Miroslav Tyrš

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Miroslav Tyrš (* 17. September 1832 in Děčín, † 8. August 1884 Ötz, Tirol), war ein tschechischer Kunstkritiker, Kunsthistoriker und Mitbegründer der tschechischen Turnerbewegung Sokol.

[Bearbeiten] Leben

Miroslav Tyrš war der Sohn eine deutschen Arztes. Als Kind verlor er beide Eltern und wurde von Verwandten in Mladá Boleslav aufgezogen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Prag und der philosophischen Fakultät, an der er Naturwissenschaften, Philosophie und Ästhetik studierte, promovierte er 1860 zum Doktor der Philosophie. Nach der Beendigung des Studiums war er Turnlehrer in einem privaten Sportinstitut.

Tyrš engagierte sich in der tschechischen Nationalbewegung, die in den 60er jahren des 19. Jahrhunderts einen großen Aufschwung hatte. Er bekannte sich zur demokratischen Strömung. Gemeinsam mit seinem Freund Jindřich Fügner, dem Vater seiner Ehefrau begründete er 1862 die nationale Turnbewegung Sokol. In seinem Werk Grundlagen der Leibesübungen (Základový tělocvik) schuf er das tschechische Fachvokabular für das Turnen und formulierte die Grundsätze des Sokol. Er verband in seinen Ideen die Körpererziehung mit dem antiken Ideal der Kalokagathie und dem Kampf für den Fortschritt und Freiheit des tschechischen Volkes. 1871 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift Sokol, die von Tyrš herausgegeben wurde. Er veranstaltete öffentliche Auftritte der Turner und organisierte Exkursionen mit dem Ziel das nationale Bewusstsein der Tschechen zu wecken. Er war der Arbeiterbewegung verbunden und durch seine guten Kontakte zur einfachen tschechischen Bevölkerung konnte er zahlreiche Anhänger für den Sokol gewinnen. 1869 wählte man ihn für die Jungtschechen in den böhmischen Landtag und 1873 in den Reichsrat.

Neben der politischen Tätigkeit ist sein Wirken im Gebiet der Ästhetik und der bildenden Kunst hervorzuheben. Er war Ratgeber junger Künstler und allgemein ein großer Freund der bildenden Kunst. als Literaturkritiker förderte er die tschechische Literatur und brachte sie den potentiellen Lesern näher.

1881 ernannte man ihn zum Dozenten an der Technischen Hochschule in Prag und ein Jahr später zum außerordentlichen Professor an der Prager Universität, unter der Bedingung, dass er die Mitarbeit im Sokol aufgäbe. Er arbeitete an einem umfangreichen Werk über Die Geschichte der bildenden Kunst (Dějiny výtvarných umění), welches aber nie herausgegeben wurde.

Die künstlerische und politische Tätigkeit entfernte ihn immer mehr vom Sokol. Erst in den siebziger Jahren widmete er sich wieder stärker dem Turnverein. 1882 initiierte er das erste Treffen aller Turnriegen. Die aufopfernde Arbeit schwächte Tyrš, der schwer krank 1884 zur Erholung in das österreichische Dorf Ötz in den Tiroler Alpen fuhr. Von einem Spaziergang am 8. August kehrte er nicht mehr zurück. Seinen Körper fand man einige Tage später in einem Gebirgsfluss.

[Bearbeiten] Biographie

R. Tyršová: Miroslav Tyrš, jeho osobnost a dílo, I, II, Prag 1932

Personendaten
NAME	Tyrš, Miroslav
ALTERNATIVNAMEN	Miroslav Tyrs
KURZBESCHREIBUNG	tschechischer Kunstkritiker, Kunsthistoriker und Mitbegründer des Turnvereins Sokol in Tschechien.
GEBURTSDATUM	17. September 1832
GEBURTSORT	Děčín
STERBEDATUM	8. August 1884
STERBEORT	Ötz