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Lateinische Metrik

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Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Grundlagen der Metrik

[Bearbeiten] Die Silbe

Grundeinheit der Metrik ist die Silbe. Silben können lang oder kurz sein; die lateinische Metrik gründet auf der griechischen Metrik und beruht wie sie auf der geregelten Abfolge kurzer und langer Silben. Eine Silbe ist eine Art Zeiteinheit, so wie eine Note in der Musik. Jedem Wort kann eine exakte Zahl Silben zugeordnet werden. Die Anzahl der Silben eines Wortes erschließt sich dem Gehör unmittelbar: unmittelbar hat 4 Silben. Silbe zwei. Im Lateinischen ist der Kern jeder Silbe ein Vokal. Zwei Vokale, die durch einen oder mehrere Konsonanten getrennt sind, bilden immer je eine Silbe, also insgesamt zwei.

[Bearbeiten] Metrische Grundmuster

In der lateinischen Metrik gibt es eine Reihe von Grundmustern (ähnlich dem Grundrhythmus in einem Tanz), die verschiedenen literarischen Genres zugeordnet sind (daktylischer Hexameter für das Epos, elegisches Distichon für Liebeselegien, Iamben für bestimmte Passagen des Dramas oder für Spottverse etc). Innerhalb des Grundschemas ist größere oder kleinere Varianz möglich.

[Bearbeiten] Lange und kurze Vokale

Im Lateinischen ist die Vokallänge (Quantität) (wie im Deutschen) distinktiv (wortunterscheidend). Das heißt, es können Wortpaare vorkommen, deren Glieder sich nur durch die Quantität (lang oder kurz) eines Vokals unterscheiden. Im Deutschen sind das zum Beispiel die Paare Ofen/offen, fahl/Fall, Weg/weg, stählen/stellen, ihnen/innen, rußen/Russen, Röslein/Rößlein, Düne /dünne. Beispiele für das Lateinische sind: cecidi ‚ich fiel’ / cecīdi ‚ich fällte’; os ‚Knochen’ / ōs ‚Mund’. Betonungsregeln

  • Zweisilbige Wörter werden auf der ersten Silbe betont.
  • Drei- und mehrsilbige Wörter werden auf der vorletzten Silbe (der Paenultima) betont, wenn diese lang ist, und auf der vorvorletzten Silbe (der Antepaenultima), wenn die vorletzte Silbe kurz ist.

Also: volúbĭlis, oratóre (oratōre), cupiénda (die vorletzte Silbe ist positionslang, siehe unten). NB: Dies sind die natürlichen Wortbetonungen. Wenn man Poesie laut liest, betont man bestimmte lange Silben im Vers und setzt sich über die natürliche Betonung hinweg. Siehe unten.

[Bearbeiten] Grundregeln

[Bearbeiten] Lange und kurze Silben

Eine Silbe ist im Lateinischen lang, wenn

  • ihr Vokal lang ist (dann spricht man von Naturlänge)
  • zwischen ihrem Vokal und dem Vokal der nächsten Silbe mehr als ein Konsonant liegen (Positionslänge); dabei zählt ein Doppelkonsonant wie zwei Konsonanten
  • beides vorliegt

Eine Silbe ist kurz, wenn

  • keine der oben genannten Bedingungen zutrifft.

Beispiele: Im Wort a scen de re (4 Silben) ist die erste Silbe lang, weil zwischen a (Vokal der ersten Silbe) und e (Vokal der zweiten Silbe) zwei Konsonanten stehen (-sc-). Die zweite Silbe ist aus demselben Grund lang (-nd-). Die dritte Silbe ist kurz: erstens ist das -e- ein kurzes -e-, und zweitens liegt zwischen dem Vokal der dritten Silbe und dem Vokal der letzten Silbe nur ein Konsonant: -r-. Im Wort amare ist die erste Silbe kurz, weil der Vokal kurz ist und bis zum Vokal der nächsten Silbe nur ein Konsonant liegt. Die zweite Silbe ist lang, weil der Vokal lang ist. Die letzte Silbe ist kurz, weil der Vokal kurz ist (und kein Konsonant folgt)

[Bearbeiten] Wortgrenzen unerheblich

Für die Länge oder Kürze einer Silbe im Vers sind in der Metrik die Wortgrenzen unerheblich. Eine Silbe ist auch lang, wenn die zwei Konsonanten zwischen ihrem Vokal und dem Vokal der Folgesilbe hier und dort einer Wortgrenze liegen. Beispiel: Im Vers: in nova fert animus mutatas dicere formas sind die fett hervorgehobenen Silben lang, da – unabhängig von der Wortgrenze – zwei Konsonanten zwischen dem Vokal der einen und dem Vokal der nächsten Silbe liegen. Man liest also: ín nova fért animús mutátas dícere fórmas

