Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Max Erwin von Scheubner-Richter - Wikipedia

Max Erwin von Scheubner-Richter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ludwig Maximilian Erwin von Scheubner-Richter (* 21. Januar 1884 in Riga; † 9. November 1923 in München) war ein deutscher Diplomat und eine Führungsfigur in der Frühphase der NSDAP. Der 1. Teil von Hitlers Buch „Mein Kampf“ ist ihm gewidmet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biografie bis 1920

Scheubner-Richter wurde als Max Richter als Sohn baltendeutscher Eltern geboren. Den Namenszusatz "von Scheubner" erhielt er nach der Heirat mit der um 29 Jahre älteren Adligen Mathilde von Scheubner.

[Bearbeiten] Frühe Jahre

Von 1904 bis 1906 studierte er Chemie in Riga, wo er der deutschbaltischen Studentenverbindung Rubonia beitrat. Nach den revolutionären Unruhen in Russland 1904/1905 ging Scheubner-Richter nach Deutschland. Am 10. August 1914 meldete sich Scheubner-Richter als Kriegsfreiwilliger. Nach verschiedenen Fronteinsätzen, diversen Dekorierungen und Beförderung wurde er in die Türkei abkommandiert.

[Bearbeiten] Der 1. Weltkrieg / Scheubner-Richter und der Völkermord an den Armeniern

Im Rahmen seiner Tätigkeit als deutscher Diplomat war Scheubner-Richter während des 1. Weltkrieges als deutscher Vizekonsul im türkischen Erzerum stationiert.

Am 20. Mai 1915 berichtete er an den deutschen Botschafter Wangenheim in Konstantinopel: "Die Massen der ausgesiedelten Armenier ziehen, von wenigen Gendarmen begleitet, in breitem Strom über die mit Mühe frisch bestellten Felder oder Lagern auf denselben. Das Vieh weidet die Saaten ab. ... Das Elend - Verzweiflung und Erbitterung sind groß. Die Frauen und ihre Kinder warfen sich vor mein Pferd und baten um Hilfe. Armenische Bevölkerung erblickt in mir als einzigem Vertreter christlicher Macht ihren natürlichen Beschützer. Lage schwierig und peinlich. Bitte Ew. Exzellenz, mich möglichst durch entsprechende Schritte bei der Pforte (türkische Regierung) unterstützen zu wollen."

Scheubner-Richter gelang es zwar, einzelne Armenier zu retten, seine Interventionen in Konstantinopel und Berlin blieben jedoch wirkungslos.

Als Vizekonsul führte er vom August 1915 bis Juni 1916 eine militärpolitische Expedition. Danach folgten wechselnde Einsätze u.a. in Straubing (München), im Regiment unter Adolf-Friedrich von Mecklenburg, und in Stockholm, schließlich 1917/18 im Oberkommando des Heeres in Riga. Scheubner-Richter war 1917/18 nach Tropenkriegsdienstunfähigkeit schon zum Leiter der Pressestelle des AOK (Armeeoberkommando) VIII in Riga aufgestiegen und machte den Vormarsch der deutschen Truppen in Frühjahr 1918 in Estland mit, wofür er das EK I erhielt.

[Bearbeiten] Holocaust-Forschung

Die historische Forschung nimmt an, dass Hitler später durch Scheubner-Richter Details des Völkermords erfuhr und dadurch in der Annahme bestärkt wurde, dass die anderen europäischen Mächte ein brutales - womöglich auch Massenhinrichtungen oder zumindest den Tod großer Menschenzahlen durch die Entziehung ihrer Lebensgrundlage in Kauf nehmende Maßnahmen - Vorgehen gegen die im deutschen Machtbereich befindlichen Juden nachträglich protestlos hinnehmen würden, wenn man sie vor vollendete Tatsachen stellen würde. D.h. wenn die Ermordung/ Deportation der Juden in entlegene Gebiete einmal abgeschlossen sei. In diesem Zusammenhang wird häufig der acht Tage vor dem Überfall auf Polen 1939 von Hitler geäußerte Satz gewertet: "Wer spricht heute noch von den Armeniern?"

[Bearbeiten] Nach dem 1. Weltkrieg

Nach dem Krieg schloss Scheubner-Richter sich den baltischen Freikorps unter August Winning an, dort traf er auch den ebenfalls Baltendeutschen Alfred Rosenberg. Im März 1920 beteiligte sich Scheubner-Richter am Kapp-Putsch und war von Wolfgang Kapp als Chef des Nachrichtendienstes der neuen Putsch-Regierung vorgesehen: wozu es aber nach dem Scheitern des Putsches nicht kam. Nach dem Scheitern des Putsches musste er nach München fliehen, wo er unter anderem die "Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung" als Verbindungsorganisation zwischen deutscher Rechter und russischen monarchistischen Emigranten gründete.

[Bearbeiten] Biografie ab 1920: Scheubner-Richter und Hitler

Scheubner-Richter traf im Oktober 1920 erstmals mit Adolf Hitler zusammen. In der Folge wurde er zu dessem außenpolitischen Berater und zu einem Finanzier der Partei. Er wurde zum wichtigsten und weitab erfolgreichsten Ermittler ungeahnter und umfangreicher Geldquellen und somit zu einem der entscheidenden Förderer des Aufstiegs der Nazi-Partei.

