Liberaler Islam
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Der Begriff Liberaler Islam ist noch relativ neu und beschreibt eine islamisch orientierte Geisteshaltung und Religionsausübung, die nicht im Widerspruch zu modernen Vorstellungen von Menschenrechten und Demokratie steht. Anhänger des Liberalen Islam sind in der Minderheit unter Muslimen, stellen aber eine wachsende unorganisierte Bewegung, insbesondere unter jungen islamischen Menschen, in westlichen Staaten da. Sie werden von konservativen Muslimen als vom Islam abgefallen betrachtet und müssen unter Umständen um ihr Leben fürchten. Der Liberale Islam hat kaum eine organisierte Anhängerschaft. Der Muslim Canadian Congress, den man wohl zum Liberalen Islam zählen könnte, hat höchstens 300 Mitglieder.
Im Gegensatz zu Begriffen wie "Euroislam" oder "US- Islam" wirkt der Begriff neutraler, da hier der Eindruck vermieden wird, es handele sich um eine regionale Erscheinung, die etwa muslimischen Immigranten von einer westlichen Umgebung anerzogen wird. Der Euroislam des deutschen Staatsbürgers Bassam Tibi, der wohl in die Kategorie Liberaler Islam gehört, wurde schon, nicht ganz zu unrecht, als "Ein-Mann-Sekte" bezeichnet.
Neben zahlreichen historischen Vertretern einer weniger orthodoxen Auslegung des Koran innerhalb der islamischen Welt, finden heute etwa folgende Vertreter eines liberalen Islams Beachtung und Aufmerksamkeit: Nasr Hamid Abu Zayd, Amina Wadud.
Abu Zayd, Exil-Ägypter und von der Zeitung "Die ZEIT" 2003 als einer der führenden liberalen Theologen des Islam bezeichnet, führt folgende Argumentatorik ins Feld:
Der Koran betont, in einfachem arabisch offenbart worden zu sein und dass Gottes Offenbarung an die Propheten zu allen Zeiten und gegenüber allen Völkern die selbe war. „Wir schickten keinen Gesandten, es sei denn, in der Sprache seines Volkes, auf daß er sie aufkläre." (Koran 14:4)
Zayd verweist auf die Mutaziliten oder Mu'tazila, die im 8. Jhdt n. Chr. den Koran als etwas Geschaffenes sahen, die sich aber gegenüber den orthodoxen Hanbaliten nicht durchsetzen konnten. Die Lehre von der Ewigkeit des Koran wurde so zur herrschenden Lehrmeinung in der islamischen Theologie.
Dadurch dass das Wort Gottes in seiner unbegreiflichen Absolutheit sich mittels des menschlichen Boten Mohammed äußert, sei die Manifestation durch den Koran, als einer später erfolgten schriftlichen Zusammenfassung der Aussagen Mohammeds weder heilig noch göttlich. Die Umgebung Mohammeds konnte die Botschaft Gottes nur aus Ihren Lebensumständen heraus verstehen. Um also zur ursprünglichen göttlichen Botschaft zu gelangen, müssten die soziokultuerellen Begebenheiten der damaligen Zeit berücksichtigt werden.
Zayd folgert daraus, dass der Islam ein Projekt mit offenem Ende sei, in dem es darum gehe eine für alle Zeiten universelle Botschaft- auf die jeweilige Zeit und die Menschen zugeschnitten- individuell zu interpretieren.
