Le Canard enchaîné
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Le Canard enchaîné ist die wichtigste Satire-Zeitschrift Frankreichs, die stets mittwochs erscheint und eine Auflage von 446.000 Exemplaren erreicht. Sie publiziert investigative Reportagen, Neuigkeiten aus Informationslecks der französischen Regierung und karikiert die französische Politik wie auch die Geschäftswelt. Zahlreiche Witze und Cartoons finden sich im Canard enchaîné.
Der Name der Zeitung stammt von der von dem Journalisten und Politiker Georges Clemenceau gegründeten Zeitung L'Homme libre (der freie Mensch), welche wegen der Regierungszensur schließen musste. Clemenceau schrieb einen Aufsatz namens L'Homme enchaîné (der angekettete Mensch), und darauf erschien 1915 zum ersten Mal Le Canard enchaîné, "Die angekettete Ente". "Canard" ist in der französischen Sprache ein Slang-Ausdruck für eine Zeitung und hat nichts zu tun mit dem deutschen Wort „Zeitungsente“, d.h. mit einer Falschnachricht.
Die Zeitung ist bekannt für ihre redaktionelle und finanzielle Unabhängigkeit. Le Canard enchaîné lehnt sich politisch auf die linke Seite und weigert sich, das Geschäft über Inserate finanzieren zu lassen. Die Zeitungsmacher sind profunde Kenner der französischen Politik, und das Blatt hat bis jetzt mehrere hochrangige Affären auffliegen lassen:
- Am 3. Dezember 1973 wurden Polizisten des Inlandsgeheimdienstes Direction de la Surveillance du Territoire dabei erwischt, wie sie als Klempner verkleidet Abhörgeräte in der Canard-Redaktion anbrachten. Daraufhin wurde der Innenminister Raymond Marcellin dazu gezwungen, die Regierung zu verlassen - auch wenn angenommen wird, dass Marcellin als Sündenbock für andere Minister dienen musste, insbesondere den Verteidigungsminister, welcher daran interessiert war, Informanten des Blatts zu enttarnen.
- Le Canard enchaîné kämpfte darum, Beweise für die angebliche Korruption Jacques Chiracs während seiner Bürgermeisterzeit in Paris ans Tageslicht zu bringen.
- Le Canard enchaîné war maßgeblich daran beteiligt, die Nazi-Vergangenheit des früheren Pariser Polizeichefs Maurice Papon aufzuklären.
- Le Canard enchaîné enthüllte die Affäre um das luxuriöse, aus der Staatskasse bezahlte, Appartement des Finanzministers Hervé Gaymard, welcher darauf im Jahre 2005 zurücktrat.
Die Auflagenzahl der Zeitschrift entwickelt sich entgegen des Trends auf dem französischen Markt positiv. 2005 stieg die Auflage um sechs Prozent auf 420.000. Damit konnte Le Canard enchaîné einen Nettogewinn von 5,9 Millionen Euro erwirtschaften.[1]
Le Canard enchaîné als Zeitungsname wird in der alten Rechtschreibung geschrieben (î statt i).
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ Handelsblatt, 20. Sept. 2006, S. 12