[Bearbeiten] Finanzier der NSDAP

Die finanziellen und politischen Verbindungen Scheubner-Richters liefen zu Industriellen, preußischen Junkern, Aristokraten wie den Wittelsbachern, hohen kirchlichen Stellen und vermögenden Russland-Emigranten. Scheubner-Richter nutzte diese Beziehungen - hervorzuheben sind v.a. seine weitverzweigten Kontakte zu konservativen und rechtsradikalen Kreisen in Deutschland um den Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff und zu exilierten russischen Royalisten, die sich durch eine Unterstützung der NSDAP eine Beeinflussung der deutschen Politik in die Richtung einer Beseitigung der Sowjetunion und eine Wiedererrichtung des Zarentums in Russland erhofften - um mit außerordentlichem Geschick beträchtliche finanzielle Mittel für die Partei zu erschließen. So brachte er u.a. die Geldmittel für den Ankauf der Zeitung "Münchener Beobachter" auf, die unter dem Namen Völkischer Beobachter zum Parteiorgan der Nazipartei wurde. Scheubner-Richter vermittelte Hitler auch den Kontakt zum "Stahlbaron" Fritz Thyssen, der so zu einer Zeit zum finanziellen Gönner der Nazipartei wurde, als die übrige Großindustrie ihr noch weitgehend ablehnend gegenüberstand.

[Bearbeiten] Methoden der Gelderbeschaffung

Zur Beschaffung von Geldmitteln gründete Scheubner-Richter zwei "gemeinnützige" Organisationen, die es seinen Freunden ermöglichte, steuerbegünstigt der NSDAP Spenden zukommen zu lassen. Um den Zahlern das Spenden attraktiver zu machen, präsentierte er ihnen respektable Galionsfiguren ihrer jeweiligen Kreise, deren Ziele vorgeblich durch die Spenden befördert würden: den Konservativen den Vertreter des Vatikans in Bayern und überzeugten Faschisten Freiherr Theodor von Cramer-Klett, den Exilrussen die Großfürstin Viktoria Fedorowna, deren Gatte Ansprüche auf den vakanten Zarenthron geltend machte - und die ihre Juwelen zugunsten der Partei versetzte - und den ehemaligen russischen General Vasilij Biskupskij. Biskupskij seinerseits vermittelte Scheubner-Richter und somit der NSDAP Kontakt zu dem in Paris ansässigen Russländischen Kommerz-, Industrie- und Handelsverband, dessen Mitglieder ebenfalls eine Umgestaltung der russischen Verhältnisse zu ihren Gunsten erhoffen. In einem Brief aus dem Jahr 1939 taxierte der General die der Partei auf Fürsprache Scheubner-Richters von Exil-Russen hin gewährte Finanzhilfe auf eine halbe Million Goldmark. Charakterisierend für die Geldquellen die er erschloss war also v.a. die "Vielwinkligkeit" über die das Geld seinen Weg von den Spendern zur NSDAP fand.

[Bearbeiten] Marsch auf die Feldherrenhalle

Für den Hitler-Ludendorff-Putsch - den gewaltsamen Staatsstreich zur Beseitigung der Weimarer Demokratie - hatte Scheubner-Richter zunächst zusammen mit Alfred Rosenberg einen Putschplan entworfen, der nicht weiter verfolgt wurde. Am Abend des 8. November 1923 holte er persönlich den für das Gelingen des Putsches als konservative Identifikation unentbehrlichen Ludendorf aus Ludwigshöhe mit dem Auto ab und brachte ihn zu den wartenden Aufständischen in den Münchener Bürgerbräukeller. Am nächsten Morgen marschierte er neben Hitler, Ludendorff und Hermann Göring am Kopf des Demonstrationsmarsches der Putschisten zur Münchener Feldherrenhalle. Nachdem der Zug der Aufständischen bereits eine polizeiliche Postenkette hatte durchbrechen können, traf er auf dem Odeonsplatz auf einen weiteren Cordon bewaffneter Polizisten. Aus bis heute nicht vollständig geklärten Gründen kam es zu einem Schusswechsel in dessen Folge 12 Putschisten (später zwei weitere vor dem bayerischen Kriegsministerium) und 4 Polizisten starben. Scheubner-Richter war der erste der tödlich getroffen zu Boden sank. Hitler, der sich bei ihm untergehakt hatte wurde von dem Sterbenden mit zu Boden gerissen. Dabei kugelte Hitler sich zwar den Arm aus, hatte aber das Glück, während des nun folgenden Schusswechsels am Boden zu liegen, so dass die Kugeln über seinen Kopf hinweggingen und er weitgehend unverletzt blieb. So hat Scheubner-Richter durch seinen Tod womöglich Hitler das Leben gerettet.

Hitlers Wertschätzung für seinen Gefolgsmann kommt augenfällig darin zum Ausdruck, dass er ihm nicht nur - wie den 13 anderen Toten des gescheiterten Putsches auch - den ersten Teil seines Buches Mein Kampf widmete, sondern auch äußerte: "Alle sind ersetzbar, nur einer nicht: Scheubner-Richter!".

[Bearbeiten] Literatur

  • Otto von Kursell: Erinnerungen an Max von Scheubner-Richter. Ohne Ort 1967
  • Paul Leverkuehn: Posten auf Ewiger Wache. Aus dem abenteuerlichen Leben des Max von Scheubner-Richter. Essener Verlagsanstalt, Essen 1938, Digitalisat als PDF (tendenziöses Werk)
  • Johannes Baur: Die russische Kolonie in München 1900-1945. Deutsch-russische Beziehungen im 20. Jahrhundert. (= Veröffentlichungen des Osteuropa-Instituts München; Reihe Geschichte, Bd. 65). Wiesbaden 1998
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