Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Ludwig Windthorst - Wikipedia

Ludwig Windthorst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ludwig Windthorst
vergrößern
Ludwig Windthorst

Ludwig Johann Ferdinand Gustav Windthorst (* 17. Januar 1812 auf Gut Caldenhof in Ostercappeln bei Osnabrück; † 14. März 1891 in Berlin), römisch-katholisch, war ein deutscher Politiker der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Als Vorsitzender der katholischen Zentrumspartei war er ein wesentlicher Gegenspieler Otto von Bismarcks nach Gründung des Deutschen Reiches. Für den Wahlkreis "Meppen-Lingen-Bentheim", der die heutigen Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim umfasste, wurde er von 1871 an bis zu seinem Tod 1891 in den Deutschen Reichstag gewählt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Gedenkstätte auf Gut Caldenhof
vergrößern
Gedenkstätte auf Gut Caldenhof
Windhorstdenkmal vor dem Meppener Windhorsgymnasium
vergrößern
Windhorstdenkmal vor dem Meppener Windhorsgymnasium

Windthorsts Vater Franz und nach dessen Tod 1822 seine Mutter Klara konnten ihren Kindern durch das Rentmeisteramt des Gutes Caldenhof für die Reichsfreiherren Droste zu Vischering eine angemessene Ausbildung bieten.

Nach dem Abitur am Gymnasium Carolinum in Osnabrück 1830 studierte Windthorst in Göttingen und Heidelberg Rechtswissenschaften. 1836 wurde er Referendar in Osnabrück, 1848 Oberappellationsgerichtsrat in Celle und 1849 für die „Groß- und echt-deutsche Partei“, seit 1851 als deren Präsident, ins Abgeordnetenhaus des Königreichs Hannover gewählt. Von 1851 bis 1853 und von 1862 bis 1865 bekleidete er das Amt des Justizministers im Königreich Hannover und warb für eine österreichfreundliche Politik. Neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter und Minister fungierte Windthorst, seit 1865 Kronoberanwalt in Celle, als Rechtsberater und Beauftragter des 1866 nach der Besetzung des Königreiches Hannover durch Preußen abgesetzten Königs Georg V. von Hannover.

Von 1867 an saß er als Abgeordneter für den Wahlkreis Meppen-Aschendorf-Hümmling im (Norddeutschen) Reichstag und im preußischen Abgeordnetenhaus. Der Gründung der Zentrumspartei stand er anfangs zurückhaltend gegenüber, trat aber im Januar 1871 schließlich doch der neu gegründeten Fraktion im preußischen Abgeordnetenhaus bei und wurde auch Mitglied der Zentrumsfraktion nach der Wahl zum ersten Reichstag am 3. März 1871.

Dort machte er sich vor allem im Kulturkampf, den Bismarck gegen den Einfluss der katholischen Kirche führte, als äußerst fähiger Redner einen Namen und stieg, ohne offiziell ein Fraktionsamt inne zu haben, zum führenden Repräsentanten der Zentrumspartei und des deutschen Katholizismus auf. Windthorst gilt als der parlamentarische Gegenspieler Bismarcks schlechthin. Daher versuchte der Staat immer wieder, durch verschiedene Maßnahmen, u.a. durch die heimliche Förderung von Presseorganen, seine Wahl im Emsland zu erschweren oder zu verhindern. Vehement setzte sich Windthorst für eine religiöse Grundlage des Schulwesens ein sowie für eine Gleichberechtigung aller Minderheiten, so auch für die Rechte der Juden und Polen. Aus diesem Grund opponierte er ebenso gegen das Sozialistengesetz, obwohl er sie ansonsten wegen ihrer antireligiösen und sozialistischen Politik bekämpfte. Deshalb sind heute mehrere katholische Schulen in Deutschland nach Ludwig Windthorst benannt. 1872 wurde er Mitglied im Verband der wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine Unitas. Noch kurz vor seinem Tod gründete er den "Volksverein für das katholische Deutschland", die zur bedeutendsten katholischen Massenorganisation im Kaiserreich heranwuchs.

Windthorst starb am 14. März 1891 in Berlin an einer Lungenentzündung. Zwei Tage zurvor wurde der Schwerkranke noch persönlich von Kaiser Wilhelm II. in seiner Wohnung besucht. Windthorsts Grab befindet sich in der St. Marienkirche zu Hannover. Sein Nachfolger als Reichstagsabgeordneter wurde sein Landsmann und zeitweiliger Mitarbeiter, der Jurist Carl Brandenburg, der bereits Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses war. Nach dem Tod Brandenburgs vertrat Windthorsts Neffe Carl Friedrich Engelen den reichsweit bekannten Wahlkreis "Meppen".

