacht, beide Namen („Ostmeer“ und „Japanisches Meer“) nebeneinander zu verwenden. Die Times (aus London), die Financial Times, der Weltatlas der Microsoft Encarta 97, die Encyclopedia Britannica, MSN Expedia und andere haben genauso reagiert. Meist wird „Ostmeer“ als zweiter Name genannt.

In den Karten der britischen Zeitschrift Economist wird unter dem Namen „Japanisches Meer“ in etwas kleinerer Schrift und in Klammern „Ost-Meer“ dazugeschrieben.

In deutschen Schulatlanten wird nur der Name „Japanisches Meer“ verwendet.

1999 erkannte die National Geographic Society an, dass Korea Recht hat, den Namen „Japanisches Meer“ anzufechten. Seitdem nennt die National Geographical Society den Namen „Ostmeer“ an zweiter Stelle und in Klammern. Es ist ihre allgemeine Richtlinie, umstrittene Namen in Klammern hinzuzufügen.

[Bearbeiten] Argumente

Beide Seiten haben ein Reihe von Argumenten angeführt, um ihre Forderungen nach Beibehaltung bzw. Namensänderung zu untermauern. Viele der Argumente werden gar nicht von den Regierungen, sondern von nationalistischen Organisationen vorgebracht. Um 2002 hat die freiwillige, koreanische Cyber-Organisation VANK mit einer aggressive E-Mail-Kampagne an Webmaster begonnen. Das führte erwartungsgemäß zu Reaktionen von japanischer Seite.

[Bearbeiten] Geographische Gründe

Japanische Gruppen argumentieren, dass es sich um ein Randmeer des Pazifischen Ozeans handelt und deshalb Japans Namen tragen sollte.

Südkoreanische Gruppen hingegen argumentieren, dass das Meer im östlichen Teil des asiatischen Kontinents liegt. Vergleichbar ist die Situation mit der Nordsee, die ihren Namen von der nördlichen Lage in Europa ableitet.

[Bearbeiten] Historische Gründe

Beide Seiten legen ausgewählte Beispiele von historischen Karten vor, um ihre Forderung zu stützen. Südkorea argumentiert mit Karten, die nicht den Namen „Japanisches Meer“ enthalten, während Japan Karten mit ebendiesem Namen vorlegt, die nicht erst aus ihrer imperialen Zeit stammen. Jedoch sind alte Karten oft zweideutig und zeigen zum Teil weder Japan noch Korea.

Japanische Gruppen argumentieren, dass der Name „Japanisches Meer“ ursprünglich von den Europäern geprägt wurde und zum de facto-Standard wurde, noch bevor Japan wirtschaftlichen und politischen Einfluss in der Region erlangte. Ein Teil des Namensstreites reduziert sich auf die Frage, wann der Name „Japanisches Meer“ zum de facto Standard wurde. Japanische Gruppen verweisen auf das frühe 19. Jahrhundert, während koreanische Gruppen auf das frühe 20. Jahrhundert bestehen - also eine Zeit, zu der Korea von Japan zur Kolonie gemacht wurde.

Ferner behaupten südkoreanische Gruppen, dass die Namen „Koreanisches Meer“ und „Ostmeer“ historischen Vorrang hätten. Außerdem sei „Ostmeer“ ein neutralerer Name und solle schon allein deshalb wiederbelebt werden. Korea betrachtet die jetzige Dominanz des Namens „Japanisches Meer“ als Wiederspiegelung der imperialen Vergangenheit Japans. Korea verweist darauf, dass zum Teil auch japanische Karten das Meer mit „Meer von Joseon (Korea)“ benennen (u.a. aus den Jahren 1855 und 1870).

[Bearbeiten] Studien zu historischen Karten

Im Juli 2001 legte Südkorea einen Bericht über Karten aus Europa vor. Die Karten stammten zumeist aus dem 19. Jahrhundert und wurden in der British Library restauriert. Von 377 Karten, die auch dieses Meer zeigen, benennen es 72 als „Koreanisches Meer“ und/oder „Ostmeer“ und 10 Karten benutzen den Namen "Japanisches Meer".

2002 veröffentlichte die University of Southern California (USC) im Internet ihr digitales Archiv der zum Thema gehörenden Karten - 172 Karten aus dem 17. und 19. Jahrhundert. Namen für dieses Meer tauchen erst im 18. Jahrhundert auf. „Koreanisches Meer“ oder „Ostmeer“ wird 95 mal als Name verwendet, während der Name „Japanisches Meer“ nur ein mal auftaucht. Auf den Karten des 19. Jahrhunderts wird neun mal „Japanisches Meer“ und 30 mal „Koreanisches Meer“ verwendet. Von insgesamt 165 Karten der Sammlung verwenden 135 den Begriff „Koreanisches Meer“ oder „Ostmeer“ und nur zehn „Japanisches Meer“. ([1]).

