Metro Lissabon
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Die Lissabonner Metro (portugiesisch Metropolitano de Lisboa) wurde 1959 eröffnet und ist ein 4-Linien-System. Die künstlerische Gestaltung der Stationen und ein besonderes Linienschema mit Farben und Symbolen stellen Besonderheiten dar.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Beginn
Eröffnet wurde die Metro am 29. Dezember 1959 als Y-förmiges Netz zwischen Sete Rios (heute Jardim Zoológico), Entre Campos und dem gemeinsamen Endbahnhof Restauradores. Danach wurde die Strecke im Süden (heute grüne Linie) weiter zu den Bahnhöfen Rossio (1963), Socorro (heute Martim Moniz) (1966), Anjos (1966) und schließlich Alvalade (1972) geführt.
Um den Aufenthalt angenehm zu gestalten, wurde trotz geringer verfügbarer Mittel schon bei den ersten Stationen viel Wert auf die künstlerische Gestaltung gelegt. Der erste Geschäftsführer Francisco de Mello e Castro beauftragte den Architekten Keil do Amaral, der bereits Erfahrungen beim Bau des ersten Terminal des Lissabonner Flughafen Portela gesammelt hatte, mit dem Entwurf einer Prototypstation. Das Design wurde bis zur Errichtung der Station Alvalade 1972 ohne wesentliche Änderungen angewendet. Teil des Entwurfes waren künstlerische Wandverkleidungen aus glasierten bemalten Fliesen in der für Portugal typischen Technik des Azulejo, die ab 1957 von der Künstlerin Maria Keil entworfen wurden. Maria Keil und diese moderne Anwendung des Azulejo verhalfen dieser Technik nach einem Niedergang Anfang des 20 Jahrhundert wieder zu einem Aufschwung.
Aufgrund der ab 1960 geführten Kolonialkriege Portugals und der wirtschaftlichen Probleme aufgrund der außenpolitischen Isolierung stockte der weitere Ausbau. In den Jahren 1973–1982 wurden lediglich die bestehenden Bahnsteige verlängert.
[Bearbeiten] Ausbau ab 1980er
Nach dem Sturz der faschistischen Diktatur unter Salazar während der Nelkenrevolution 1974 und dem nachfolgenden Ende der Kolonialkriege erholte sich Portugal wirtschaftlich. Nach dem Beitritt zur EU 1986 standen ausreichende Mittel für einen schnellen Ausbau zur Verfügung.
1988 gab es zwei neue Tunnelstücke. Einerseits vom Bahnhof Sete Rios nach Colégio Militar / Luz und andererseits von Entre Campos zur städtischen Universität (Cidade Universitária). Auf die künstlerische Gestaltung der Stationen wurde wieder Wert gelegt, und die Künstler Silva Rolando Sá Nogueira, Júlio Pomar, Manuel Cargaleiro und Maria Helena Vieira mit der Umsetzung beauftragt.
1990 wurde ein Ausbauplan beschlossen, welcher bis 1999 in Kraft blieb. Die vorgesehene Verknüpfung der Äste im Norden im neuen Bahnhof Campo Grande 1993 erforderte jedoch eine neue Struktur der Linien, da die bestehende Linie einen Kreis mit einem zusätzlichen Ast bildete. Deshalb wurde sie in zwei Linien aufgeteilt. Die blaue Linha da Gaivota (Seemöwenlinie) mit dem Verlauf Colégio Militar/Luz ↔ Campo Grande über Alameda. Die zweite Linie, die gelbe Linha do Girassol (Sonneblumenlinie), mit dem Verlauf Rotunda (heute Marquês de Pombal) ↔ Campo Grande über Saldanha.
