Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Kettenschifffahrt - Wikipedia

Kettenschifffahrt

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Die Kettenschifffahrt ist eine Methode, Binnenschiffe auf Flüssen fortzubewegen. In der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zogen sich Dampfschiffe an Ketten die Flüsse stromauf. Die Kette wurde von einer Dampfmaschine durch das Schiff mittels auf dem Deck angebrachten Zahntrommeln gezogen, wobei die Kette aus dem Wasser gehoben wurde, über das Deck des Dampfers lief und hinten im Strom versank. Dazu waren Bug und Heck fast bis auf die Wasseroberfläche abwärtsgeneigt. Die Kette lag durchgehend in der Mitte des Flusses. Schiffe, die sich begegneten, mussten mit einem komplizierten Manöver die Kette öffnen, aneinander vorbeifahren und die Kette wieder verschließen.

Mit fortschreitender Industrialisierung nahm der Massengutverkehr auf der Elbe schnell zu. Die bis dahin verwendeten Radschleppdampfer mit Niederdruckdampfmaschine waren zu leistungsschwach. Um das Transportsystem Schleppschifffahrt zu verbessern, wurden nun neue Schleppdampfer gesucht. Die erforderliche Leistung konnte seinerzeit nur von Kettenschleppern erbracht werden. Die Kettenschifffahrt war ein erheblicher Fortschritt gegenüber dem Treideln, weil größere Schiffe mit größeren Lasten bewegt werden konnten und sie schneller fahren konnten. Die Kettenschifffahrt ist an der Seine in Frankreich und an der Elbe in Deutschland besonders bekannt, aber auch an anderen Flüssen.

Konkrete erste Schritte zur Einführung der Kettenschifffahrt in Deutschland wurden seit 1862/1863 an Rhein und Elbe unternommen. An der Elbe begann man 1869 mit dem Verlegen einer eisernen Kette mit Gliedern von 18 Zentimetern in der Fahrrinne. Der erste, reguläre Schleppdienst mit einem Kettendampfer wurde in Magdeburg auf der Elbe im Teilstück Magdeburg-Neustadt und Buckau realisiert. Die ersten beiden Dampfschiffe auf der Elbe waren bei 7 Meter Breite und 44 Meter Länge mit 60 PS motorisiert und zogen vier Lastkähne bis zu 250 Tonnen. 1871 lag die Kette bereits von Magdeburg bis Schandau, nach anderen Angaben bis zur Ortschaft Kreinitz, zwei Jahre später von Hamburg bis Tetschen und 1874 bis Aussig. Im Jahr 1873 verfügte die KSO (Kettenschleppschifffahrt Oberelbe) über 13 Kettendampfer. Auf einer Gesamtlänge von 668 Kilometern rasselten bis zu 28 Kettenschlepper die Elbe stromaufwärts. Auch in der Saale wurden von der Mündung bis nach Halle bis zum Jahr 1903 105 km Kette verlegt.

Der letzte verbliebene Kettendampfer an der Elbe wurde 1948 außer Betrieb genommen, denn es gab nun bessere Antriebsmöglichkeiten (Dieselmotoren). Es handelt sich um den Kettendampfer Gustav Zeuner. Er wird zur Zeit in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme restauriert.

Auch auf dem Main wurden in der Zeit von 1896 bis 1936 Kettenschifffahrt betrieben. Die Kette lag auf 380 Kilometern mainaufwärts bis Bamberg. Im Floßhafen von Aschaffenburg kann das Letzte auf dem Main verbliebene Schiff besichtigt werden, die 1902 gebaute "Määkuh". Sie dient heute als Restaurant und wurde vom bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in die Denkmalliste aufgenommen. Die "Määkuh" hat eine Länge von 50 m, eine Breite von 7 m und konnte bis zu 12 Lastkähne ziehen. Ein Modell dieses Schiffes ist zusammen mit einem Stück der Originalkette im Heimatmuseum von Elsenfeld ausgestellt, auch das Schlossmuseum in Aschaffenburg verfügt über ein Modell. Die Kette wurde nach 1936 aus dem Main geborgen.

Bereits 1878 ging auch auf dem Neckar mit der Heilbronner Neckar-Ketten-Schleppschifffahrt der erste Kettenschlepper mit neun Kähnen im Anhang auf Fahrt zwischen Mannheim und Heilbronn. Eine humorvolle historische Dokumentation finden wir heute bei Mark Twain, dem berühmten Neckarreisenden: "Es war ein Schlepper, und zwar einer von sehr merkwürdigem Bau und Aussehen. Ich hatte ihn oft vom Hotel aus beobachtet und mich gefragt, wie er wohl angetrieben werde, denn offenbar besaß er keine Schraube oder Schaufeln. Jetzt kam er dahergeschäumt, machte eine Menge Lärm verschiedener Art und steigerte ihn ab und zu noch dadurch, dass er ein heiseres Peifen ertönen ließ." - Als in den 1930er Jahren die Regulierung des Flusses durch Staustufen und damit der Ausbau zur großen Wasserstraße begann, bedeutete dies das Ende der bis dato noch rentablen Neckar-Kettenschleppschifffahrt und ihre Ablösung durch große Binnenschiffe.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Sigbert Zesewitz, Helmut Düntzsch, Theodor Grötschel: Kettenschiffahrt. VEB Verlag Technik, Berlin 1987, ISBN 3-341-00282-0
  • Ewald Bellingrath: Ein Leben für die Schifffahrt. Zesewitz, Düntzsch, Grötschel, Schriften des Vereins zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums e.V. Band 4, Lauenburg 2003

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