Matthias Walden
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Eugen Wilhelm Baron von Saß alias Matthias Walden (*16. Mai 1927 in Dresden; † 17. November 1984 in Berlin) war ein konservativer deutscher Journalist.
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[Bearbeiten] Leben
Walden wurde am 16. Mai 1927 in Dresden geboren. Sein Vater betätigte sich als Schriftsteller, der allerdings keine größere Bedeutung erlangte. Seine Erziehung war antinazistisch geprägt. Mit 15 Jahren wurde Walden als Luftwaffenhelfer eingezogen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg volontierte Walden bei der in Dresden von der Ost-CDU herausgegebenen Tageszeitung "Die Union" und wurde Leiter der Lokalredaktion. Sensibilisiert durch die Erfahrungen der NS-Zeit, bemerkte er schnell, wie im Osten Deutschlands erneut eine Diktatur errichtet wurde. Z. B. erlebte er als Gerichtsreporter, wie gegen Oppositionelle in der SBZ vorgegangen wurde. Als ihm 1950 nach scharfen Angriffen im SED-Organ "Sächsische Zeitung" Trupps der kommunistischen Freien Deutschen Jugend vor dem Redaktionsgebäude auflauerten, mit der Anwendung körperlicher Gewalt drohten und in Hetzparolen seinen Namen verballhornten ("Vorne SA, hinten SS, in der Mitte ein AS, das ist der Herr von SASS"), floh er in die Bundesrepublik Deutschland. Um seine zurückgebliebenen Eltern zu schützen, legte er sich das Pseudonym Matthias Walden zu. Der Name ist die Hauptfigur eines Kriminalromans, den er in seiner Kindheit geschrieben hatte.
Zunächst arbeitete Walden einige Monate in der Pressestelle des Ministeriums für gesamtdeutsche Fragen in Bonn. Im Herbst 1950 wurde er Rundfunk-Kommentator beim Berliner Sender RIAS. 6 Jahre später wechselte er zum SFB, wo er zum stellvertretenden Chefredakteur und zum Chefkommentator aufstieg. Dort war er bis Ende der 1970er Jahre tätig. Zudem trat er ab Mitte der 1960er Jahre als Kolumnist für die Illustrierte "Quick" in Erscheinung. 1980 wurde Walden Mitherausgeber der Tageszeitung "Die Welt" und war von Axel Springer als dessen Nachfolger in der Konzernleitung vorgesehen.
In seinen Reportagen setzte sich Walden oft mit der Teilung Deutschlands - und Berlins - auseinander, die er nie als endgültiges Faktum auffasste. Dem Publikum in der DDR wollte Walden ein realistisches Bild vom Westen ohne Schönfärberei vermitteln. So kritisierte er u. a., dass ehemalige NS-Funktionäre hohe öffentliche Ämter im westdeutschen Staatsapparat bekleideten. Er war auch der Auffassung, dass das Bewußtsein der Öffentlichkeit gegenüber den Menschenrechtsverletzungen in der DDR - wie sie dort täglich passierten - ständig wachgehalten werden müsse.
Sein Lebensziel war die Wiedervereinigung Deutschlands. Dafür engagierte er sich auch politisch, in dem er den Bund Freies Deutschland (BFD) bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 1975 unterstützte. Darüber hinaus war er in der Arbeitsgemeinschaft 13. August e. V. aktiv.
Der von Willy Brandt und Egon Bahr nach dem Bau der Berliner Mauer konzipierten Neuen Ostpolitik, stand Walden äußerst distanziert gegenüber. In Anspielung auf die Formel "Wandel durch Annäherung" bezeichnete er die Entspannungspolitik der sozialliberalen Regierung als "Wandel durch Anbiederung", da Verhandlungen mit der DDR-Führung seiner Ansicht nach zu deren Aufwertung führten.
Walden blieb seinem konservativen Grundverständnis stets treu. Seine Position beschrieb er Freunden gegenüber so: "Ich sitze immer zwischen den Stühlen. Den Linken bin ich zu weit rechts, den Rechten zu weit links!" In diesem Sinne griff er auch in die gesellschaftlichen Debatten der 1970er Jahre ein. So lehnte er den zivilen Ungehorsam als Mittel in der politischen Auseinandersetzung ebenso ab, wie er für die konsequente Bekämpfung des Terrorismus eintrat. Dabei geriet Walden in eine juristische Auseinandersetzung mit dem Schriftsteller Heinrich Böll und wurde schließlich im Dezember 1981 vom Bundesgerichtshof zur Zahlung eines Schmerzensgeldes an Böll verurteilt, weil er Böll auf grob verfälschende Weise zitiert hatte. Der Anlass war ein Fernsehkommentar Waldens zur Ermordung des Berliner Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann 7 Jahre zuvor, in dem er Böll bezichtigte, "den Boden der Gewalt gedüngt" zu haben.
Matthias Walden starb im Alter von 57 Jahren an Krebs.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
- "ost blind - west blind", Verlag Ernst Staneck, Berlin, 1963
- "Kassandra Rufe. Deutsche Politik in der Krise", Verlag Langen Müller, München-Wien, 1975
- "Die Fütterung der Krokodile. Ansichten. Einsichten", Verlag Langen Müller, München-Wien, 1980
- "Wenn Deutschland rot wird", Herbig Verlag, München, 1983
- "Roosevelts Krieg. Amerikanische Politik und Strategie 1937 - 1945", Herbig-Verlag, München, 1983
- "Von Wölfen und Schafen. Eine Auswahl zeitkritischer Kommentare aus zwei Jahrzehnten, Ullstein-Verlag Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1983
[Bearbeiten] Fernseh-Reportagen
- "Berlin 9 Uhr 37", SFB, 1959
- "Die Mauer", SFB, 1961
- "Stacheldraht", SFB, 1961
- "Eine Berlinerin - Hildegard Knef", SFB, 1968
- "Die Teilung einer Nation", SFB, 1975
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- Goldene Kamera, 1975
[Bearbeiten] Literatur
- Bettina von Saß (Hrsg.): Er war ein guter Feind. Ullstein-Verlag, Berlin 1999
Personendaten | |
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NAME | Walden, Matthias |
ALTERNATIVNAMEN | Eugen Wilhelm Baron von Saß |
KURZBESCHREIBUNG | konservativer deutscher Journalist |
GEBURTSDATUM | 16. Mai 1927 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 17. November 1984 |
STERBEORT | Berlin |