Im Dezember 2002 legte Südkorea einen Bericht über die Namen auf 228 Karten vor, die vor 1800 herausgegeben wurden und die sich im Besitz der „U.S. Library of Congress“ befinden. Nach diesem Bericht tragen zwei Drittel der Karten den Namen „Ostmeer“, „Koreanisches Meer“ oder ähnliche Varianten.

Die Webseite des südkoreanischen „Ministeriums für Meeresangelegenheiten und Fischerei“ stellt fest, dass bei ihrer Untersuchung von 763 historischen Landkarten in verschiedenen staatlichen Behörden und Universitätsbibliotheken weltweit, 440x der Name „Koreanisches Meer“, „Ostmeer“ oder eine Variante auftaucht.

Dem entgegen legte im September 2003 Japan einen Bericht über die Benennung auf europäischen Karten vor, die zwischen 1801 und 1861 herausgegeben wurden und von der British Library und der University of Cambridge ausgewertet wurden. Von den 37 Karten der British Library, die das Gebiet um das Meer darstellen, benutzen 32 den Namen „Japanisches Meer“ und 5 den Namen „Koreanisches Meer“. In der University of Cambridge wurden 21 Karten gefunden, von denen 18 den Namen „Japanisches Meer“ und drei den Namen „Koreanisches Meer“ verwendeten.

Im März 2004 veröffentlichte das japanische Außenministerium einen Bericht mit einer Liste von Landkarten der Französischen Nationalbibliothek. Von den 1.495 untersuchten Karten (herausgegeben zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert) benutzen 407 einen Namen für das Meer. 249 mal „Japanisches Meer“ und 60 mal „Koreanisches Meer“. Es war keine Landkarte zu finden, die den Namen „Ostmeer“ verwendete. Weiterhin wurden Karten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert untersucht. Von diesen benutzten 90% (99 Karten) den Namen "Japanisches Meer". Karten, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gedruckt wurden, verwendeten zu 100% (105 Karten) den Namen „Japanisches Meer“.

Ein weiterer Bericht des japanischen Außenminsteriums zum Namensstreit befasst sich mit mit Landkarten im U.S. National Archives and Records Administration. Von den 1.435 Karten, die das umstrittenen Meer darstellen, verwenden 1.110 den Namen „Japanisches Meer“.

[Bearbeiten] Besitzansprüche

Einige Koreaner argumentieren, dass der Name „Japanische Meer“ Eigentumsansprüche auf ein internationales Gewässer darstellt, zumal die offizielle Namensgebung zu einer Zeit auf japanischen Vorschlag an die IHO hin erfolgte, in der als Korea japanische Kolonie war und man die ursprüngliche Namensgebung in Zusammenhang mit einem japanischen Besitzanspruch auf dieses Meer bringen kann.

Japan entgegnet dem jedoch, dass es keine Eigentumsansprüche auf dieses Meer stellt, da es sich lediglich um einen Namen handelt.

[Bearbeiten] Zweideutigkeiten

Einige japanische Gruppen argumentieren, dass der Name „Ostmeer“ nicht passend für einen internationalen geographischen Namen sei, weil es auf alle möglichen Regionen bezogen werden könne - z.B. auf das Ostchinesische Meer. Viele japanische Argumente basieren auf Übersetzungen von lokalen Namen ins Englische. Ein typisches Beispiel ist die potentielle Verwirrung des vietnamesischen Namens für das Südchinesische Meer „Bien dong“, der wörtlich übersetzt „Ostmeer“ heißt. Ein weiteres Beispiel ist die Ostsee, die auf Englisch und Russisch „baltic sea/Baltisches Meer“ heißt, aber auch in einigen Anliegersprachen „Ostsee“.

Die koreanische Seite hält diese Argumente für irrelevant, da auch andere geographische Namen weltweit mehrfach verwendet werden- in identischer oder abgewandelter Form.

Ferner wird auch argumentiert, dass „Ostmeer“ einfach nur eine Übersetzung des lokalen koreanischen Namens „Donghae“ ist und somit nicht einen originären englischsprachigen Namen darstellt.

[Bearbeiten] Präzedenzfall

Einige japanische Gruppen argumentieren, dass die Umbenennung einen unruhestiftenden Präzedenzfall darstellen würde. Die Umbenennung oder Doppelbenennung würde dem Geist der geographischen Standardisierung widersprechen. Da der Name „Japanisches Meer“ international eingeführt ist, wäre eine Umbenennung eine vermeidbare Verkomplizierung. Korea widerspricht dem.

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