Löwen (Belgien)
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Wappen | Karte | ||||||
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Basisdaten | |||||||
Region: | Flandern | ||||||
Provinz: | Flämisch-Brabant | ||||||
Arrondissement: | Löwen | ||||||
Fläche: | 56,63 km² | ||||||
Einwohner: | 90.143 (2005) | ||||||
Bevölkerungsdichte: | 1.592 Einwohner je km² | ||||||
Postleitzahlen: | 3000 (Leuven)
3001 (Heverlee) 3010 (Kessel-Lo) 3012 (Wilsele) 3018 (Wijgmaal) |
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Vorwahl: | 016 | ||||||
Adresse der Stadtverwaltung: | Stadhuis, Grote Mark 9, 3000 Leuven |
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Offizielle Website: | www.leuven.be | ||||||
Politik | |||||||
Bürgermeister: | Louis Tobback (SP) | ||||||
Bevölkerung | |||||||
Arbeitslosenquote | 9,41 % (2005) | ||||||
Ausländeranteil | 9,33 % (2004) | ||||||
Altersstruktur: |
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Löwen (niederländisch Leuven, französisch Louvain) ist eine belgische Stadt in der Region Flandern. Sie liegt am Fluss Dijle und ist Hauptort der Provinz Flämisch-Brabant.
Die Altstadt von Löwen besitzt mit dem gotischen Rathaus (Stadhuis) und dem Alten Markt (Oude Markt) einige der schönsten Beispiele flämischer Architektur.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Namensherkunft
Leuven soll ähnlich wie Venlo die Worte Lo (Wald) und Venn (Morast) miteinander verknüpfen, so dass ein „Moorwald“ beschrieben wird. Die Umdeutung in Leu (Löwe) muss nach dieser Ansicht erst später erfolgt sein. Anderen Quellen zufolge war der älteste Name der Stadt das von einem römischen Eigennamen abgeleitete Luvanium, was „Geliebte“ heißt. Lovenjoel, früher Lovininon, („klein Leuven“) ist später daraus geworden.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Flagge von Löwen besteht aus drei horizontalen Streifen: rot-weiß-rot. Nach einer Legende gehört das zum Gedenken an die Schlacht von 891 gegen die Wikinger. Es war Arnulf von Kärnten, der die angreifende Armee führte und die Wikinger schlug. Während der Schlacht soll soviel Blut geflossen sein, dass beide Ufer der Dijle rot vom Blut waren (die zwei roten Streifen) dazwischen strömte die Dijle hell hindurch (der weiße Streifen).
Im 12. Jahrhundert entwickelte sich Löwen aus einer Burg der Grafen von Löwen. 1425 wurde die Universität gegründet, die zwischen 1797 und 1834 geschlossen war und Löwen zu einem Mittelpunkt des Geisteslebens in Belgien machte. Sehenswert sind die Kirche Sint Pieters, die Universität und das Rathaus, allesamt Bauten der Gotik.
Im 1. Weltkrieg gelangte die Stadt zu trauriger Berühmtheit: Als Deutschland zu Kriegsbeginn im Sinne des Schlieffen-Plans das neutrale Belgien angriff, um eine rasche Entscheidung im Westen zu erzwingen, scheint es, wie in anderen Landesteilen so auch in Löwen zu Widerstandsaktionen nicht regulärer belgischer Einheiten gekommen zu sein. In der Folge beschloss die deutsche Heeresleitung offenbar, an Löwen ein Exempel zu statuieren und die Universitätsstadt niederzubrennen. Am 25. August 1914 brannte der Alte Markt, und dies wurde der Beginn einer tagelangen Brandschatzung, der auch die Universitätsbibliothek zum Opfer fiel. 248 Zivilisten wurden von deutschen Soldaten getötet. Während etwa die Neue Freie Presse ((Wien) zunächst (am 28.8.) billigend von einer "Züchtigung der Stadt Löwen" sprach, erregte sich die Londoner Times vom 29.August darüber, dass sich die deutschen Hunnen am belgischen Oxford vergriffen hätten. Der Fall von Löwen wurde letztlich zu einer moralischen und propagandistischen Katastrophe der Mittelmächte Vergeblich antworteten am 11.Oktober 1914 deutsche Intellektuelle mit einem "Aufruf an die Kulturwelt" . Carl Zuckmayers Erzählung Engele von Löwen spielt im Löwen zur Zeit des 1. Weltkriegs.(Quelle zur Lage 1914: Löwen - die düsteren Geheimnisse der Vergangenheit, Robert Schediwy, Wiener Zeitung 9.4.1999)
[Bearbeiten] Universität
Löwen ist Sitz der ältesten Universität Belgiens und der Benelux-Staaten, der Katholieke Universiteit Leuven. Seit ihrer Gründung im Jahre 1425 gehört sie zu den bedeutendsten europäischen Universitäten und brachte durch die Jahrhunderte zahllose namhafte Wissenschaftler und Persönlichkeiten wie Adriaan van Utrecht (Papst Hadrian VI.), Matthias Wesenbeck, Erasmus, Justus Lipsius, Vesalius, Mercator, und Georges Lemaître hervor. An dieser Universität wird auch der Nachlass des Philosophen Edmund Husserl verwaltet.
Im Jahre 1968 wurde Löwen eines der Zentren des belgischen Sprachenstreits, in dem die gegenüber der dominierend frankophonen Oberschicht wirtschaftlich und politisch aufholenden niederländischsprachigen Provinzen politische und kulturelle Autonomie innerhalb Belgiens forderten. Obwohl die Universität zu dieser Zeit offiziell zweisprachig (französisch/niederländisch) war, wurde der de facto Zustand wachsender französischsprachiger Studentenzahlen am Anfang des Zeitalters der Massenuniversität von den niederländischsprachigen Studenten zunehmend als unzumutbar empfunden. Nach zum Teil heftigen Auseinandersetzungen zwischen Studenten und den Behörden kam es schließlich zu einer Aufteilung der K.U. Leuven in eine niederländischsprachige (KUL) und eine französischsprachige (UCL) Universität. Löwen blieb daraufhin Sitz der niederländischsprachigen KUL, während die französischsprachige Université catholique de Louvain in den neu gegründeten Ort Louvain-la-Neuve im wallonischen Landesteil verlegt wurde.
Das Stadtbild Löwens wird stark vom studentischen Leben geprägt (2006: 31205 Studenten, davon 3849 Ausländer). Im Stadtinnerern findet man viele Bars und Kneipen. Einer der größten Arbeitgeber der Stadt neben der Universität ist die Brauerei InBev, die zu den weltweit größten Brauereien zählt.
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Arnulf von Löwen, belgischer Zisterziensermönch, Abt, und Dichter
- Georges Lemaitre, belgischer Priester und Physiker und gilt als Begründer der Urknalltheorie
- Koenraad Elst, bekannter Autor über u.a. indische Politik und Geschichte
- Jan Hoet, Kunsthistoriker und Ausstellungskurator, Künstlerischer Leiter der DOCUMENTA IX
- Johan Nijs, belgischer Komponist und Dirigent im Bereich der Blasmusik
- Peter Piot, Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen und geschäftsführender Direktor der Organisation UNAIDS
- Vincent Rijmen, Kryptografieexperte und einer der Entwickler der Blockchiffre Advanced Encryption Standard (AES)
- Jean Servais Stas, belgischer Chemiker
- Jurgen Van Goolen, Radrennfahrer
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
- Rennes (Frankreich) seit 1980
- 's-Hertogenbosch (Niederlande) seit 1984
- Lüdenscheid (Deutschland) seit 1987
- Krakau (Polen) seit 1991
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Leuven – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- leuven.be Offizielle Seite der Stadt
- inenuitleuven.be Kulturelle und touristische Informationen über die Stadt Löwen/Leuven
- kuleuven.be Katholische Universität Löwen
Koordinaten: 50° 52' N, 04° 42' O