[Bearbeiten] Vokalkombinationen

Die Vokale ae [ai], oe [oi], au und eu [eu] sind immer lang (und damit die Silbe, die sie enthält). Dass sie mit zwei Schriftzeichen geschrieben werden, hat nichts zu bedeuten. Sie bilden einen Vokal und gehören daher zu einer Silbe. Alle anderen Verbindungen von Vokalen bilden zwei Silben. Beispiel: te- ne- at (3 Silben), mo- nu- it (3 Silben), ma- ri- um (3 Silben), con- stan- ti- a (4 Silben). Das u nach q bezeichnet keinen Vokal, sondern die Rundung des Konsonanten. Das Zeichen qu steht also für einen gerundeten velaren Plosiv (einen Laut, der durch Verschluss und plötzliche Lösung des Gaumens mit dem Zungenrücken und gleichzeitiger Lippenrundung gebildet wird), einen sogenannten Labiovelar [kw]. Steht zwischen zwei Vokalen eine Morphemgrenze, so bilden sie auch dann zwei Silben, wenn sie eigentlich einen Diphthong bilden müssten: cae- ru- le- us (4 Silben, das -e- gehört zur Wurzel, das -u- ist Stammbildungselement).

[Bearbeiten] Vocalis ante vocalem corripitur

In einer zweisilbigen direkten Aufeinanderfolge von Vokalen ohne Konsonant dazwischen ist der erste von beiden immer kurz. Beispiel: puella (das u ist kurz, das e ist lang wegen Doppel-l)

[Bearbeiten] Muta cum Liquida

Die Verbindung aus einem Plosiv (p, t, c, b, d, g) und einer Liquida (l, r) kann Positionslänge bilden, muß dies aber nicht. Je nach Bedarf kann eine Silbe, die mit Plosiv schließt und einer Silbe vorangeht, die mit -r- oder -l- beginnt, lang oder kurz gemessen werden. Im Vers

exuit hic umero pharetram lentosque retendit (Ovid Met II, 419) ("hier streifte (sie) den Köcher von der Schulter und spannte (den Bogen) ab"

wird beispielsweise die zweite Silbe des Wortes pharetra kurz gemessen. Vgl. Ovid Met II, 439:

unde pedem referens paene est oblita pharetram ("von dort ging sie weg und hätte beinahe ihren Köcher vergessen")

Hier wird dieselbe Silbe lang gemessen.

[Bearbeiten] i-

Im Silbenanlaut zählt i als Konsonant („j“). iacere hat also 3 Silben, iunctum 2. Dies gilt auch für Komposita, bei denen das i des Simplex’ nicht mehr im Anlaut steht: coniungere hat demnach 4, nicht 5 Silben.

[Bearbeiten] Elisionsregel 1

Treffen zwei Vokale über eine Wortgrenze aufeinander (endet also das erste Wort mit einem Vokal, während das zweite mit einem Vokal anfängt), so wird der auslautende Vokal verschluckt (elidiert) und gilt für die metrische Zählung nicht: primaqu(e) ab origine mundi enthält demnach nur 9 Silben.

[Bearbeiten] Elisionsregel 2

Endet ein Wort in -am, -em, -im, -um, während das nächste Wort mit Vokal anlautet, so wird -am, -em, im, -um elidiert. Dies hängt mit der Aussprache des Lateinischen, vgl. Latein (antike Aussprache) zusammen; Folgen aus Vokal und m wurden nasaliert gesprochen, das m hat den Hang, elidiert zu werden. Beispiel (Vergil, Aeneis I, 88–89):

Eripiunt subito nubes caelumque diemque

Teucrorum ex oculis; ponto nox incubat atra.

lies: teúcror’ éx oculís

(„Da nehmen Wolken plötzlich Tag und Himmel fort aus den Blicken der Teukrer; auf dem Meer liegt eine schwarze Nacht.“)

[Bearbeiten] Elisionsregel 3

h ist stumm und zählt nicht als Konsonant. Deswegen treten bei anlautendem h- dieselben Elisionsphänomene auf wie bei vokalisch anlautenden Wörtern. Beispiel (Aeneis I, 97–101): „… Mene Iliacis occumbere campis

non potuisse, tuaque animam hanc effundere dextra,

saevus ubi Aeacidae telo iacet Hector, ubi ingens

Sarpedon, ubi tot Simois correpta sub undis

scuta virum galeasque et fortia corpora volvit?“

lies: nón potuísse tuáqu’ anim’ ánc effúndere déxtra

(„… konnte ich denn nicht auf den Schlachtfeldern Ilions fallen, meine Seele durch deine rechte Hand verströmen, wo der wilde Hector, getötet vom Geschoss des Äakiden, liegt, und der ungeheure Sarpedon, und der Simois die entrissenen Schilde und Helme und die tapferen Körper so vieler Männer unter den Wogen dahinwälzt?“)

[Bearbeiten] Elisionsregel 4

Das e- von est wird elidiert, wenn das voraufgehende Wort mit Vokal oder -am, -em, -im -um endet. laudandum est spricht (und zählt) man dann also laudandumst, laudata est wie laudatast (drei statt vier Silben). Beispiel (Aeneis, I, 385–386). Ebenso das e- von es.

… Nec plura querentem

passa Venus medio sic interfata dolore est

Lies: pás|sa| Ve|nús| me|di|ó| sic| ín|ter||ta| do||rest. (lange Silben dick) … (… Venus ließ ihn nicht weiter klagen und unterbrach ihn mitten in seiner Schmerzensrede folgendermaßen: …)

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