Mann von Obenaltendorf
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Der Mann von Obenaltendorf ist die Moorleiche eines Mannes aus dem 3. Jahrhundert, die im Mai 1895 beim Torfstechen im Kehdinger Moor in Obenaltendorf, Gemeinde Osten (Oste) im Landkreis Cuxhaven, Niedersachsen, gefunden wurde.
[Bearbeiten] Fundumstände
Die Bergung der Moorleiche ist dem Oberaltendorfer Lehrer H. Meyer zu verdanken, der diesen Fund sicherte und barg.
Im Mai stößt ein Arbeiter beim Torfstechen auf die Leiche. In der Meinung, es handele sich um ein Tierkadaver, zerschneidet er sie mit dem Spaten und wirft die untere Körperhälfte zunächst bei Seite. Beim Weitergraben stößt er auf Kleidung und Haare und erkennt die menschlichen Überreste. Meyer erfährt im nahe gelegenen Schulhaus von dem Fund und begutachtet sofort die Überreste. Er erkennt die historische Bedeutung des Fundes, lässt die Fundstelle absperren und sammelt die herumliegenden Teile ein. In mehrtägiger Arbeit gräbt er die zerschnittenen Leichen- und Kleidungsteile aus und birgt sie nahezu vollständig. Meyer beobachtete während der Bergung Pflanzenteile wie Heidekraut in unmittelbarer Umgebung um die Leiche, die normalerweise in dieser Tiefe nicht vorkommen. Einige dieser Pflanzenteile weisen mit ihrer Unterseite nach oben, was auf umgedrehte Erdklumpen durch die Bestattung hindeuten kann.
[Bearbeiten] Untersuchungsergebnisse
Die Leiche des älteren Mannes lag in etwa 2 m Tiefe unter der Oberfläche in Süd-Nord Ausrichtung. Durch die Umstände vor der Bergung ist die Leiche in viele Teile zerteilt. Die an den Köperteilen verbliebene Haut ist jedoch zäh und intakt und von brauner Farbe. Die Weichteile und Knochen der durch den Bodendruck flachgedrückten Leiche haben sich aufgrund der Moorsäure in eine weiße, talgartige Masse verwandelt. Besonders gut erhalten sind die halblangen tiefblonden, fast rötlichen Haare auf dem Kopf des Mannes, mit einer kleinen Scheitelglatze. Der Bart des Mannes ist kurzgeschoren, das Kinn wurde nur wenige Tage vor dem Tod noch rasiert.
Die Moorleiche ist mit ihrer vollständigen Kleidung aus fein gewebter Wolle und Schuhen in das Moor gekommen, die durch das Torfstechen mehrfach zerschnitten wurde. Der Mann ist mit einem ärmellosen Kittel, einer Kniehose und Wadenwickeln um die Beine bekleidet. Die Leiche ist in einen 173 x 253 cm großen Wollmantel oder eine Wolldecke eingehüllt. Die Füße steckten in Bundschuhen, die aus einer behaarten Lederhaut geschnitten wurden. Zwei kleine, verschließbare Kapseln aus Silberblech trug der Tote als Schmuckanhänger.
Der Tote war ursprünglich nur von einer dünnen Moorplaggenschicht bedeckt, nach seiner Versenkung wuchs über ihm das Hochmoor noch 2 bis 3 m höher.
Verwunderlich ist, warum der Mann etwa 4 Kilometer fernab der Siedlung Altendorf beigesetzt wurde, die einen eigenen Bestattungsplatz hatte. Eine gewaltsame Tötung des Mannes ist aber aufgrund der Fundumstände auszuschließen.
