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Lautpoesie

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Hugo Balls Gedicht Karawane, Typografie der Erstveröffentlichung, 1917
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Hugo Balls Gedicht Karawane, Typografie der Erstveröffentlichung, 1917

Lautpoesie ist eine Gattung der modernen Lyrik, die auf sprachlichen Sinn ganz oder zu einem erheblichen Teil verzichtet und versucht, analog zur abstrakten Malerei, die Sprache nicht in abbildender, beziehungsweise inhaltlich-bezeichnender Funktion, sondern rein formal als Lautmaterial anzuwenden. Die Lyrik nähert sich dadurch notwendig, in dem Maße, in dem Semantik verschwindet und der Klang in den Vordergrund tritt, stark der Musik an.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Vorläufer der Lautpoesie lassen sich schon in der Literatur der römischen Antike, des Mittelalters und dann vor allem des Barocks finden. Allen diesen Vorläufern ist jedoch gemein, dass sie den sprachlichen Klang gegen den nach wie vor erkennbaren Wortsinn entweder ausspielen (um so parodistische oder rein komischen Effekte zu erzeugen), oder dass sie vereinzelte Stilübungen sind (gerade in der Literatur des späten Mittelalters), in denen ein Dichter anhand eines weitgehend sinnentleerten Musterstücks vorführt, wie virtuos er die formalen Register der Dichtung beherrscht.

Radikalisiert wurden Ende des 19. Jahrhunderts diese Vorläufer durch den Symbolismus, dessen Dichter, sprachspielerisch und auf Wohlklang abzielend, nicht selten in ihren Gedichten zwar noch einen ahnbaren Wortsinn hinterließen, der jedoch häufig so hermetisch oder auch banal war, dass der manieristische Form- und Lautwert in den Vordergrund trat. Beispiele hierfür finden sich im deutschen Sprachraum in der Lyrik Rilkes und Georges.

Der Übergang zur eigentlichen Lautpoesie fand in der deutschen Literatur statt durch Christian Morgenstern – in Gedichten wie Das große Lalula, Lunovis (Das Mondschaf) oder Der Rabe Ralf (wobei Morgenstern mit Fisches Nachtgesang gleichzeitig auch schon eines der ersten Beispiele Konkreter Poesie verfasste). Dem folgten die Dichter des Dada, beispielsweise Hugo Ball mit Karawane, oder Johannes Theodor Baargeld mit Bimmelresonnanz II. Die bedeutendsten Lautgedichte dieser Zeit stammen von Raoul Hausmann und Kurt Schwitters, allen voran die Ursonate, die über mehrere Sätze hinweg aus keinem Wort, sondern nur aus Silben aufgebaut ist.

Ende der 1950er Jahre begannen deutschsprachige Schriftsteller der zweiten Avantgarde solche Stilmittel wiederzuentdecken. Zu den wichtigsten Vertretern der Lautpoesie dieser Zeit gehörten Franz Mon, Gerhard Rühm, Oskar Pastior und Ernst Jandl.

In neuerer Zeit spielt die Lautpoesie eine nicht geringe Rolle in der Slam Poetry und Rap-Szene, was, da sich Rap unter anderem von der Scat-Tradition des Jazz herleitet, naheliegend ist und zu einer Fusion von avantgardistischen Strömungen der Hochkultur der klassischen Moderne und populären Traditionen der Lautpoesie geführt hat.

[Bearbeiten] Beispiele

[Bearbeiten] Johann Klaj

Der kekke Lachengekk koaxet/krekkt/und quakkt/
Des Krippels Krückenstockk krokkt/grakkelt/humpt und zakkt/
Des Gukkuks Gukken trotzt dem Frosch und auch die Krükke.
Was knikkt und knakkt noch mehr? kurtz hier mein Reimgeflikke.

Johann Klaj: Fortsetzung Der Pegnitz-Schäferey, Nürnberg 1645

[Bearbeiten] Christian Morgenstern

Das große Lalula

Kroklokwafzi? Semememi!
Seiokrontro -- prafriplo:
Bifzi, bafzi; hulalemi:
quasti basti bo...
Lalu lalu lalu lalu la!

Hontraruru miromente
zasku zes rü rü?
Entepente, leiolente
klekwapufzi lü?
Lalu lalu lalu lalu la!

Simarar kos malzipempu
silzuzankunkrei (;)!
Marjomar dos: Quempu Lempu
Siri Suri Sei []!
Lalu lalu lalu lalu la!

Christian Morgenstern: Galgenlieder, Berlin 1905

[Bearbeiten] Hugo Ball

brulba dori daula dalla
sula lori wauga malla
lori damma fusmalu

Dasche mame came rilla
schursche saga moll vasvilla
suri pauge fuzmalu

Dolli gamba bokamufti
sabel ize spogagufti
palazuma polja gei

mula dampe dori villa
alles virds schavi drestilla
offi lima dozapau pozadau

[Bearbeiten] Kurt Schwitters

[Bearbeiten] Siehe auch:

[Bearbeiten] Weblinks

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