Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Mihály Károlyi - Wikipedia

Mihály Károlyi

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Graf Mihály Károlyi [ˈmihaːj ˈkaːroji] (* 4. März 1875 in Budapest; † 20. März 1955 in Vence) war ein ungarischer Politiker.

Károlyi proklamierte am 16. November 1918 die Republik Ungarn, in deren Verfassung die Redefreiheit und das Wahlrecht für Männer und Frauen verankert war. Territoriale Forderungen der Entente (vgl. Vertrag von Trianon) zwangen ihn am 21. März 1919 zum Rücktritt, in dessen Folge Béla Kun die Räterepublik ausrief.
Er war ein „aufrichtiger Idealist ohne staatsmännische Fähigkeiten“[1].

Spross einer der ältesten und reichsten Aristokratenfamilien Ungarns. Er wuchs standesgemäß auf und erlernte mehrere Sprachen, so Englisch, Französisch und Italienisch, litt jedoch unter einer angeborenen Sprachstörung. Seine Hauptsprache war Deutsch, während er das Ungarische jedoch nie in der Schriftsprache vollkommen beherrschte. Der junge Aristokrat führte ein Leben der Ausschweifungen zwischen Paris, London, Wien und Budapest; die Wintermonate verbrachte er mit seinem Onkel in Menton an der französischen Riviera. Bis zu seiner Eheschließung 1914 mit Katinka, die fast 20 Jahre jüngere Stieftochter des Magnaten Gyula Andrassy, verlor er als leidenschaftlicher Kartenspieler riesige Summen, so das seine Schulden die schwindelerregende Höhe von 12 Millionen Kronen erreichten.

Bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges galt er als Entente-freundlicher Politiker. 1914 warb er auf einer Vortragsreise durch die USA für sein Konzept einer Föderalisierung Ungarns unter demokratischen Verhältnissen. Unter dem Eindruck des Krieges wurde er zum Pazifisten.

Im Herbst 1917 trug er seine Ideen auch in der neutralen Schweiz vor. Seine außenpolitische Orientierung stand im krassen Gegensatz zur Linie der meisten ungarischen Magnaten und führte zum Bruch mit ihnen. Im Juli 1916 trat er mit 23 anderen Abgeordneten aus der oppositionellen Vereinigten Unabhängigkeitspartei aus und gründete die Neue Unabhängigkeitspartei.
Mit zwei Parteien (Demokratische Partei und Sozialdemokraten und Bürgerlichradikale) erfolgte im Juni 1917 die Errichtung eines „Wahlrechtsblocks“.
Am 25. Oktober 1918 gründete seine Partei mit den Bürgerlichradikalen und den Sozialdemokraten den „Ungarischen Nationalrat“.

In der Nacht zum 31. Oktober 1918 besetzten militärische Einheiten, die sich dem Nationalrat angeschlossen hatten, die Hauptstadt Budapest (sog. „Astern-Revolution“). König Karl IV. musste daraufhin, gegen den Widerstand der alten ungarischen Führungsschicht um Andrassy, Karolyi zum Ministerpräsidenten Ungarns ernennen. Ungarn beendete am 31. Oktober die Realunion mit Österreich.

Nachdem König Karl am 13. November 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften in Ungarn verzichtet (aber formal nicht abgedankt) hatte, rief die Regierung Karolyi am 16. November 1918 die Republik aus.

Vom Nationalrat wurde Karolyi am 11. Januar 1919 zum Präsidenten der Republik gewählt. Karolyi war zu diesem Zeitpunkt der populärste Politiker Ungarns.

Der Handlungsspielraum der neuen Regierung war jedoch denkbar klein, da das Waffenstillstandsabkommen durch tschechische und rumänische, serbische und besonders französische Truppen gebrochen wurde und damit ein gerechter Friede vereitelt wurde. Die Lage war für Ungarn aussichtslos, so das trotz guter Absichten und der Berufung fähiger Politiker und Fachleute in die Regierung alle wichtigen Reformvorhaben wie Bodenreform oder neues Wahlgesetz auf der Strecke blieben.

Karolyi ging zwar bei der Bodenreform mit gutem Beispiel voran und begann am 23. Februar 1919 auf seinem Besitz in Kalkapolna persönlich mit der Landverteilung, insgesamt gesehen war das Gesetz jedoch zu schwerfällig.

Hauptaufgabe seiner Regierung musste die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung durch Maßnahmen gegen Plünderung und die Aufstellung eines republikanischen Heeres aus der in Auflösung begriffenen alten Armee sein. Verhandlungen über die Umwandlung Ungarns in einen föderativen Staat erfolgten zu spät, da die Nationalitäten schon im Begriff waren, sich an die Nachbarstaaten anzuschließen. Gleichzeitig sammelten sich konservative und rechtsgerichtete Kräfte.

Am 20. März 1919 ordneten die Alliierten einen weiteren Rückzug der Ungarn zu neuen Demarkationslinien im Südosten an, der auch alte magyarische Gebiete abtrennte und vom französischen Oberstleutnant Vyx als endgültige politische Grenze bezeichnet wurde.

Ein Sturm der Entrüstung brach los und Karolyi sah keinen anderen Ausweg, als zu demissionieren. Seine außenpolitische Konzeption wurde, für alle sichtbar, von der Entente nicht honoriert.

Nutznießer der chaotischen Verhältnisse war die kleine Kommunistische Partei von Béla Kun, die einen Pakt mit den Sozialdemokraten geschlossen hatte. Karolyi übergab die Macht der einzigen Kraft, die Ungarn vermeintlich retten konnten: dem von Sozialdemokraten und Kommunisten gebildeten „Revolutionsrat“. Dieser rief die „Räterepublik“ aus und formierte in kurzer Zeit eine schlagkräftige Armee. Karolyi distanzierte sich nicht von der Räterepublik, verließ jedoch im Juli 1919 Ungarn und ging nach Prag. Später ging er nach Jugoslawien, wo er an der dalmatinischen Küste lebte. Weitere Exilstationen waren Paris und London.

In den späten 1920iger und frühen 1930er Jahren arbeitete er dann eng mit der ungarischen KP zusammen, was ihm den Namen „Graf der Komintern“ eintrug.

Das Horthy-Regime klagte ihn wegen „Landesverrats“ an und konfiszierte sein Vermögen. Im Februar 1946 rehabilitierte ihn das frei gewählte ungarische Parlament.

1955 starb Karolyi im französischen Exil. 1961 erlaubte János Kadar das posthume Begräbnis seiner sterblichen Überreste in Budapest[2].

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. Paul Lendvai: Die Ungarn - Eine tausendjährige Geschichte. Goldmann Verlag, 2001
  2. Paul Lendvai: Die Ungarn - Eine tausendjährige Geschichte. Goldmann Verlag, 2001

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