Das System der Linienbezeichnung nach Farben und freien künstlerischen Symbolen wie Möwe und Sonnenblume, später noch Segelschiff und Kompass anstatt von Ziffern oder Buchstaben erinnert an die Liniennamen in London, ist jedoch in der abstrakten Gestaltung einzigartig. Es folgten Erweiterungen der blauen Seemöwenlinie 1997 um die Stationen Carnide und Pontinha und ebenfalls 1997 der gelben Sonnenblumenlinie (gelbe Linie) bis zur Station Rato. Da im Jahre 1998 in Lissabon die Expo 98 stattfand, wurden in der ersten Jahreshälfte nicht nur die komplett neue rote Linha do Oriente (Ostlinie) vom Alameda zum Weltaustellungsgelände am Bahnhof Oriente eröffnet (19. Mai 1998), sondern das gesamte Netz neu strukturiert. Mit der Eröffnung der neuen Endpunktes Cais do Sodré wurde der östliche Ast der blauen Seemöwenlinie von Cais do Sodré nach Campo Grande zur neuen grünen Linha da Caravela (Segelschifflinie). Die blaue Linha da Gaivota endete nun im Stadtzentrum in Baixa-Chiado. Damit war die charakteristische Linienführung in V-Form beendet. In diesem Zusammenhang erfolgten im März 1998 mehrere Bahnhofsumbenennungen:
- Sete Rios → Jardim Zoológico
- Palhavã → Praça de Espanha
- Rotunda → Marquês de Pombal
- Socorro → Martim Moniz
Im Juli und November wurden die zwei noch nicht fertiggestellten Stationen Cabo Ruivo und Olivais auf der roten Ostlinie eröffnet.
[Bearbeiten] Ausbau ab 2000
Der kontinuierliche Ausbau wurde fortgesetzt, wobei zunächst der Schwerpunkt auf z.T. überirdischen Verlängerungen in die Wohngebiete im Norden lag. Am 2. November 2002 wurde die grüne Caravel-Linie bis Telheiras verlängert. 2004 wurde die gelbe Sonneblumenlinie bis Odivelas und die blaue Seemöwenlinie bis Amadora Este verlängert.
Zur Zeit befinden sich weitere Strecken im Bau (siehe Bau und Planung).
[Bearbeiten] Linien
Das Lissabonner U-Bahnsystem besteht aus 45 Haltestellen und besitzt eine Gesamtlänge von 38 km (2005). Von jedem Endpunkt startet 6:30 Uhr der erste Zug, 1:00 Uhr nachts der Letzte.
Name | Farbe | Strecke | Eröffnung | Länge | Anzahl Bahnhöfe |
---|---|---|---|---|---|
Linha Azul (Linha da Gaivota, Seemöwenlinie) |
Blau | Amadora Este ↔ Baixa-Chiado |
1959 | 12 km | 15 |
Linha Amarela (Linha do Girassol, Sonnenblumenlinie) |
Gelb | Odivelas ↔ Rato |
1959 | 11 km | 13 |
Linha Verde (Linha da Caravela, Caravel-Linie) |
Grün | Cais do Sodré ↔ Telheiras |
1963 | 9 km | 13 |
Linha Vermelha (Linha do Oriente, Ostlinie) |
Rot | Alameda ↔ Oriente |
1998 | 6 km | 7 |
[Bearbeiten] Fahrzeuge
Alle Fahrzeuge der Metro Lissabon sind etwa 2,70 Meter breit und fahren auf Gleisen der Normspur. Sie werden per Stromschiene bei einer Fahrspannung von 750 Volt Gleichstrom versorgt. Derzeit gibt es sechs verschiedene Fahrzeugtypen:
- ML7
- ML79
- ML90
- ML95
- ML97
- ML99
[Bearbeiten] Ausbau und Planungen
[Bearbeiten] Neubau
Zur Zeit sind zwei Erweiterungen in Bau. Die Verlängerung der blauen Seemöwenlinie von Baixa-Chiado zum Fernbahnhof Santa Apolónia mit der Zwischenstation Terreiro do Parço, welche Mitte 2007 eröffnet werden soll. Dazu bis Ende 2008 die Erweiterung der roten Ostlinie von Alameda bis São Sebastião. Nach der Fertigstellung bestehen dadurch erstmalig Umstiegsmöglichkeiten in die blaue Seemöwenlinie in São Sebastião und in die gelbe Sonnenblumenlinie in Saldanha.
[Bearbeiten] Planungen
Weitere Pläne sehen vor, die grüne Caravel-Linie bis zum Bahnhof Pontinha (blaue Linie) und die (gelbe) Sonnenblumenlinie bis zum S-Bahnhof Alcântra Mar am Tejo-Ufer zu verlängern. Die 2000 fast fertig gestellte Verlängerung der blauen Line bis zur Bahnstation St. Apolonia musste auf Grund von Wassereinbrüchen wieder geschlossen werden. Die (rote) Ostlinie soll im Osten bis Lumiar bzw. Stadt Sacavém gebaut werden. Im Westen ist eine Erweiterung bis Campo de Ourique vorgesehen.