Nach Windthorst ist der Windthorstbund, die Jugendorganisation des Zentrums benannt. Die Ludwig-Windthorst-Stiftung mit Sitz in Lingen-Holthausen trägt die politischen, gesellschaftlichen und religiösen Anliegen des Zentrumspolitikers u.a. durch Nachwuchsförderung im "Ludwig-Windthorst-Arbeitskreis" in die heutige Zeit. Das Windthorst-Gymnasium Meppen, die Schule an seinem Geburtsort Ostercappeln sowie die Katholisch-Soziale Akademie des Bistums Osnabrück wurden ebenfalls nach ihm benannt.

An der Stelle seines Geburtshauses auf Gut Caldenhof befindet sich heute eine Gedenkstätte.

[Bearbeiten] Schrifteditionen

  • Ludwig Windthorst. 1812-1891. Herausgegeben und erläutert von Hans-Georg Aschoff. Beiträge zur Katholizismusforschung. Reihe A: Quellentexte zur Geschichte des Katholizismus, Band 9. Schöningh, Paderborn, München, Wien und Zürich 1991, ISBN 3-506-70869-4
  • Ausgewählte Reden. Band 1. (2., verbesserte Auflage, Nachdruck der Ausgabe des Wehberg-Verlags, Osnabrück 1903.) Olms, Hildesheim, Zürich und New York 2003, ISBN 3-487-12007-0
  • Ausgewählte Reden. Band 2. (Nachdruck der Ausgabe des Wehberg-Verlags, Osnabrück 1902.) Olms, Hildesheim, Zürich und New York 2003, ISBN 3-487-12008-9
  • Ausgewählte Reden. Band 3. (Nachdruck der Ausgabe des Wehberg-Verlags, Osnabrück 1902.) Olms, Hildesheim, Zürich und New York 2003, ISBN 3-487-12009-7
  • Briefe. Band 1: 1834-1880. Bearbeitet von Hans-Georg Aschoff und Heinz-Jörg Heinrich. Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte. Reihe A: Quellen, Band 45. Schöningh, Paderborn, München, Wien und Zürich 1995, ISBN 3-506-79885-5
  • Briefe. Band 2: 1881-1891. Um einen Nachtrag mit Briefen von 1834 bis 1880 ergänzt. Bearbeitet von Hans-Georg Aschoff und Heinz-Jörg Heinrich. Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Band 47. Schöningh, Paderborn, München, Wien und Zürich 2002, ISBN 3-506-79888-X

[Bearbeiten] Literatur

  • Margaret Lavinia Anderson: Windthorst. Zentrumspolitiker und Gegenspieler Bismarcks. Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte, Band 14. Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-0774-3
  • Georg Arnold: Im Spannungsfeld von Katholizismus, Welfentum und preußisch-bismarckschem Machtstreben. Die Entwicklung Ludwig Windthorsts zum Gegenspieler Bismarcks vor dem Hintergrund des Aufstiegs Preußens zur Großmacht bis zum Beginn des Kulturkampfes, D 61, Düsseldorfer Philosophische Dissertation 2006. Elektronische Veröffentlichung hier: klick
  • Hans-Georg Aschoff: Ludwig Windthorst. Ein christlicher Politiker in einer Zeit des Umbruchs. Niedersächsische Landeszentrale für Politische Bildung, Hannover 1991
  • Hans-Georg Aschoff: Rechtsstaatlichkeit und Emanzipation - Das politische Wirken Ludwig Windthorsts. Reihe Emsland/Bentheim, Band 5. Verlag Emsländische Landschaft, Sögel 1988.
  • Helmut Lensing, Die Wahlen zum Reichstag und zum Preußischen Abgeordnetenhaus im Emsland und in der Grafschaft Bentheim 1867 bis 1918 - Parteiensystem und politische Auseinandersetzung im Wahlkreis Ludwig Windthorsts während des Kaiserreichs (= Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte Bd. 15. Hrsg. von der Emsländischen Landschaft für die Landkreis Emsland und Grafschaft Bentheim), Sögel 1999.
  • Hermann Meemken (Hrsg.): Ludwig Windthorst 1812-1891. Christlicher Parlamentarier und Gegenspieler Bismarcks. Begleitbuch zur Gedenkausstellung aus Anlass des 100. Todestages - eine Gedenkausstellung des Landkreises Emsland und der Ludwig-Windthorst-Stiftung. Goldschmidt, Werlte 1991, ISBN 3-927099-25-2
  • Wolfgang Sellert: Ludwig Windthorst als Jurist. "Der Weg des Rechts ist der einzige Weg, der zum Ziele führt". Wallstein, Göttingen 1991, ISBN 3-89244-024-7

[Bearbeiten] Weblinks


Andere Sprachen

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -