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Knut Hamsun

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Knut Hamsun 1881
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Knut Hamsun 1881

Knut Hamsun (* 4. August 1859 in Lom, Norwegen; † 19. Februar 1952 in Nørholm bei Grimstad) war einer der bedeutendsten norwegischen Schriftsteller und erhielt 1920 den Literaturnobelpreis.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Knut Hamsun wurde 1859 als viertes von sieben Kindern eines Schneiders geboren. Mit bürgerlichem Namen hieß er Knud Pedersen. 1862 wanderte seine Familie nach Hamarøy in Nordland aus. Als Neunjähriger kam er für mehrere Jahre zu seinem Onkel Hans Ohlsen in Presteide, um im Pfarrhof aus dem Bibelboten vorzulesen. In seiner Erzählung Bjørger verarbeitete er Teile seiner finsteren Zeit, die er rückblickend als Martyrium bezeichnet. Später, nach seiner Konfirmation, war er bei dem Kaufmann Walsøe in Tranøy als Ladengehilfe beschäftigt und bekritzelte die Türrahmen des Ladens mit ersten Versen.

Seine ersten literarischen Versuche unternahm Hamsun Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn der 80-er Jahre wanderte er in die USA aus, arbeitete dort u.a. als Straßenbahnschaffner in San Francisco und kam 1885 schwer erkrankt nach Norwegen zurück. Nach seiner Genesung reiste er im folgenden Jahr erneut in die USA und kehrte 1888 nach Norwegen zurück. Hamsun vermochte in Amerika nie richtig Fuß zu fassen. Der American Way of Life stieß ihn von vornherein ab. Dies wird auch in mehreren Essays aus jener Zeit deutlich.

1890 erschien Hamsuns erster Roman „Sult“ (Hunger), mit dem er seine literarische Anerkennung erreicht. In den nächsten Jahren lebte er für mehrere Jahre in Paris und unternahm danach ausgedehnte Reisen in verschiedene Länder (Finnland, Russland, Türkei, Persien).

1898 heiratete er Bergljot Bech, von der er sich 1906 wieder scheiden ließ. Drei Jahre später heiratete er die 22 Jahre jüngere Schauspielerin Marie Andersen, die als Kinderbuchautorin unter dem Namen Marie Hamsun bekannt wurde. Danach wurde Hamsun sesshaft und erwarb einen Hof bei Grimstad an der Südküste Norwegens.

1917 erschien sein bekanntester Roman, „Markens Grøde“ (Segen der Erde), für den er 1920 den Literaturnobelpreis erhielt.

Hamsun war ein großer Bewunderer Deutschlands und ein entschiedener Gegner des britischen Imperialismus sowie des Kommunismus. Sehr entscheidend für Hamsuns antibritische Einstellung war das britische Vorgehen im Burenkrieg. Schon im Ersten Weltkrieg war er für die deutsche Position öffentlich eingetreten. Deutschland symbolisierte für Hamsun das "junge Europa". Er blieb ein Freund Deutschlands bis zu seinem Tode. Zur Zeit des Nationalsozialismus nahm er öffentlich für die deutsche Politik Stellung. So griff er 1935 Carl von Ossietzky, der in dem deutschen KZ Papenburg-Esterwegen gefangen saß, scharf an, u.a. in der Zeitung Aftenposten. Er bezeichnete ihn als „merkwürdigen Friedensfreund“, der vorsätzlich in Deutschland geblieben sei, um als Märtyrer erscheinen zu können. „Wenn die (deutsche) Regierung Konzentrationslager einrichtet, so sollten Sie und die Welt verstehen, dass das gute Gründe hat“, schrieb er an einen Ingenieur, der sich für Ossietzky eingesetzt hatte. Als Carl von Ossietzky 1935 den Friedensnobelpreis erhielt, äußerte Hamsun öffentlich massive Kritik. Ferner rief Hamsun 1936 zur Wahl des Führers der norwegischen Nasjonal Samling, Vidkun Quisling, auf und appellierte 1940, anlässlich der deutschen Invasion in Norwegen, an seine Landsleute: „Norweger! Werft das Gewehr weg und geht wieder nach Hause! Die Deutschen kämpfen für uns alle und brechen jetzt Englands Tyrannei über uns und alle Neutralen.“ Am 7. Mai 1945 erschien ein Nachruf Hamsuns auf Adolf Hitler in „Aftenposten“, in dem er diesen als „reformatorische Gestalt höchsten Ranges“ bezeichnete. Der Nachruf Hamsuns lautete: „Ich bin nicht würdig, über Adolf Hitler mit lauter Stimme zu sprechen und zu irgend welchen rührseligen Redereien laden sein Leben und sein Wirken nicht ein. Er war ein Kämpfer für die Menschheit und ein Verkünder der Botschaft vom Recht für alle Nationen. Er war eine reformatorische Gestalt von höchstem Range und sein historisches Schicksal war, daß er in einer Zeit beispielloser Niedertracht wirken mußte, die ihn am Ende zu Boden schlug.

Es scheint allerdings, dass Hamsun, trotz seiner ideologischen Nähe zum Nationalsozialismus, bis zu einem gewissen Grad kritische Distanz zum konkreten politischen Handeln der Nationalsozialisten hielt. Er setzte sich für einige Norweger ein, die von der Besatzungsmacht hingerichtet werden sollten, bei anderen tat er das nicht, obwohl er dazu aufgefordert worden war. 1943 suchte er Goebbels und Hitler auf. Gegenüber Hitler kritisierte er die Anzahl der Hinrichtungen in Norwegen und die Politik des Reichskommissars Josef Terboven. Das Gespräch Hamsuns mit Hitler währte nur kurz, da dieser nicht über norwegische Tagespolitik sprechen wollte, sondern über sein essentielles Gesellschaftskonzept der Aufnordung im Rahmen des NS-Programms von Blut und Boden.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde Hamsun zunächst in ein Altersheim in Landvik eingewiesen, dann für „psychisch geschwächt“ erklärt (er war immerhin über 80 Jahre alt) und vorübergehend in die psychiatrische Klinik des Grimstad Hospital eingewiesen. Eine Verurteilung als „dauernd seelisch geschwächt“ widerlegte Hamsun sowohl in seiner Verteidigungsschrift 1947 als auch mit seinem letzten, bei klarem Verstand und mit unverminderter Seelenkraft geschriebenen Buch „Auf überwachsenen Pfaden“ (1949), in dem er sein Verhalten begründet, ohne zu bereuen.

Vor Gericht wurde Hamsun vom Vorwurf der Mitgliedschaft in einer NS-Organisation freigesprochen, jedoch zu einer „Entschädigung“ von 325.000 Kronen zuzüglich Zinsen und Verfahrenskosten wegen „Schaden gegenüber dem norwegischen Staat“ verurteilt. Die Geldstrafe war derart hoch, dass sie den finanziellen Ruin für Hamsun bedeutete.

1952 starb Hamsun auf seinem Gut Nørholm bei Grimstad.

[Bearbeiten] Werke (in Auswahl)

  • Fra det moderne Amerikas Aandsliv (1889)
  • Hunger, (1890, dt. 1890) ISBN 3-423-11398-7
  • Mysterien (1892, dt. 1894) ISBN 3-423-11157-7 Hörspiel 1959, Regie: Gert Westphal Musik Bernd Scholz ISBN 3-898-13341-9
  • Neue Erde, (dt. 1894)
  • Redakteur Lynge, (dt. 1898)
  • Pan (1894, dt. 1895.) ISBN 3-423-12709-0
  • Victoria. Die Geschichte einer Liebe. (1898, dt. 1899) ISBN 3-423-12639-6
  • Im Märchenland. Erlebtes und Geträumtes aus Kaukasien, (dt. 1903)
  • Unter Herbststernen, (dt. 1906)
  • Benoni, (dt. 1909)
  • Rosa, (dt. 1909)
  • Gedämpftes Saitenspiel, (dt. 1910)
  • Kämpfende Kräfte, (dt. 1910)
  • Kinder ihrer Zeit, (dt. 1914)
  • Die Stadt Segelfoss (1915, dt. 1916)
  • Segen der Erde, (1917, dt. 1918) ISBN 3-423-11055-4
  • Das letzte Kapitel, (1923, dt. 1924)
  • "Landstreicher"-Trilogie:
    • Landstreicher, (dt. 1927)
    • August Weltumsegler (1930)
    • Nach Jahr und Tag (1933)
  • Die Weiber am Brunnen (dt. 1921)
  • Der Ring schließt sich (1936, dt. 1936)
  • Auf überwachsenen Pfaden (dt. 1949) ISBN 3-423-12942-5

[Bearbeiten] Literatur

  • Uta von Bassi: Hansen, Hamsun und die Wahrheit. Eine Studie zur dänischen Dokumentarliteratur am Beispiel von Thorkild Hansens „Hamsun-Prozess“. Frankfurt am Main u. a.: Lang. 1984. (= Beiträge zur Skandinavistik; 2) ISBN 3-8204-5291-5
  • Walter Baumgartner: Knut Hamsun. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1997. (= Rowohlts Monographien; 543; Rororo-Monographien), ISBN 3-499-50543-6
  • Martin Beheim-Schwarzbach: Knut Hamsun. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1990. (= Rowohlts Monographien; 3; rororo-bildmonographien) ISBN 3-499-50003-5
  • Horst Bien: Werke und Wirkungen Knut Hamsuns. Eine Bestandsaufnahme. Leverkusen: Literaturverl. Norden Reinhardt. 1990. (= Artes et litterae septentrionales; 6) ISBN 3-927153-23-0
  • Akos Doma: Die andere Moderne. Knut Hamsun, D. H. Lawrence und die lebensphilosophische Strömung des literarischen Modernismus. Bonn: Bouvier. 1995. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 396) ISBN 3-416-02585-7
  • Per Olov Enquist: Hamsun. Eine Filmerzählung. München u. a.: Hanser. ISBN 3-446-20541-1
  • Thomas Fechner-Smarsly: Die Wiederkehr der Zeichen. Eine psychoanalytische Studie zu Knut Hamsuns „Hunger“. Frankfurt am Main u. a.: Lang. 1991. (= Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik; 25) ISBN 3-631-42946-0
  • Robert Ferguson: Knut Hamsun. Leben gegen den Strom. Biographie. München: Dt. Taschenbuch Verl. 1992 (= dtv; 11491) ISBN 3-471-77543-9
  • Wilhelm Friese: Knut Hamsun und Halldór Kiljan Laxness. Anmerkungen zu Werken und Wirkung. Tübingen u. a.: Francke. 2002. ISBN 3-7720-2780-6
  • Tore Hamsun: Mein Vater Knut Hamsun. München: Langen-Müller. 1993. ISBN 3-7844-2460-0
  • Thorkild Hansen: Knut Hamsun. Seine Zeit, sein Prozess. München u. a.: Langen Müller. 1985. ISBN 3-7844-1875-9
  • Aldo Keel: Knut Hamsun und die Nazis. Neue Quellen, neue Debatten. In: Neue Zürcher Zeitung vom 9. Februar 2002.
  • Ulrich Kriehn: Knut Hamsuns Frühwerk im Kontext. Übergänge vom Naturalismus zur Neuromantik. Frankfurt an der Oder: Viademica-Verl. 1997. (= Edition Kulturwissenschaften; 4) ISBN 3-932756-25-8
  • Gabriele Schulte: Hamsun im Spiegel der deutschen Literaturkritik 1890 bis 1975. Frankfurt am Main u. a.: Lang. 1986. (= Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik; 15) ISBN 3-8204-5597-3
  • Heiko Uecker (Hrsg.): Neues zu Knut Hamsun. Frankfurt am Main u. a.: Lang. 2002. (= Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik; 51) ISBN 3-631-39020-3

[Bearbeiten] Weblinks

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